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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Eins
     
    »Nimmst du einen Brief für mich mit?«, fragte Elsa. »Wir sitzen hier bestimmt noch zwei Wochen fest, da macht sich mein Mann sonst Sorgen.«
    »Ich an seiner Stelle würde diese Beschäftigung auch nach dem Brief fortsetzen«, frotzelte ich.
    Elsa lächelte nur und hielt mir über den Tisch den Umschlag hin. Ihre Kollegen saßen fünf Meter weiter, tranken dunkles Bier und beobachteten uns grinsend. Kein Wunder! Neben Elsa wirkte ich ziemlich farblos. Eine schöne Deutsche, das ist ja ohnehin eine Seltenheit, jedenfalls meiner Meinung nach. Und Elsa Schröder war nicht nur schön, sie trug auch noch ihre prachtvolle Uniform der Lufthansa, in der sie wie eine moderne Walküre aussah. All diese funkelnden Kinkerlitzchen an ihrer Jacke, die lange Reihe silberner Sterne über der linken Brusttasche, das Schiffchen, das ihr wundersamerweise nicht vom Blondhaar rutschte, die beeindruckende Pistole in dem versiegelten Holster …
    »Er wird damit auch weitermachen«, erwiderte Elsa in ernstem Ton. Um ihren Humor war es wesentlich trauriger bestellt als um ihr Russisch. »Was ist nun, nimmst du den Brief mit?«
    »Klar.« Ich nahm ihr den Umschlag ab und wollte ihn mir in die Innentasche stecken, doch das Ding zeigte sich widerspenstig. Seufzend beugte sich Elsa über den Tisch zu mir vor, öffnete meine Jacke und verstaute den Brief in der Tasche, in der bereits die Flugroute und die Kerosinbons Platz gefunden hatten.
    Wieso kannte sie die Uniform der Transaero eigentlich besser als ich selbst?
    »Danke, Peter«, sagte Elsa mit tiefer, weicher Stimme. Anscheinend brachte sie ihre Zuneigung zum Ausdruck, indem sie meinen Namen deutsch entstellte. »Bist ein guter Junge.«
    Vor Ärger verschluckte ich mich sogar.
    »Sag mal, könntest du vielleicht einen Abstecher in Frankfurt machen und den Brief selbst abgeben?«, fuhr Elsa fort. »Warst du schon mal in Frankfurt? Mein Mann würde sich freuen, dich kennenzulernen.«
    Damit wären wir mitten im üblichen Spielchen: Reich jemandem den kleinen Finger …
    »Wir haben einen engen Terminplan, ich bin insgesamt nur drei Tage auf der Erde«, brummte ich.
    »Dann eben beim nächsten Mal«, gab Elsa ohne weiteres auf. »Tschüs, Peter …«
    Sie stand auf.
    »Wohin fliegt ihr eigentlich?« ; erkundigte ich mich noch im letzten Moment.
    »Nach Jamaija.« Elsa seufzte. »Wir haben eine Lieferung aufgebrummt gekriegt.«
    »Vögel?«
    »Wellensittiche und Spatzen.« Die Co-Pilotin der Lufthansa verzog das Gesicht. Ich verstand sie bestens. Tausend lärmende, scheißende und durch die Enge und die ungewohnten Umstände durchgeknallte Vögel irgendwo hinzubefördern war kein Zuckerschlecken.
    Elsa kehrte zu ihren Kollegen zurück, ließ mich allein mit meinem unausgetrunkenen Bier. Noch gestern hätte ich mich mit einem einzigen Bierchen nicht zufriedengegeben. Aber heute musste ich fliegen, so dass genau genommen schon dieses eine verboten war.
    Verstohlen schaute ich mich in der Bar um. Sie war gut besucht, die Leute saßen dicht in Gruppen zusammen. Den größten und lautesten Pulk bildeten die Amerikaner von Delta und United Airlines, nicht ganz so zahlreich waren die Japaner von JAL und die Engländer von British Airways vertreten. Selbst Australier von Qantas und Spanier von Iberia entdeckte ich. Nur von unseren Leuten ließ sich niemand blicken. In puncto Freizeitgestaltung brauchten wir noch Nachhilfe, ganz gewaltig sogar. Seufzend erhob ich mich. Ich ging zum Tresen und langte nach dem Telefon. Der Barkeeper, ein kräftiger Kerl, reichte es mir mit einem freundlichen Lächeln.
    »Ah!«, rief er aus. »Young russian pilot!«
    Er erinnerte sich noch von meinem gestrigen Besuch her an mich. Barkeeper lieben Russen. Sie verdienen gut an uns – selbst dann, wenn wir allein kommen.
    »Ja, ja, der Pilot …«, bestätigte ich zerstreut. Ich nahm das Telefon und wählte die Nummer des Kontrollzentrums.
    Es dauerte, bis jemand ranging. »Flug 36-18, Transaero. Gibt es ein Startfenster für mich?«
    Ehrlich gestanden hoffte ich darauf, dass es mit dem Flug heute nicht klappen würde. Dann könnte ich weiter hier rumsitzen, ein gepflegtes Bierchen trinken und mich in dem gemütlichen Hotelzimmer ausschlafen. Wir kamen nur selten auf diesen Planeten, das Zimmer war in letzter Minute reserviert worden – weshalb ich angenehmerweise eine Luxussuite erhalten hatte.
    »Flug 36-18 …« Am anderen Ende der Leitung hämmerte die Frau auf ihren Computer ein. »Ja, wir haben noch

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