Drake Schwestern 01-02 - Daemmerung des Herzens-06.07.12-OK
Ihnen widersprechen. Haben
Sie sich in der letzten Zeit mal in der Nähe des Lebensmittelladens
rumgetrieben? Inez sorgt für ganz erstaunliche Unterhaltung.« In seiner Stimme
traf triefender Sarkasmus mit Verachtung zusammen.
Sarah wandte sich von ihm ab, zog die Schultern
hoch und nahm sichtlich eine steife Haltung ein. »Was wissen Sie tatsächlich
über Inez, wenn es Ihnen schon innerhalb eines Monats gelungen ist, sich eine
Meinung über sie zu bilden?« Ihre Stimme klang lieblich und interessiert, doch
er hatte das Gefühl, ihr gerade fest auf die Zehen getreten zu sein.
Damon humpelte hinter ihr her wie ein Welpe und
bemühte sich, keine abscheulichen Flüche vor sich hin zu murmeln. Ihn hatte
noch nie interessiert, was andere Leute dachten. Jeder hatte seine Meinung und
manche Menschen hatten sogar sehr fundierte Ansichten. Warum zum Teufel war es
ihm wichtig, was Sarah von ihm hielt? Und warum musste sie ihre Hüften so
auffordernd wiegen, dass er seinen Blick nicht davon losreißen konnte?
Die Küche war in demselben Mitternachtsblau
gekachelt, das im Mosaik den Himmel bildete. Eine lange Fensterreihe bot einen
Ausblick auf einen Blumen- und Kräutergarten, in dessen Mitte ein dreistufiger
Brunnen stand. Sarah bedeutete ihm, sich an den langen Tisch zu setzen, während
sie den Tee überbrühte. Damon konnte nirgendwo im Haus eine Staubflocke oder
Schmutz sehen. »Wann sind Sie hier eingetroffen?«
»Gestern am späten Abend. Es ist ein wunderbares
Gefühl, wieder zu Hause zu sein. Seit meinem letzten Besuch sind schon zwei
Jahre vergangen. Meine Eltern halten sich derzeit in Europa auf. Sie besitzen
mehrere Häuser und sie lieben Italien. Meine Großmutter ist bei ihnen, und
daher hat das Haus hier lange leer gestanden.«
»Dann ist das also das Haus Ihrer Eltern?« Als sie
mit einer Spur ihres geheimnisvollen Lächelns den Kopf schüttelte, fragte er:
»Gehört dieses Haus Ihnen?«
»Gemeinsam mit meinen Schwestern. Unsere Mutter hat
es uns vermacht.« Sie brachte einen dampfenden Becher Tee und stellte ihn neben
seiner Hand auf dem Tisch ab. »Ich glaube, den werden Sie mögen. Er ist
beruhigend und wird gegen die Schmerzen helfen.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich Schmerzen habe.«
Damon hätte sich selbst in den Hintern treten können. Sogar in seinen eigenen
Ohren hörten sich seine Worte albern an, ein trotziges Kind, das die Wahrheit
abstreitet. »Danke«, murmelte er mit Mühe und versuchte an dem Tee zu riechen,
ohne sie mit seinem Gesichtsausdruck zu beleidigen.
Sarah setzte sich ihm gegenüber und schlang beide
Hände um ihre Teetasse. »Womit kann ich Ihnen behilflich sein, Mr. Wilder?«
»Nennen Sie mich Damon«, sagte er.
»Also gut, Damon«, sagte sie mit einem kleinen
Lächeln. »Ich bin einfach nur Sarah.«
Damon konnte ihren durchdringenden Blick fühlen.
»Ich habe mich von Anfang an für dieses Haus interessiert, Sarah. Die Farbe ist
nicht ausgeblichen und sie blättert auch nicht ab, noch nicht einmal in der
salzigen Luft. Ich hatte gehofft, du würdest mir sagen, welches
Konservierungsmittel du verwendet hast.«
Sarah lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und führte
die Teetasse an ihre Lippen. Sie hatten einen wunderschönen Mund. Volle,
sinnliche Lippen, die so geschwungen waren, als lachte sie ständig. Oder als
wollte sie ständig geküsst werden. Dieser Gedanke stellte sich ungebeten ein,
als er ihren Mund anstarrte. Die reinste Versuchung. Unter der Intensität ihres
Blickes spürte er, wie sein Nacken sich rötete.
»Ich verstehe. Du bist also spät abends aus dem
Haus gegangen, obwohl du starke Schmerzen hattest, weil du unbedingt wissen wolltest,
mit welchem Konservierungsmittel ich mein Haus so gut erhalte. Das leuchtet mir
absolut ein.«
Aus ihrer Stimme war keine Belustigung
herauszuhören und es schwang noch nicht einmal eine Spur Sarkasmus mit, und
doch stieg die Röte weiter in sein Gesicht auf. Ihre Augen sahen zu viel. Sie
blickten dort in ihn hinein, wo er nicht gesehen werden wollte, wo er es sich
nicht leisten konnte, gesehen zu werden. Er hätte gern den Blick abgewendet,
aber es schien, als könnte er seine Augen nicht von ihr losreißen.
»Sag mir den wahren Grund, aus dem du hier bist.«
Ihre Stimme war sanft und ermutigte zu vertraulichen Mitteilungen.
Er fuhr sich frustriert mit beiden Händen durch das
Haar. »Ich weiß es wirklich nicht. Es tut mir leid, dass ich in deine
Privatsphäre eingedrungen bin.« Aber es tat ihm überhaupt nicht
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