Drake Schwestern 07 - Sturm der Gefuehle-01.07.12
Lebensmittel zu bringen, war noch keine dieser Pflanzen da.«
Jackson sah sich mit gerunzelter Stirn um. Dunkelgrüne Kletterpflanzen wanden sich an seinem Zaun hinauf. Einige grüne Schösslinge, die den Gehweg säumten und zu beiden Seiten der Steinplatten wuchsen, waren bereits kniehoch und voller Knospen. Er sah sich auch die Steinfliesen genauer an. Inez hatte eine Bemerkung zu den Symbolen gemacht, die in den Stein geritzt waren. Sie waren vorher nicht da gewesen. Das galt auch für die Pflanzen. Es war kein Frühling, und doch keimte es überall, und er sah mehr Vögel als jemals zuvor durch seinen Garten flattern.
Er sah versonnen auf das Meer hinaus, als Elle auf die Veranda trat. Zwei Delfine sprangen in die Luft, überschlugen sich und kehrten ins Wasser zurück. Er beugte sich vor und sah sich noch einmal bedächtig in seinem Garten um. Vögel flogen von Zweigen auf, die ihr Laub für den Winter abgeworfen hatten, und doch konnte er Knospen sehen, die sich auf den entlaubten Ästen bildeten. Er holte scharf Luft, als er aufstand, um Elle zu dem bequemsten Schaukelstuhl zu führen und ihre schlanke Gestalt in eine Decke zu hüllen.
»Bringen Sie Jackson oft Lebensmittel, Inez?«, fragte Elle.
Inez nickte ernst und ignorierte den leisen Spott in Elles Tonfall. »Jemand musste doch dafür sorgen, dass er etwas Ordentliches isst.«
Elle musterte betont die Muskeln, die sich auf Jacksons Armen und auf seiner Brust klar abzeichneten. »Sie haben Recht, auf mich wirkt er auch halb verhungert.« Sie lächelte die ältere Frau strahlend an und blies in ihren Tee.
Inez sah sie streng an. »Das war ganz schön sarkastisch, meine Liebe.«
Bomber schob seinen Kopf unter Jacksons Finger, um sich kraulen zu lassen. Elle unterdrückte ein weiteres Lächeln. »Ich glaube, Sie haben ihn zu sehr verwöhnt, Inez. Sie kennen doch seinen Ruf als großer, böser Bube, und der geht dann flöten, wenn das rauskommt.«
Inez sah Jackson liebevoll an. »Er hält sich nur für einen großen, bösen Buben. Wusstest du, dass er fast jeden Abend nach dem jungen Donny Ruttermyer sieht und sein Geld mit ihm durchgeht, damit er seine Rechnungen bezahlt?«
Elle wusste, dass Donny am Down-Syndrom litt und im Alter von zwanzig Jahren begonnen hatte, Gelegenheitsarbeiten für etliche Geschäftsleute zu erledigen, weil er entschlossen war, allein zurechtzukommen. Sie bemerkte die leichte Röte, die in Jacksons Gesicht aufstieg, und er hütete sich davor, sie anzusehen. »Ach ja?«
Inez nickte. »Donny verehrt ihn gewaltig.«
Jackson wand sich auf seinem Stuhl. »Eigentlich kümmert sich der alte Mars um Donny. Er bringt ihm Obst und Gemüse, und er war es auch, der Donna von dem Laden für Geschenkartikel überredet hat, dem Jungen ein Zimmer zu vermieten. Und Mars geht seine Rechnungen mit ihm durch. Ich schaue dann nur nochmal zur Kontrolle drüber.«
»Sie geben ihm Geld, wenn er knapp bei Kasse ist.« Inez hatte keinerlei Bedenken, ihn zu verpetzen.
»So oft ist er nun auch wieder nicht knapp bei Kasse«, verteidigte sich Jackson. »Der Junge kommt allein klar.«
Elle tauschte einen belustigten Blick mit Inez aus. »Ja, er kommt gut zurecht, Jackson.« Sie holte tief Atem. »Und was erzählt man sich in der letzten Zeit über mich, Inez? Ich wüsste gern, welche Gerüchte darüber im Umlauf sind, was mir zugestoßen sein könnte.«
Inez zuckte die Achseln. »So oft, wie du fort bist, hat anfangs keiner geahnt, dass etwas nicht stimmt, aber dann haben deine Schwestern aufgehört, von der Hochzeit zu reden, und angefangen, sich in eurem Haus zu versammeln. Wir konnten Hannah auf der Aussichtsplattform sehen und wussten, dass etwas nicht stimmt. Die Leute sind übereinstimmend der Meinung, du hättest dich auf einer Erkundung irgendwo verirrt.«
Elle nickte. Sie sah der älteren Frau in die Augen und hielt ihren Blick einen Moment lang fest. Diese »übereinstimmende Meinung« war von Inez ausgegangen, die den Dreh raushatte, die Menschen in ihrer Umgebung zu beeinflussen, damit sie genau das, was sie wollte, über die Drake-Schwestern dachten. »Ich bin durch Südamerika gereist und abgestürzt, als ich an einer ziemlich steilen Felswand raufgestiegen bin. Ich habe mir Verletzungen zugezogen, aber sie verheilen gut.«
Inez warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und stellte ihre Kaffeetasse ab. »Donna wird sich schon fragen, was heute Morgen mit mir los ist. Diese Frau ist furchtbar neugierig. Sie wird Jonas anrufen und ihm
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