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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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versöhnt?
    Großinquisitor.
Wenn Philipp sich in Demuth beugt.
    König (nach einer Pause).
Mein Sohn
Sinnt auf Empörung.
    Großinquisitor.
Was beschließen Sie?
    König.
Nichts – oder Alles.
    Großinquisitor.
Und was heißt hier Alles?
    König.
Ich lass' ihn fliehen, wenn ich ihn
Nicht sterben lassen kann.
    Großinquisitor.
Nun, Sire?
    König.
Kannst du mir einen neuen Glauben gründen,
Der eines Kindes blut'gen Mord vertheidigt?
    Großinquisitor.
Die ewige Gerechtigkeit zu sühnen,
Starb an dem Holze Gottes Sohn.
    König.
Du willst
Durch ganz Europa diese Meinung pflanzen?
    Großinquisitor.
So weit, als man das Kreuz verehrt.
    König.
Ich frevle
An der Natur – auch diese mächt'ge Stimme
Willst du zum Schweigen bringen?
    Großinquisitor.
Vor dem Glauben
Gilt keine Stimme der Natur.
    König.
Ich lege
Mein Richteramt in deine Hände. – Kann
Ich ganz zurücke treten?
    Großinquisitor.
Geben Sie
Ihn mir.
    König.
Es ist mein einz'ger Sohn – Wem hab' ich
Gesammelt?
    Großinquisitor.
Der Verwesung lieber, als
Der Freiheit.
    König (steht auf).
Wir sind einig. Kommt.
    Großinquisitor.
Wohin?
    König.
Aus meiner Hand das Opfer zu empfangen.
    (Er führt ihn hinweg.)
Letzter Auftritt.
    Zimmer der Königin.
    Carlos. Die Königin. Zuletzt der König mit Gefolge .
    Carlos (in einem Mönchsgewand, eine Maske vor dem Gesichte, die er eben jetzt abnimmt, unter dem Arm ein bloßes Schwert. Es ist ganz finster. Er nähert sich einer Thüre, welche geöffnet wird. Die Königin tritt heraus im Nachtkleide, mit einem brennenden Licht. Carlos läßt sich vor ihr auf ein Knie nieder).
Elisabeth!
    Königin (mit stiller Wehmuth auf seinem Anblick verweilend).
So sehen wir uns wieder?
    Carlos.
So sehen wir uns wieder!
    (Stillschweigen.)
    Königin (sucht sich zu fassen).
Stehn Sie auf. Wir wollen
Einander nicht erweichen, Carl. Nicht durch
Ohnmächt'ge Thränen will der große Todte
Gefeiert werden. Thränen mögen fließen
Für kleinre Leiden! – Er hat sich geopfert
Für Sie! Mit seinem theuern Leben
Hat er das Ihrige erkauft – Und diese Blut
Wär' einem Hirngespinst geflossen? – Carlos!
Ich selber habe gut gesagt für Sie.
Auf meine Bürgschaft schied er freudiger
Von hinnen. Werden Sie zur Lügnerin
Mich machen?
    Carlos (mit Begeisterung).
Einen Leichenstein will ich
Ihm setzen, wie noch keinem Könige
Geworden – Ueber seiner Asche blühe
Ein Paradies!
    Königin.
So hab' ich Sie gewollt!
Das war die große Meinung seines Todes!
Mich wählte er zu seines letzten Willens
Vollstreckerin. Ich mahne Sie. Ich werde
Auf die Erfüllung dieses Eides halten.
– Und noch ein anderes Vermächtnis legte
Der Sterbende in meine Hand – Ich gab ihm
Mein Wort – und – warum soll ich es verschweigen?
Er übergab mir seinen Carl – Ich trotze
Dem Schein – ich will vor Menschen nicht mehr zittern,
Will einmal kühn sein, wie ein Freund. Mein Herz
Soll reden. Tugend nannt' er unsre Liebe?
Ich glaub' es ihm und will mein Herz nicht mehr –
    Carlos.
Vollenden Sie nicht, Königin – Ich habe
In einem langen, schweren Traum gelegen.
Ich liebte – Jetzt bin ich erwacht. Vergessen
Sei das Vergangne! Hier sind Ihre Briefe
Zurück. Vernichten Sie die meinen. Fürchten
Sie keine Wallung mehr von mir. Es ist
Vorbei. Ein reiner Feuer hat mein Wesen
Geläutert. Meine Leidenschaft wohnt in den Gräbern
Der Todten. Keine sterbliche Begierde
Theilt diesen Busen mehr.
(Nach einem Stillschweigen ihre Hand fassend.)
Ich kam, um Abschied
Zu nehmen – Mutter, endlich seh' ich ein,
Es gibt ein höher, wünschenswerther Gut,
Als dich besitzen – Eine kurze Nacht
Hat meiner Jahre trägen Lauf beflügelt,
Frühzeitig mich zum Mann gereift. Ich habe
Für dieses Leben keine Arbeit mehr,
Als die Erinnerung an ihn! Vorbei
Sind alle meine Ernten –
(Er nähert sich der Königin, welche das Gesicht verhüllt.)
Sagen Sie
Mir gar nichts, Mutter?
    Königin.
Kehren Sie sich nicht
An meine Thränen, Carl – Ich kann nicht anders –
Doch, glauben Sie mir, ich bewundre Sie.
    Carlos.
Sie waren unsers Bundes einzige
Vertraute – unter diesem Namen werden
Wie auf der ganzen Welt das Theuerste
Mit bleiben. Meine Freundschaft kann ich Ihnen
So wenig, als noch gestern meine Liebe
Verschenken an ein andres Weib – Doch heilig
Sei mir die königliche Wittwe, führt
Die Vorsicht mich auf diesen Thron.
    (Der König, begleitet vom Großinquisitor und seinen Granden, erscheint im Hintergrunde, ohne bemerkt zu werden.)
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