Dramatische Werke
Auftritt.
Marketenderzelt, davor eine Kram- und Trödelbude. Soldaten von allen Farben und Feldzeichen drängen sich durch einander, alle Tische sind besetzt. Kroaten und Uhlanen an einem Kohlfeuer kochen, Marketenderin schenkt Wein, Soldatenjungen würfeln auf einer Trommel, im Zelt wird gesungen.
Ein Bauer und sein Sohn.
Bauerknabe.
Vater, es wird nicht gut ablaufen,
Bleiben wir von dem Soldatenhaufen.
Sind Euch gar trotzige Kameraden;
Wenn sie uns nur nichts am Leibe schaden.
Bauer.
Ei was! Sie werden uns ja nicht fressen,
Treiben sie's auch ein wenig vermessen.
Siehst du? sind neue Völker herein,
Kommen frisch von der Saal' und dem Main,
Bringen Beut' mit, die rarsten Sachen!
Unser ist's, wenn wir's nur listig machen.
Ein Hauptmann, den ein andrer erstach,
Ließ mir ein paar glückliche Würfel nach.
Die will ich heut einmal probieren,
Ob sie die alte Kraft noch führen.
Mußt dich nur recht erbärmlich stellen,
Sind dir gar lockere, leichte Gesellen.
Lassen sich gerne schön thun und loben,
So wie gewonnen, so ist's zerstoben.
Nehmen sie uns das Unsre in Scheffeln,
Müssen wir's wieder bekommen in Löffeln;
Schlagen sie grob mit dem Schwerte drein,
Sie sind wir pfiffig und treiben's fein.
(Im Zelt wird gesungen und gejubelt.)
Wie sie juchzen – daß Gott erbarm!
Alles das geht von des Bauern Felle.
Schon acht Monate legt sich der Schwarm
Uns in die Betten und in die Ställe,
Weit herum ist in der ganzen Aue
Keine Feder mehr, keine Klaue,
Daß wir für Hunger und Elend schier
Nagen müssen die eignen Knochen.
War's doch nicht ärger und krauser hier,
Als der Sachs noch im Land thät pochen.
Und Die nennen sich Kaiserliche!
Bauerknabe.
Vater, da kommen ein Paar aus der Küche,
Sehen nicht aus, als wär' viel zu nehmen.
Bauer.
Sind einheimische, geborne Böhmen,
Von des Terschkas Karabinieren,
Liegen schon lang in diesen Quartieren.
Unter allen die schlimmsten just,
Spreizen sich, werfen sich in die Brust,
Thun, als wenn sie zu fürnehm wären,
Mit dem Bauer ein Glas zu leeren.
Aber dort seh' ich die drei scharfe Schützen
Linker Hand um ein Feuer sitzen,
Sehen mir aus wie Tiroler schier.
Emmerich, komm! an die wollen wir,
Lustige Vögel, die gerne schwatzen,
Tragen sich sauber und führen Batzen.
(Gehen nach den Zelten.)
Zweiter Auftritt.
Vorige. Wachtmeister. Trompeter. Uhlan.
Trompeter.
Was will der Bauer da? Fort, Halunk!
Bauer.
Gnädige Herren, einen Bissen und Trunk!
Haben heut noch nichts Warmes gegessen.
Trompeter.
Ei, das muß immer saufen und fressen.
Uhlan (mit einem Glase).
Nichts gefrühstückt? Da, trink, du Hund!
(Führt den Bauer nach dem Zelte; jene kommen vorwärts.)
Wachtmeister (zum Trompeter).
Meinst du, man hab' uns ohne Grund
Heute die doppelte Löhnung gegeben,
Nur daß wir flott und lustig leben?
Trompeter.
Die Herzogin kommt ja heute herein
Mit dem fürstlichen Fräulein –
Wachtmeister.
Das ist nur der Schein.
Die Truppen, die aus fremden Landen
Sich hier vor Pilsen zusammen fanden,
Die sollen wir gleich an uns locken
Mit gutem Schluck und guten Brocken,
Damit sie sich gleich zufrieden finden
Und fester sich mit uns verbinden.
Trompeter.
Ja, es ist wieder was im Werke!
Wachtmeister.
Die Herrn Generäle und Kommendanten –
Trompeter.
Es ist gar nicht geheuer, wie ich merke.
Wachtmeister.
Die sich so dick hier zusammen fanden –
Trompeter.
Sind nicht für die Langweil herbemüht.
Wachtmeister.
Und das Gemunkel und das Geschicke –
Trompeter.
Ja, ja!
Wachtmeister.
Und von Wien die alte Perücke,
Die man seit gestern herumgehn sieht,
Mit der guldenen Gnadenkette,
Das hat was zu bedeuten, ich wette.
Trompeter.
Wieder so ein Spürhund, gebt nur Acht,
Der die Jagd auf den Herzog macht.
Wachtmeister.
Merkst du wohl? Sie trauen uns nicht,
Fürchten des Friedländers heimlich Gesicht.
Er ist ihnen zu hoch gestiegen,
Möchten ihn gern herunterkriegen.
Trompeter.
Aber wir halten ihn aufrecht, wir.
Dächten doch Alle, wie ich und Ihr!
Wachtmeister.
Unser Regiment und die andern vier,
Die der Terschka anführt, des Herzogs Schwager,
Das resoluteste Corps im Lager,
Sind ihm ergeben und gewogen,
Hat er uns selbst doch herangezogen,
Alle Hauptleute setzt' er ein,
Sind alle mit Leib und Leben sein.
Dritter Auftritt.
Kroat mit einem Halsschmuck. Scharfschütze folgt. Vorige.
Scharfschütz.
Kroat, wo hast du das Halsband gestohlen?
Handle dir's ab! dir ist's doch nichts nütz.
Geb' dir dafür das Paar Terzerolen.
Kroat.
Nix, nix! Du willst mich
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