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Dramatische Werke

Dramatische Werke

Titel: Dramatische Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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übriggebliebenen wenigen edlen vollends in den Mastdarm zu stoßen – kurz resolviert! entweder heraus mit dem Silbergeschirr, mit dem Klosterschatz und allen den blanken Thälerchen, oder – meine Kerls verstanden mich schon – ich sage dir, ich hab' aus dem Kloster mehr denn tausend Thaler Werths geschleift, und den Spaß obendrein, und meine Kerls haben ihnen ein Andenken hinterlassen, sie werden ihre neun Monate dran zu schleppen haben.
    Razmann (auf den Boden stampfend).
Daß mich der Donner da weg hatte!
    Spiegelberg.
Siehst du? Sag' du mehr, als ob das kein Luderleben ist? und dabei bleibt man frisch und stark, und das Corpus ist noch beisammen und schwillt dir stündlich wie ein Prälats-Bauch – ich weiß nicht, ich muß was Magnetisches an mir haben, das dir alles Lumpengesindel auf Gottes Erdboden anzieht wie Stahl und Eisen.
    Razmann.
Schöner Magnet du! Aber so möcht' ich Henkers doch wissen, was für Hexereien du brauchst –
    Spiegelberg.
Hexereien? Braucht keine Hexereien – Kopf mußt du haben! Ein gewisses praktisches Judicium, das man freilich nicht in der Gerste frißt – denn siehst du, ich pfleg' immer zu sagen: einen honetten Mann kann man aus jedem Weidenstotzen formen, aber zu einem Spitzbuben will's Grütz – auch gehört dazu ein eigenes Nationalgenie, ein gewisses, daß ich so sage, Spitzbubenklima , und da rath ich dir, reis' du ins Graubünder Land, das ist das Athen der heutigen Gauner.
    Razmann.
Bruder! man hat mir überhaupt das ganze Italien gerühmt.
    Spiegelberg.
Ja, ja! man muß Niemand sein Recht vorenthalten, Italien weist auch seine Männer auf, und wenn Deutschland so fortmacht, wie es bereits auf dem Weg ist, und die Bibel vollends hinausvotiert, wie es die glänzendsten Aspecten hat, so kann mit der Zeit auch noch aus Deutschland was Gutes kommen – überhaupt aber, muß ich dir sagen, macht das Klima nicht sonderlich viel, das Genie kommt überall fort, und das Übrige, Bruder – ein Holzapfel, weißt du wohl, wird im Paradiesgärtlein selber ewig keine Ananas – aber daß ich dir weiter sage – wo bin ich stehen geblieben?
    Razmann.
Bei den Kunstgriffen!
    Spiegelberg.
Ja recht, bei den Kunstgriffen. So ist dein Erstes, wenn du in die Stadt kommst, du ziehst bei den Bettelvögten, Stadtpatrollanten und Zuchtknechten Kundschaft ein, wer so am fleißigsten bei ihnen einspreche, die Ehre gebe, und diese Kunden suchst du auf – ferner nistest du dich in die Kaffeehäuser, Bordelle, Wirthshäuser ein, spähst, sondierst, wer am meisten über die wohlfeile Zeit, die fünf pro Cent, über die einreißende Pest der Polizeiverbesserungen schreit, wer am meisten über die Regierung schimpft, oder wider die Physiognomik eifert und dergleichen, Bruder! das ist die rechte Höhe! die Ehrlichkeit wackelt wie ein hohler Zahn, du darfst nur den Pelikan ansetzen – oder besser und kürzer: du gehst und wirfst einen vollen Beutel auf die offene Straße, versteckst dich irgendwo und merkst dir wohl, wer ihn aufhebt – eine Weile drauf jagst du hinterher, suchst, schreist und fragst nur so im Vorbeigehen: haben der Herr nicht etwa einen Geldbeutel gefunden? Sagt er ja , – nun so hat's der Teufel gesehen: läugnet er's aber: der Herr verzeihen – ich wüßte mich nicht zu entsinnen, – ich bedaure (aufspringend) Bruder! Triumph, Bruder! Lösch deine Laterne aus, schlauer Diogenes! – du hast deinen Mann gefunden.
    Razmann.
Du bist ein ausgelernter Praktikus.
    Spiegelberg.
Mein Gott! als ob ich noch jemals dran gezweifelt hätte – Nun du deinen Mann in dem Hamen hast, mußt du's auch fein schlau angreifen, daß du ihn hebst! – Siehst du, mein Sohn! das hab' ich so gemacht: – Sobald ich einmal die Fährte hatte, hängt' ich mich meinem Candidaten an wie eine Klette, saufte Brüderschaft mit ihm, und Notabene! zechfrei mußt du ihn halten! da geht freilich ein Schönes drauf, aber das achtest du nicht — du gehst weiter, du führst ihn in Spielcompagnieen und bei liederlichen Menschern ein, verwickelst ihn in Schlägereien und schelmische Streiche, bis er an Saft und Kraft und Geld und Gewissen und gutem Namen bankrutt wird; denn incidenter muß ich dir sagen, du richtest nichts aus, wenn du nicht Leib und Seele verderbst – Glaube mir, Bruder! das hab' ich aus meiner starken Praxi wohl fünfzigmal abstrahiert, wenn der ehrliche Mann einmal aus dem Nest gejagt ist, so ist der Teufel Meister – der Schritt ist dann so leicht – o so leicht, als der Sprung

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