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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Kapitel 1
11. Januar 2018
    »Willkommen daheim auf dem Mars!«
    Sie eröffnete diese öffentlichen Sendungen immer auf die gleiche Art. Prononciert, freundlich, aufgeschlossen.
    »Viktor und ich befinden uns in der Nähe des Nordrands des Gusev-Kraters und führen letzte Vermessungsarbeiten durch.«
    In Wirklichkeit mußten wir das Habitat ein letztes Mal verlassen. Um uns ein letztes Mal umzusehen und noch ein wenig Zeit miteinander zu verbringen, bevor wir uns wieder in dieses Mutterschiff von der Größe eines Schuhkartons quetschen.
    »Die meisten von Ihnen werden den wunderschönen Anblick bereits kennen.«
    Ich hoffe, ihr langweilt euch nicht jetzt schon und geht an den Kühlschrank.
    »Und doch ist es immer wieder ein schönes Bild, wie die hohen Wälle von der Nachmittagssonne angestrahlt werden. Sie sind einen Kilometer hoch.«
    Hoffe, sie erinnern sich nicht mehr daran, daß ich fast dasselbe Gelände vor einem Jahr schon einmal abgehandelt habe. Die Vervollständigung eines Koordinatensystems ist nicht aufregend, doch vielleicht sollten wir das Publikum nicht zu sehr verwöhnen. Zumal Axelrods Medienfritzen diesen Teil sowieso einfach rausschneiden würden.
    »Wir suchen hier nach außergewöhnlichen vulkanischen Aktivitäten, ob fossile Funde oder sogar aktuelle Emissionen. Und auch nach biologischen Hinweisen – ich habe noch Hoffnung. Wir müssen die Augen offenhalten. Der Mars verbirgt nämlich viele seiner Geheimnisse im Staub!
    Wir haben zwar noch nichts gefunden, aber ein paar von Ihnen werden sich vielleicht erinnern – Viktor, würdest du die Kamera bitte nach Osten schwenken? –, daß wir dort drüben ein paar Lavaröhren ausgemacht haben, die so groß sind, daß man aufrecht in ihnen stehen könnte. Das war vielleicht spannend! Marc hat mit der Radiokarbonmethode ermittelt, daß die Lava vor fast einer Milliarde Jahren durch die Röhren geflossen ist.«
    Genau, und es gibt auch keinerlei Anzeichen für spätere Aktivitäten. Ich wette, Axelrods PR-Manager werden den ganzen Abschnitt rausschneiden.
    Nicht, daß ich mir etwas daraus machen würde. Ich muß inzwischen über dreihundert dieser Infotainment-Sendungen moderiert und jedesmal Begeisterung geheuchelt haben. Zumindest in diesem Beitrag gibt’s was fürs Auge. Der Rückflug wird noch schlimmer werden als diese laaaangen sechs Monate, die wir für den Hinflug gebraucht haben. Nichts zu melden außer wissenschaftlichen Details. Es wird uns nicht mehr möglich sein, die Gefahren der Landung zu dramatisieren oder über sensationelle Funde zu spekulieren wie auf dem Hinweg. Vielleicht ein paar Anmerkungen zu den Risiken der Atmosphärenbremsung, doch das sind Kinkerlitzchen. Unsere unbeschadete Rückkehr steht wohl jetzt schon fest, so daß die Buchmacher nicht einmal mehr Wetten dagegen annehmen.
    »Also bleiben wir dran. Noch eine Nacht hier draußen, und dann zurück zur Basis, um die Startvorbereitungen zu treffen. Wird sicher spannend!«
    Mein Lächeln muß inzwischen gefroren sein …
    »›Auf Wiedersehen‹, sagt Julia vom Mars.«
    * * *
    Sie streckte die Zunge heraus. »Arrrgh! Ich mach das nun schon seit zwei Jahren, und ich weiß noch immer nicht, was ich sagen soll.«
    Viktor nahm die Kamera herunter. »Sei spontan. Besser ist das.«
    »Mein Gott, wenn es im Vertrag nicht so festgelegt wäre …«
    »… hättest du nicht mal ein Dutzend Sendungen gemacht. Ich weiß. Das hast du vielleicht schon tausendmal gesagt.«
    »Marc kann das viel besser als ich.«
    »Marc ist aber nicht hier. Willst du deine Eltern kurz grüßen?«
    Das hob ihre Stimmung. »Klar, laß laufen.«
    Julia nahm eine nicht mehr ganz so heroische Haltung ein und verlagerte den Körperschwerpunkt aufs andere Bein. Sie steckte im Druckanzug, durch den sie kompakt und massig wirkte, und als Viktor das Bild heranzoomte, sah man auch, daß der Anzug verschrammt und verblichen war. Die Farbe war einmal ein schmuckes Königsblau gewesen, die wohl geschmackvollste Farbe der vier Anzüge, doch unter der UV-Strahlung und den Peroxiden auf dem Mars hatte der Raumanzug arg gelitten. Nun wirkte Viktors Gelb frischer und vorteilhafter.
    Viktor winkte, und sie sagte: »Hallo, Mums und Dad. Ich bin mal wieder unterwegs. Hat’s euch denn gefallen auf der Känguruh-Insel? Fällt mir schwer, die alten Adleraugen offenzuhalten, wo ich weiß, daß wir in ein paar Wochen den Rückflug antreten. Mensch, ich krieche bald auf dem Zahnfleisch! Viktor gönnt mir mal ‘ne Pause, ‘ne

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