Dramatische Werke
ist, und wird – ewig niemals belohnt.
Amalia.
Nein, sie wird im Himmel belohnt. Sagt man nicht, es gebe eine bessere Welt, wo dir Traurigen sich freuen und die Liebenden sich wieder erkennen?
Moor.
Ja, eine Welt, wo die Schleier hinwegfallen und die Liebe sich schrecklich wiederfindet – Ewigkeit heißt ihr Name – meine Amalia ist ein unglückliches Mädchen.
Amalia.
Unglücklich, und Sie lieben?
Moor.
Unglücklich, weil sie mich liebt! Wie, wenn ich ein Todtschläger wäre? wie, mein Fräulein, wenn Ihr Geliebter Ihnen für jeden Kuß einen Mord aufzählen könnte? Wehe meiner Amalia! sie ist ein unglückliches Mädchen.
Amalia (froh aufhüpfend).
Ha! wie bin ich ein glückliches Mädchen! Mein Einziger ist Nachtstrahl der Gottheit, und die Gottheit ist Huld und Erbarmen! Nicht eine Fliege konnt' er leiden sehen – Seine Seele ist so fern von einem blutigen Gedanken, als fern der Mittag von der Mitternacht ist.
Moor (kehrt sich schnell ab in ein Gebüsch, blickt starr in die Gegend).
Amalia (singt und spielt auf der Laute).
Willst mich, Hektor, ewig mir entreißen,
Wo des Äaciden mordend Eisen
Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt?
Wer wird künftig deinen Kleinen lehren
Speere werfen und die Götter ehren,
Wenn hinunter dich der Xanthus schlingt?
Moor (nimmt die Laute stillschweigend und spielt).
Theures Weib, geh, hol die Todeslanze! –
Laß – mich fort – zum wilden Kriegestanze –
(Er wirft die Laute weg und flieht davon.)
Fünfte Scene.
Nahgelegener Wald. Nacht. Ein altes verfallenes Schloß in der Mitte.
Die Räuberbande gelagert auf der Erde.
Die Räuber singen.
Stehlen, morden, huren, balgen
Heißt bei uns nur die Zeit zerstreun.
Morgen hangen wir am Galgen,
Drum laßt uns heute lustig sein.
Ein freies Leben führen wir,
Ein Leben voller Wonne;
Der Wald ist unser Nachtquartier,
Bei Sturm und Wind hantieren wir,
Der Mond ist unsre Sonne,
Mercurius ist unser Mann,
Der's Prakticieren trefflich kann.
Heut laden wir bei Pfaffen uns ein,
Bei masten Pächtern morgen;
Was drüber ist, da lassen wir fein
Den lieben Herrgott sorgen.
Und haben wir im Traubensaft
Die Gurgel ausgebadet,
So machen wir uns Muth und Kraft
Und mit dem Schwarzen Brüderschaft,
Der in der Hölle bratet.
Das Wehgeheul geschlagner Väter,
Der bangen Mütter Klaggezeter,
Das Winseln der verlaßnen Braut
Ist Schmaus für unsre Trommelhaut!
Ha! wenn sie euch unter dem Beile so zucken,
Ausbrüllen wie Kälber, umfallen wie Mucken,
Das kitzelt unsern Augenstern,
Das schmeichelt unsern Ohren gern.
Und wenn mein Stündlein kommen nun,
Der Henker soll es holen!
So haben wir halt unsern Lohn
Und schmieren unsre Sohlen,
Ein Schlückchen auf den Weg vom heißen Traubensohn,
Und hurra rax dax! geht's, als flögen wir davon.
Schweizer.
Es wird Nacht, und der Hauptmann noch nicht da!
Razmann.
Und versprach doch Schlag acht Uhr wieder bei uns einzutreffen.
Schweizer.
Wenn ihm Leides geschehen wäre – Kameraden! wir zünden an und morden den Säugling.
Spiegelberg (nimmt Razmann beiseite).
Auf ein Wort, Razmann.
Schwarz (zu Grimm).
Wollen wir nicht Spionen ausstellen?
Grimm.
Laß du ihn! Er wird einen Fang thun, daß wir uns schämen müssen.
Schweizer.
Da brennst du dich, beim Henker! Er ging nicht von uns wie einer, der einen Schelmenstreich im Schild führt. Hast du vergessen, was er gesagt hat, als er uns über die Heide führte? – »Wer nur eine Rübe vom Acker stiehlt, daß ich's erfahre, läßt seinen Kopf hier, so wahr ich Moor heiße.« – Wir dürfen nicht rauben.
Razmann (leise zu Spiegelberg).
Wo will das hinaus – rede deutscher!
Spiegelberg.
Pst! Pst! – Ich weiß nicht, was du oder ich für Begriffe von Freiheit haben, daß wir an einem Karrn ziehen, wie Stiere, und dabei wunderviel von Independenz declamieren – Es gefällt mir nicht.
Schweizer (zu Grimm).
Was wohl dieser Windkopf hier an der Kunkel hat?
Razmann (leise zu Spiegelberg).
Du sprichst vom Hauptmann? –
Spiegelberg.
Pst doch! Pst! – Er hat so feine Ohren unter uns herumlaufen – Hauptmann , sagst du? wer hat ihn zum Hauptmann über uns gesetzt, oder hat er nicht diesen Titel usurpiert, der von Rechtswegen mein ist? – Wie, legen wir darum unser Leben auf Würfel – baden darum alle Milzsuchten des Schicksals aus, daß wir am Ende noch von Glück sagen, die Leibeigenen eines Sclaven zu sein? – Leibeigene, da wir Fürsten sein könnten? – Bei Gott! Razmann – das
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