Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
Vom Netzwerk:
Prinz spielte mit einem juwelenbesetzten Fluuver, während er dort auf einem moosbewachsenen Felsen in einem Weidenhain saß; aber mit den Gedanken war er, wie üblich, ganz woanders.
    Ein Bote kam vom Landhaus herauf, um dem Prinzen die Neuigkeit über Aardvark zu berichten. Der Bote hieß Vitello.
    »Sire«, sagte Vitello, »ich bringe außergewöhnliche Nachrichten aus Ultragnolle.«
    »Gute oder schlechte Nachrichten?«
    »Das kommt darauf an, wie Sie sie aufnehmen, Herr, was ich nicht zu raten wage.«
    »Es ist also eine gewichtige Sache?«
    »Aye, wenn ein Planet gewichtig ist.«
    Der Prinz überlegte einen Augenblick und schnippte dann mit den Fingern. »Ich weiß! Der ungestüme Dramokles hat Aardvark genommen!«
    »Wie haben Sie das erraten, Sire?«
    »Nenn’ es eine Vorahnung.«
    »Ich würde es Traubengelee nennen, wenn das dem Herrn Prinzen beliebt«, sagte Vitello. »Ich heiße Vitello.«
    Chuch sah ihn scharf an. »Du scheinst ein fähiger Bursche zu sein. Sag mir, Vitello, könntest du mir nützlich sein?«
    »Ah, Sire«, sagte Vitello, »ich stehe zu Ihren Diensten. Wen soll ich töten?«
    »Sachte«, sagte Chuch. »Für den Augenblick kann es Mord genug sein, einen Plan zu durchkreuzen.«
    »Majestät verhüllen Ihre Gedanken hinter dunklen Obskuritäten, zynischen denen bedeutungsvolle Blitze aufflammen und diesen Espenzweig zum Zittern bringen.«
    »In Sachen Obskurität scheinst du mir auch nicht gerade ein Anfänger zu sein«, sagte Chuch. »Aber die großen Sätze werde allein ich sprechen. Vergiß das niemals.«
    »Ich werde daran denken, Sire.«
    »Ich werde jetzt sofort nach Ultragnolle zurückkehren. Seltsame Tage liegen vor uns, Vitello. Wer weiß, ob es mir nicht gelingt, einen großen Preis aus diesen unruhigen Wassern zu fischen? Du wirst mich begleiten. Geh jetzt und sorge dafür, daß mein Raumschiff startklar gemacht wird.«
    Vitello verneigte sich tief. Die beiden Männer tauschten Herr-und-Sklave-Blicke aus. Vitello ging.
    Chuch blieb grübelnd auf dem Hügel zurück, bis der untere Rand der Sonne den Horizont berührte. Als sich blaues Zwielicht über das Land senkte, lächelte er ein geheimnisvolles Lächeln, stand auf, faltete seinen juwelenbesetzten Fluuver zusammen und kehrte zu seinem Landhaus zurück. Eine Stunde später verließen er und Vitello Maldoror in der Raumjacht des Prinzen.

8
    Der Große Salon in Schloß Ultragnolle war ein großer, hoher Raum mit Wänden aus unverputztem grauem Stein. In einer Wand befand sich ein mächtiger Kamin, in dem ein helles Feuer prasselte. Von den Wänden hingen gelbe Fahnen herab, und auf jeder stand der Name eines der Lehnsgüter Glorms. In die Decke waren gläserne Kuppeln eingesetzt, durch die gedämpft gelbes Sonnenlicht herabströmte. Vier Könige warteten dort, um mit einem fünften zu konferieren.
    Dramokles stand in einem kleinen Nebenraum und beobachtete die vier Könige durch ein Guckloch. Er kannte sie alle nur zu gut. In einem Schaukelstuhl saß sein Bruder John mit übereinandergeschlagenen Beinen und paffte eine Zigarre. Er war gerade erst von seinem Planeten Crimsole hier eingetroffen. Vor dem Kamin stand, die Hände hinter dem aufrechten Rücken gefaltet, Rufus, Dramokles’ ältester Freund, eine imposante, martialische Erscheinung, Herrscher von Druth, dem Glorm am nächsten gelegenen Planeten. Zehn Fuß von ihm entfernt stand Adalbert, der Herrscher des kleinen Planeten Aardvark, ein großer, dünner junger Mann mit wallendem Haar und einer Nickelbrille auf der spitzen Nase. Bei ihm stand Snint von Lekk, ein melancholisch aussehender Mann mittleren Alters, ganz in Schwarz gekleidet.
    Dramokles war nervös. Seine Erleichterung über die Besetzung Aardvarks war verflogen. Er war noch immer überzeugt, das Richtige zu tun – die Vorzeichen waren nicht zu mißdeuten gewesen –, aber er erkannte jetzt, daß es nicht leicht werden würde. Und wie konnte er das alles den anderen Königen erklären, besonders Adalbert, dessen Vater ein enger Freund gewesen war, und dessen Planeten er nun erobert hatte? Wie konnte er erklären, was er selbst kaum begriff? Wenn er ihnen doch nur hätte sagen können: »Vertraut mir. Ich habe es nicht wirklich auf eure Planeten abgesehen. Ich muß diese Dinge nur tun, um meine Bestimmung zu erfüllen.«
    Und überhaupt, was war denn seine Bestimmung? Warum hatte er Aardvark besetzt? Was mußte er als nächstes tun?
    Dramokles wußte es nicht. Aber die Könige warteten.
    »Nun«, sagte er zu

Weitere Kostenlose Bücher