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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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ganze Gedankenkette zu unterdrücken«, sagte Fisch mit der krächzenden Stimme, die Androiden trotz aller Fortschritte in der Stimmbox-Technologie immer noch haben. »Ihr ehrenwerter Vater, Otho, ließ mich stets seine Erinnerung an ehemalige Mätressen auslöschen, mit Ausnahme ihre Geburtstage, denn er war ein großherziger Mann. Außerdem beharrte er darauf, sich nicht an die Farbe Blau erinnern zu wollen.«
    »Aber ich will den Gedanken auch nicht völlig verlieren«, sagte Dramokles. »Es ist ein sehr wichtiger Gedanke. Ich möchte mich in von heute an genau dreißig Jahren wieder an ihn erinnern.«
    »Das ist bedeutend schwieriger«, sagte Fisch.
    »Könnten Sie den Gedanken nicht unterdrücken und ihn mit einem posthypnotischen Befehl versehen, so daß ich mich in dreißig Jahren wieder an ihn erinnere?«
    »Ich habe diese Technik bei König Otho mit Erfolg angewandt. Er wollte alle sechs Monate an Gilbert und Sullivan denken, aus Gründen, die er mir nie enthüllt hat. Unglücklicherweise sind dreißig Jahre für einen verläßlichen posthypnotischen Erinnerungsauslöser zu lang.«
    »Können Sie denn sonst nichts tun?«
    »Nun, ich könnte die Erinnerung mit einem bestimmten Schlüsselwort koppeln. Dann müßte Eure Hoheit das Schlüsselwort einer vertrauenswürdigen Person anvertrauen, die Ihnen dieses Wort in dreißig Jahren sagt.«
    »Zum Beispiel einem professionellen Erinnerer,« Dramokles dachte ein paar Sekunden darüber nach. Obschon nicht völlig narrensicher, schien es doch ein recht guter Plan zu sein. »Was schlagen Sie als Schlüsselwort vor?« fragte er Fisch.
    »Ich persönlich würde shazaam nehmen«, antwortete der Androide.
    Dramokles durchforschte die Galaktischen Gelben Seiten nach einem vertrauenswürdigen Gedächtnis-Service. Er entschied sich für Clara. Mit seiner Raumjacht flog er in die Stadt Murl und nannte Clara das Schlüsselwort.
    Als er nach Ultragnolle zurückkehrte, suchte er erneut Dr. Fisch auf. »Jetzt möchte ich, daß Sie meine Erinnerung an die bewußte Sache unterdrücken und die Erinnerung mit dem Schlüsselwort shazaam verbinden. Aber da ist noch eine Sache, ehe Sie anfangen, und ich weiß nicht recht, wie ich es Ihnen sagen soll.«
    »Kein Grund zur Sorge, mein König. Ich habe meine Angelegenheiten bereits geordnet, weil ich vermute, daß Sie vorhaben, mich zu zerstören.«
    »Wie haben Sie das erraten?« fragte Dramokles überrascht grinsend.
    »Kein Problem, Sire, für jemanden, der Ihren Charakter genau kennt und sich klar darüber ist, daß es in dieser Sache auf größtmögliche Geheimhaltung ankommt.«
    »Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel«, sagte Dramokles. »Ich meine, Sie sind schließlich keine wirklich lebende Person oder dergleichen.«
    »Wir Androiden besitzen keinen Selbsterhaltungstrieb«, sagte Dr. Fisch. »Ich möchte diese letzte Gelegenheit nutzen, Ihnen Glück bei dem großartigen Wagnis zu wünschen, das Sie eines Tages auf sich nehmen werden.«
    »Das ist nett von Ihnen, Fisch«, sagte Dramokles. Er pappte einen Klumpen blaues Plastik auf Fischs Schlüsselbein und implantierte einen blaßgrünen Detonator. »Leben Sie wohl, alter Freund. Bringen wir es hinter uns.«
    Fisch schaltete den Narkopsychosynthesizer ein und tat, wie ihm geheißen. (Dramokles konnte sich nicht mehr an alle seiner letzten Entscheidungen erinnern, denn er hatte Fisch befohlen, daß die Erinnerung an sie erst später zurückkehren sollte.) Fisch beendete seine Arbeit. Dramokles stand vom Operationstisch auf und dachte, er habe gerade eine Massage erhalten und es verlange ihn nun nach einem Spaziergang. Ein posthypnotischer Befehl trieb ihn, sich hundert Yards von Fischs Labor zu entfernen. Dann hörte er die Explosion.
    Als er zurückrannte, sah er, daß Dr. Fisch in die Luft geflogen war.
    Dramokles hatte keine Ahnung, wie jemand auf die Idee kommen konnte, einen harmlosen Androiden wie Fisch zu sprengen. Daß er selbst es gewesen sein könnte, kam ihm nie in den Sinn, denn explodierte Androiden sind nicht mehr sehr gesprächig.
    Der Androide hatte gute Arbeit geleistet. Dramokles machte sich daran, seinen Planeten zu regieren, und rätselte, was wohl seine wahre Bestimmung sein mochte. Und so gingen dreißig Jahre ins Land.

4
    Nachdem die Erinnerung zurückgekehrt war, lehnte Dramokles sich in seinem Sessel zurück und geriet ins Grübeln. Wie wundersam und voller Überraschungen das Leben doch war, dachte er. Noch vor einer Stunde war er gelangweilt und

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