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Dramocles

Dramocles

Titel: Dramocles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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die zu dem Dachgarten über dem Kriegszimmer führte. Auf der obersten Stufe drehte er sich um und rief: »Du bist dumm, Dramokles, ganz einfach dumm!« Dann ging er hinaus.

43
    Rufus stellte das Telefon weg. Er war sich der Unumkehrbarkeit des Augenblicks bewußt, des amoralischen und unwiederholbaren Augenblicks, der sich gnadenlos in den nächsten Augenblick verwandelte und dann in den übernächsten. Seine Männer beobachteten ihn erwartungsvoll. Drusilla schaute ihn mit jenem sonderbaren Blick an, der ihm an ihr zu mißfallen begann. Alle warteten darauf, daß er den entscheidenden Befehl gab.
    Rufus wußte nicht, was er tun sollte. Dramokles’ Anweisung ergab keinen Sinn. Was versprach er sich davon? Rufus kannte die militärische Stärke Glorms ebensogut wie Dramokles. Mit keiner List, keiner Strategie, konnte der Sieg noch errungen werden, wenn die feindlichen Schiffe einen bestimmten Punkt überflogen hatten.
    Es sei denn, Dramokles hatte tatsächlich vor, sich zu ergeben. Aber das war undenkbar.
    Rufus preßte die Hände gegen den Kopf, um das Schwirren seiner Gedanken zu beruhigen. Was sollte er tun? Um Dramokles helfen zu können – sofern das überhaupt noch möglich war – mußte er tun, was Dramokles wollte. Aber was wollte Dramokles wirklich? Angriff oder Rückzug? Hinterhalt oder Kapitulation?
    Da es keine verläßliche Grundlage für eine Entscheidung gab, entschloß sich Rufus, zu tun, was er selbst für das beste hielt.
    Er wandte sich seinen Kommandeuren zu. »Angriff!« rief er.
    »Angriff auf wen?« riefen seine Kommandeure zurück, detailbesessen, wie er es sie gelehrt hatte.
    »Auf Johns und Haldemars Flotte! Radiert sie aus, Jungs!«
    Seine Offiziere sahen einander an. Der rangälteste Kommandeur sagte: »Lord Rufus, der Feind ist jetzt außer Reichweite. Bis wir sie eingeholt haben, sind sie längst über Glorm. Wir können nicht mehr verhindern, daß sie den Planeten bombardieren. Dramokles wird sich ergeben müssen.«
    »Sie haben meinen Befehl gehört. Den Feind verfolgen und vernichten.«
    »Die glormische Flotte wird uns dabei im Weg sein.«
    »Das ist mir egal. Schießt sie in Stücke. Na los doch.« Rufus’ Nasenflügel bebten, seine Wangenmuskeln zitterten vor Erregung. Tiefe Linien durchfurchten sein Gesicht.
    Seine Kommandeure standen da und starrten ihn an. Rufus stierte zurück. Dann wurden seine Schultern schlaff. »Ich widerrufe diesen letzten Befehl«, sagte er. »Die Flotte soll ihre Position beibehalten. Dramokles ergibt sich. Der Krieg ist zu Ende.«

44
    Baron Johns Kommandoschiff Ovipositer Eins war mit allem ausgestattet, was ein Potentat im Weltraum benötigte. John bewohnte mittschiffs eine Drei-Zimmer-Suite. Er saß an einem eleganten kleinen Rosenholztisch und machte sich Notizen über den Verlauf des Feldzuges. Später wollte er daraus das Drehbuch für eine Fernsehserie machen. Anne hatte eine seperate Suite, die an seine angrenzte.
    Hier fand ihn sein Kammerherr kurz nach dem Eintreffen der Flotte am Rande des glormischen Hoheitsbezirkes.
    »Sire«, sagte der Kammerherr, »wir haben Kontakt zum Feind.«
    »Sehr gut«, sagte John. »Wurde bereits das Feuer eröffnet?«
    »Nein, Sire. Wir haben eine merkwürdige Nachricht von Glorm erhalten.«
    »Was für eine Nachricht?«
    »Sie ist von Dramokles, Sire. Er ergibt sich.«
    John schwang seine kurzen Beine herum und stand auf. Er schaute den Kammerherrn mißtrauisch an. »Sich ergeben? Das muß ein Trick sein. Wo ist die glormische Flotte?«
    »Sie haben sich zurückgezogen, Sire. Glorm liegt ungeschützt vor uns. Dramokles hat öffentlich verlauten lassen, daß er einen Krieg um jeden Preis vermeiden will. Er hat sogar angeboten, abzudanken, wenn das die einzige Möglichkeit ist, den Frieden zu erhalten.«
    Die Verbindungstür zwischen den Suiten öffnete sich, und Anne kam herein. Sie trug eine enge, blaugraue Uniform, und ihr messingfarbenes Haar verbarg sich hochgesteckt unter einer Offiziersmütze. Die Abzeichen auf ihren Schultern wiesen sie als General der Marine aus. Sie hatte vorgehabt, die erste Attacke selbst zu kommandieren, nicht weil sie von Natur aus kriegerisch war, sondern um, angesichts Crimsoles Finanzlage, dafür zu sorgen, daß die Kosten im Rahmen blieben.
    Anne fragte den Kammerherrn: »Was ist mit Rufus?«
    »Er leistet keinen Widerstand. Seine Flotte befindet sich nach wie vor innerhalb Druths Hoheitsgebiet.«
    »Merkwürdig«, sagte John. »Es paßt nicht zu Dramokles, sich einfach

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