Dread Empire's Fall 03 - Die letzte Galaxis
Tork vorgegangen war. In dieser Hinsicht hatte sie ihn unterschätzt.
Nachdem sie die Botschaft angesehen hatte, nutzte Sula den verringerten Schub, um zu duschen. Als das Wasser auf ihre müden, von der Schwerkraft zermürbten Muskeln prasselte und zwischen den Metallwänden der winzigen Duschkabine der Duft von Sandelholz aufstieg, dachte sie über ihre Zukunft nach.
Sie bekleidete jetzt den Rang eines Kapitäns, und das war mehr, als sie jemals zu erreichen gehofft hatte. Sie hatte einige Orden bekommen und besaß ein bescheidenes Vermögen.
Die Armee hatte sie nicht mehr, und auch das Schiff würde sie bald verlieren.
Berühmt war sie auch, aber darauf legte sie keinen großen Wert. Ruhm weckte nur die Neugierde, und das konnte sich jemand mit ihrer Geschichte nicht erlauben. Vielleicht wären ein paar Jahre auf einem entlegenen Posten die beste Möglichkeit.
Insgesamt konnte sie sich kaum beklagen.
Sie hatte Tork nicht getrotzt, um berühmt zu werden, sondern aus Stolz. Ihre Leistungen waren nicht von der Hand zu weisen, und der Stolz war immer noch sehr lebendig. Den konnte Tork ihr auf keinen Fall nehmen.
Sie hatte den Krieg gut überstanden.
Dann hielt sie inne und dachte an Martinez. Er gehörte nicht zu den Menschen, die Torks Befehle still hinnahmen.
Wahrscheinlich rastete er gerade aus.
»Sie dürfen nicht sagen, dass wir gesiegt haben. Sie dürfen nicht sagen, dass wir den Feind mit einem Verhältnis von zehn zu eins vernichtet haben. Sie dürfen nicht sagen, dass wir eine überlegene Taktik angewendet haben. Diese Tatsachen müssen Sie vergessen, bis Pezzini seinen Bericht vorlegt – falls er überhaupt jemals vorgelegt wird. Sie müssen Ihren Mannschaften einschärfen, dass niemand über diese Dinge sprechen darf. Wir wollen ja nicht, dass irgendjemand Ärger bekommt.«
Martinez betrachtete die überraschten Gesichter seiner Offiziere und rang sich ein Lächeln ab.
»Ich will Ihnen versichern, dass der Oberkommandierende es damit absolut ernst meint. Der Ermittlungsdienst wird jeden verfolgen, der achtlos mit diesen Informationen umgeht.« Ernst blickte er sie der Reihe nach an. »Hier stehen möglicherweise Karrieren auf dem Spiel. Ich weise Sie so nachdrücklich darauf hin, weil ich nicht will, dass irgendjemandem Nachteile entstehen.«
Er nahm die Gabel in die Hand. »Nachdem wir dieses unangenehme Vorwort hinter uns haben, wollen wir unsere Mahlzeit genießen. Ich glaube, Perry hat mit dem Filet etwas ganz Hervorragendes angestellt.«
Die anderen aßen nachdenklich unter den Wandbildern mit den aufmarschierenden Ahnen.
Martinez hatte ihnen gerade reichlich Gesprächsstoff geliefert. Wenn man ein Thema bekanntmachen wollte, gab es keine bessere Möglichkeit, als dessen Erwähnung strikt zu verbieten. Lord Torks Befehle beleidigten – jedenfalls in Martinez’ Interpretation – den Stolz aller Besatzungsmitglieder der ChenForce. Wenn die Offiziere und Mannschaften der Illustrious und der Courage ihre Schiffe verließen und ihre neuen Posten antraten, würden sie den verletzten Stolz mitnehmen.
Es war lächerlich, ihnen zu befehlen, nicht über ihre Leistungen zu sprechen. Natürlich würden sie darüber reden – in Messen, beim Abendessen, in Wohnzimmern beim Cocktail, betrunken in Bars. Sie würden sich ihrer Zeit in der ChenForce rühmen, als sie unter Michi Chen und Martinez gedient hatten.
Sie würden dafür sorgen, dass die Erinnerung an die ChenForce nicht starb.
Martinez hatte außerdem sehr darauf geachtet, seinen Vortrag zu halten, während die Diener gerade die Teller servierten. So würden auch die unteren Dienstgrade ihre Empörung in die gesamte Flotte tragen.
Es gab bestimmte Dinge, die Tork einfach nicht tun konnte. Es war ihm nicht möglich, eine größere Anzahl von Peers unter Beobachtung zu stellen und dafür zu sorgen, dass sie nie wieder über ihre Kriegserlebnisse sprachen. Erst recht konnte er sie nicht bestrafen, wenn sie es dennoch taten. Er konnte nicht Hunderte von Mannschaftsdienstgraden verfolgen, die sich überall in der erweiterten Flotte bewegten, und er konnte sie auch nicht entlassen.
Manchmal, dachte Martinez, kann man die Befehle eines Vorgesetzten am besten dadurch sabotieren, dass man sie perfekt und wörtlich befolgt.
Das Essen mit den Offizieren war der erste einer ganzen Reihe von gesellschaftlichen Anlässen nach der langen, brutalen Verzögerung. Die ChenForce flog durch die purpurnen und grünen Ringe eines Gasriesen und
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