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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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fleckig und Speichelfäden zogen sich am Kinn entlang.
    Scheiß auf ihr Gesicht, dachte Snyder. Einfach eine Tüte drüberziehen. Er lächelte ihr durch die Scheibe zu und öffnete die Beifahrertür. Du meine Güte! Jetzt wurde sie auch noch rot und ruckelte ungelenk mit den Schultern, wie ein Teenager, der zum ersten Mal in das Auto des Geliebten steigt. Dabei kam sie wahrscheinlich ganz schön herum. Sie mochte wohl um die dreißig sein. Am Montag hatte es sogar Momente gegeben, in denen sie ganz vernünftig erschien.
    »Alice«, rief er.
    Alice stieg ein, zog die Wagentür hinter sich zu, beugte sich zu ihm hinüber und schob ihm unvermittelt ihre Zunge ins Ohr und ihre Hand in die Hose. Snyder war froh, dass er diesmal keinen Overall anhatte. »Hast du mir was mitgebracht?« fragte sie.
    Snyder spielte mit ihr. »Was soll ich mitgebracht haben?«
    Sofort zog sie ihre Arme zurück und schlang sie um ihren Körper, ihre Mundwinkel verzogen sich und die Augen füllten sich mit hässlichen Tränen. »Was zu rauchen«, maulte sie. »Was Schönes.«
    »Ach das«, sagte Snyder.
    »Bitte!«
    »Rauchen ist ungesund.«
    Wieder erhob sich Gejammer. »Du hast es aber versprochen.«
    »Krieg dich wieder ein«, murmelte Snyder. Er bekam ein Lächeln zustande. »Das ist aber nicht fair von dir. Wenn ich dir schöne Ringe und was Anständiges zu rauchen mitbringen soll, dann musst du mir auch etwas geben.«
    Es war unglaublich, wie leicht sie an- und abzustellen war. Am Montag hatte sie behauptet, sie sei seit fünfzehn Monaten in der Klinik. Snyder war der Meinung, dass die Irrenärzte in dieser langen Zeit eigentlich etwas für sie hätten tun können. Aber sie war noch immer total durcheinander. Er beobachtete ihr Gesicht, während er redete. Es wurde gerade von einer Welle der Erleichterung und Dankbarkeit durchflutet, der unmittelbar im Anschluss Bestürzung und hinterher ein Ausdruck von sexueller Erregung folgten, was ihn fast abgeturnt hätte. Ihre Zunge und Hände begannen erneut, ihn wie am Montag zu bearbeiten, und wieder sagte er sich, scheiß auf ihr Gesicht.
    Er zeigte ihr die Stange Zigaretten, die in einer Tüte auf dem Rücksitz lag. Das brachte sie wieder in Stimmung. Sie kletterte über die Lehne des Sitzes, zog ihr Höschen aus und zerrte ihn zu sich. Obwohl er nur knapp fünfzehn Minuten mit ihr zugange war, ging es so hitzig und fiebrig zur Sache, dass er gleich noch ein zweites Mal kam.
    Dann schob er sie aus dem Wagen, zusammen mit der Stange Zigaretten und einer Halskette aus Kunststoff für zwölf Dollar. Er fuhr zurück zum Haupteingang, immer auf der Hut vor dem Wachpersonal der Klinik. Wie immer war niemand zu sehen.
    Um sechs Uhr stand er bei Eddie Loman im Hinterzimmer, um zu erfahren, dass er für einen Job im Süden vorgesehen war.
    Das Interessanteste daran war, dass Wyatt dahinter steckte.

Zehn
    Snyder bemerkte sofort, dass Eddie Loman seinem Blick auswich und sich unruhig und unablässig seine Beinprothese rieb. Snyder wartete eine Weile, um zu testen, ob er von selbst damit herausrückte. Dann sagte er: »Hast du nicht was übersehen?«
    »Was soll ich übersehen haben?«
    »Er wird verdammt noch mal gesucht.«
    Lomans Gesicht verzog sich. »Du hast also davon gehört.«
    »Zum Teufel, natürlich hab ich davon gehört. Zwanzigtausend für den, der ihn auffliegen lässt.«
    Loman rieb sich wieder die Prothese. Durch die Bewegungen rutschte das Hosenbein nach oben und enthüllte ein künstliches Bein in Schweinchenrosa. Das Bein hatte er vor zehn Jahren verloren; auf der Flucht war er mit seinem Wagen in eine Wanne voller Bullen gerast. Vermutlich leidet er immer noch unter Phantomschmerzen, dachte Snyder.
    »Ich meine«, fuhr er fort, »man fragt sich schon, warum Wyatt ausgerechnet jetzt eine Truppe zusammenstellen will, wo doch im Augenblick möglichst keiner wissen sollte, wo er steckt. Der muss doch durchgeknallt sein, oder?«
    Er beobachtete, wie Loman die Biergläser nachfüllte und die leeren Flaschen anschließend unter dem Tisch verschwinden ließ. Dort lagen bereits drei leere Flaschen Melbourne Bitter. Loman war ein ordentlicher Mensch. In den Wohnräumen, die hinter seinem Baustoff- und Heimwerkermarkt lagen, passte zwar kein Stein auf den anderen und das Mobiliar sah aus, als hätte er es bei einer Versteigerung des Nachlasses von Erdbebenopfern ergattert, aber nirgends war auch nur ein Körnchen Staub zu entdecken und es roch frisch gelüftet.
    Loman nahm einen großen Schluck

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