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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Bier. Danach platzierte er sein Glas ordentlich auf einen Untersetzer, den das Konterfei eines Aborigines zierte. »Also ich glaube, Wyatt hat keine Ahnung, dass sie ihn suchen.«
    »Genau darum geht’s doch. Du hättest es ihm gestern Abend am Telefon sagen können. Hast du aber nicht getan.«
    Loman blickte ihn an. »Wyatt kann auf sich selbst aufpassen.«
    »Komm mir bloß nicht so, Eddie. Zuerst kassierst du von ihm eine Vermittlungsgebühr dafür, dass ich bei dem Job mitmische, und dann verpfeifst du ihn für zwanzigtausend. Hab ich Recht? Ist ’ne richtige Arschlochnummer.«
    Snyder war in seinem Element und Loman interessierte ihn nicht. Der war einer von denen, die Spezialisten und die nötige Ausrüstung an Leute vermittelten, die etwas Größeres vorhatten. Auch Snyder kam über ihn öfter an gute Jobs heran. Aber den Typ zu mögen, das war irgendwie nicht drin. Nicht mit diesem fahlen Gesicht, dem Raucherhusten und allen Anzeichen weiterer, stark vorangeschrittener innerlicher Verwesungsprozesse. Außerdem schätzte es Snyder nicht, wenn er verarscht wurde. Ihm missfiel, dass Loman gerade versucht hatte, zwanzigtausend extra einzustreichen, ohne ihm etwas davon abzutreten.
    »Hm? Ist doch ziemlich fies, dem alten Wyatt so was anzutun, oder? Ganz zu schweigen von der Gefahr, in die meine Wenigkeit dadurch geraten kann. Was, wenn der Kopfgeldjäger ausgerechnet dann auf Wyatt zielt, wenn ich gerade in der Schusslinie stehe, hm? Antworte.«
    Hinter Lomans Stirn arbeitete es fieberhaft. »Ich hätte ihn bestimmt informiert. Ich hab gedacht, weil das Ding irgendwo im Busch abläuft, ist er fürs Erste sicher. Und wenn alles vorbei ist, hätte ich es ihm auf jeden Fall gesagt, ist doch klar.«
    Snyder nickte mit dem Kopf und sagte: »Ach, jetzt kapier ich langsam. Du bist also gar nicht hinter den zwanzig Riesen Kopfgeld her.«
    »Ich doch nicht! Wyatt ist mein –« Loman suchte nach Worten, »naja, Freund wär zu viel gesagt, aber er ist einer meiner besten Kunden.«
    Snyders schwammiges Gesicht straffte sich, als er sich zu Loman hinüberbeugte. »Wie viel?«
    »Ich versteh nicht.«
    »Was zahlt er dir? Wie viel bin ich ihm wert?«
    Loman rieb sein Bein. »Fünfzehnhundert.«
    »Und worum geht’s?«
    »Hat er nicht gesagt, nur, dass es ein ganz großes Ding wird.«
    »Und dass es eine Funkanlage gibt, die ich möglichst effizient stören soll. Was springt für mich dabei raus? Was hat er gesagt?«
    »Anteilig. Kein fester Betrag, sondern einen bestimmten Anteil an der Beute.«
    Snyder grinste. »Wenn ich’s also richtig verstehe, ist es so, dass du mickrige fünfzehnhundert bekommst, für mich dagegen sind einige zehntausend drin. Ich könnte gut verstehen, wenn sich da einer etwas benachteiligt fühlt und ein bisschen mehr vom Kuchen haben will. Du natürlich nicht, oder?«
    Ein Hauch von Röte überzog Lomans fahle Haut. »Ich hatte keine Ahnung, dass du so gut mit Wyatt kannst.«
    »Absolut nicht. Ich mach nur meinen Job, er macht seinen. Wir sind eben Profis und nicht vom Neid zerfressen. Und keiner von uns verursacht Aufruhr hinter dem Rücken des anderen.«
    »Okay, okay. Ist ja gut.« Loman lehnte sich zurück. Die Sitzfläche seines Stuhls war aus glattem, braunen Plastik und es gab ein Geräusch wie ein Furz. Er rutschte noch einmal demonstrativ hin und her, um zu beweisen, dass es der Stuhl war, nicht er.
    »Eins ist klar«, sagte Snyder, »Wyatt ist sein Geld wert. Mit Typen wie dir und mir geht er anständig um. Man muss schon ein echtes Schwein sein, um ihn irgendeinem Kopfgeldjäger aus Sydney zu liefern.«
    »Das reicht jetzt, okay?« erwiderte Loman. »Ich hab’s verstanden.«
    »Das wär ’ne echte Arschlochnummer.«

Elf
    Letterman arbeitete jetzt für die Firma in Sydney, aber er sah immer noch wie ein Bulle aus. Eigentlich gab es längst keinen Grund mehr, graue Anzüge zu tragen, aber in anderen Klamotten fühlte er sich einfach unwohl. Er war groß, kräftig und machte eine gute Figur. Dieser Effekt wurde nun mal durch das Tragen von Jeans, Cordhosen oder T-Shirts einfach ruiniert. Er fand, er wirke sanft in seinen Anzügen, ein bisschen wie ein Bankangestellter aus der Vorstadt.
    Er führte eine marineblaue Krawatte unter dem Hemdkragen entlang und beugte sich vor zum Spiegel, um sie zu binden. Die Haare in den Nasenlöchern und Ohren kümmerten ihn wenig. Sie waren Ausdruck seines Elans und einer ihm innewohnenden Wut. Genau wie sein langsam kahl werdender Schädel. Er

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