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Dreck

Dreck

Titel: Dreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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nicht hingehörten, erst dann machte er sie ganz auf, um mögliche Quecksilberelektroden zu entfernen. Anschließend untersuchte er den Bereich unter dem Fahrersitz nach Bomben, die auf Druck reagierten, und schaute auch unter der Motorhaube nach dem Rechten. Die Karre war clean. Er setzte seine schwarze Hornbrille auf, die er immer beim Fahren trug, stieg ein und fuhr im Rückwärtsgang aus der Parklücke.
    Er fuhr von St. Kilda über den Nepean Highway nach Frankston. Dort bog er nach Shoreham ab und suchte nach dem Postamt. Hinter dem Schalter stand ein älterer Mann mit wässrigen Augen. »Ich arbeite für die Courier Mail in Brisbane«, sagte Letterman, »und bin an einer Geschichte dran über einen Verbrecher, der hier in der Nähe gewohnt hat.«
    »Meinen Sie Warner?« fragte der Postangestellte.
    Letterman nickte. Er hatte ein paar alte Ausgaben der Melbourner Zeitungen in den Fingern gehabt und wusste, dass Wyatt hier diesen Namen benutzt hatte. Er hatte sich auch gleich Kopien der polizeilichen Fahndungsbilder beschafft und zog eine aus der Tasche, die er dem Postler unter die Nase hielt. »Ist er das?«
    Beide studierten das Phantombild aufmerksam. Der Polizeizeichner hatte Warner mit schmalem Gesicht, etwas strubbeligen kurzen Haaren und freudlosen Zügen dargestellt.
    »Gar nicht schlecht, sieht ihm sogar ähnlich«, meinte der Postler. »Wissen Sie, eigentlich waren wir damals ziemlich platt. Er schien ein total netter Kerl zu sein, ein bisschen zurückhaltend irgendwie. Keiner hier hatte auch nur den leisesten Verdacht.«
    Letterman steckte die Kopie wieder ein. Jetzt wussten es allerdings alle. Große Geschichte, füllte ganze Titelseiten. Bandenkrieg, stand in den Schlagzeilen. Organisierte kriminelle Elemente aus Sydney im Kampf mit örtlichen kriminellen Elementen, von denen hinterher einige nicht mehr am Leben waren. Die Polizei suchte einen Mann, der sich abwechselnd Warner, Lake oder Wyatt nannte und zuletzt auf seiner Farm auf der Mornington Halbinsel gesehen worden war.
    »Ich recherchiere für eine Reportage über das Doppelleben solcher Typen«, erklärte Letterman.
    Der Postangestellte schob seine Unterlippe abschätzig nach vorn und sah aus dem Fenster. Letterman ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Kerl wollte wohl andeuten, dass er gar nicht erst versuchen sollte, ihn übers Ohr zu hauen. »Von einer Zeitung aus Brisbane sagen Sie?«
    »Korrekt«, erwiderte Letterman.
    »Das ist also bis nach dorthin gelangt?«
    Der Königsweg zum Herzen des Postlers war also sein Stolz. Lettermann trug dick auf: »Ich würde mal sagen, das war die absolut größte Geschichte seit langem.«
    Der Postler strahlte. Dann huschte ein Schatten des Bedauerns über sein Gesicht. »Eigentlich kann ich Ihnen überhaupt nicht viel erzählen.«
    »Um einen kleinen Anfang zu wagen, sagen Sie mir doch, ob er irgendwelche Briefe bekam. Leser interessieren sich für solche Details ungemein. Briefe von der Freundin, aus Übersee, von Verwandten oder Bekannten aus anderen Bundesstaaten, etwas dergleichen?«
    Der Postangestellte schüttelte traurig den Kopf. »Wie ich der Polizei schon gesagt habe, er hat vielleicht Briefe aufgegeben, aber bekommen hat er nie welche. Die Leute werden immer schreibfauler. Sie benutzen heutzutage lieber das Telefon.«
    Letterman bedankte sich höflich und ließ sich den Weg zu Wyatts Farm in Mornington beschreiben. Das Gebäude war versiegelt. Das Gras stand viel zu hoch. Der unbefestigte Weg zum Haus wies keine Spuren eines kürzlichen Besuchs auf. Wyatt war seit einer Ewigkeit nicht mehr hier, dachte Letterman, und er wird auch nicht mehr zurückkehren. Dasselbe erwähnte er dem Nachbarn gegenüber, einem ungehalten wirkenden Farmer. »Der wäre doch verrückt«, bemerkte dieser, »wenn der hier wieder auftauchen würde. Wir waren alle ziemlich wütend auf ihn. Wenn er wirklich noch mal aufkreuzen sollte, dann kann er was erleben.«
    Letterman stieg in seinen Fairmont. Die ganze lange Fahrt war ein Schuss in den Ofen gewesen, es war überhaupt nichts herausgekommen, und zu allem Überdruss war er auch noch in Kuhscheiße getreten und hatte sich an einem Stück Stacheldraht ein Fädchen seines Anzugs gerissen. Er hasste das Buschland, keine Ahnung, wie Leute dort leben konnten.
    Vor Frust bekam er Magenschmerzen, und während der Fahrt zurück nach Melbourne ließ er die letzten Jahre Revue passieren. Sie hatten zu ihm gesagt, er habe das Zeug zum Polizeipräsidenten. Also hatte er

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