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Drei Engel für Armand

Drei Engel für Armand

Titel: Drei Engel für Armand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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in nichts nachstand.
    Der Raum war so groß wie Danielles eigenes Gemach. Die Wände bestanden aus getünchtem, mit Gold geschmücktem Holz, der Boden aus glänzendem Marmor. Aber wohingegen ihr eigenes Zimmer offen und geräumig wirkte, war dieser Raum … vollgestopft.
    Schwarz lackierte Bücherregale bedeckten die linke Wand vom Boden bis zur Decke. Sie waren mit mehr Büchern bepackt, als Danielle jemals gesehen hatte. An der Wand gegenüber hingen an samtgepolsterten Haken alle erdenklichen Arten von Waffen. Da gab es Schwerter, Messer, Bogen und Armbrüste, Speere und Ketten, Stäbe in sämtlichen Größen und viele andere Gegenstände, deren Funktion Danielle nicht einmal ansatzweise enträtseln konnte.
    Öllampen standen in kleinen Steinnischen in der Wand. Gewölbte Scheiben aus glänzendem Silber warfen ihr Licht in den Raum zurück und ließen die stählernen Waffen schimmern.
    Danielles Aufmerksamkeit wurde von etwas auf sich gezogen, was wie eine abgeflachte Spindel aussah und zwischen einer mit Nägeln gespickten Keule an einer Kette und einer überdimensionalen Axt hing. Die Spindel ähnelte einem Holzkreuz, um dessen langes Ende eine aus mehreren Strähnen geflochtene weiße Schnur gewunden war.
    Talia nahm sie von der Wand und überprüfte eine Windung in der Schnur. Sie grunzte zufrieden, korrigierte ihren Griff am Heft und schnippte mit dem Handgelenk. Ein Bleigewicht schoss aus der Spitze und knallte mit einem dumpfen Schlag gegen die Tür, wobei es die Schnur wie eine Peitsche hinter sich herzog.
    »Was ist das?«, fragte Danielle.
    »Talia hat einige ungewöhnliche Waffen mitgebracht, als sie ankam«, erklärte die Königin.
    »Dies ist eine Attentäterwaffe, eine Zaraq-Peitsche«, führte Talia aus. Sie holte etwas Schnur ein und stieß dann die blanke Holzspitze wie ein Messer nach vorn. »Sie ist nicht spitz, aber ein Schlag gegen die Kehle kann einen Mann lähmen oder töten, je nachdem, wie fest er geführt wird.«
    Danielle wollte gerade eine weitere Frage stellen, als sie von einem farbigen Funkeln über sich abgelenkt wurde. Erst jetzt bemerkte sie, dass die gesamte Decke von einer Karte Lorindars eingenommen wurde. Die Karte war prächtig, ein Kunstwerk, das sich ohne Weiteres mit den Mosaiken im Thronraum oben messen konnte. Landstraßen, Flüsse und Fußwege verliefen kreuz und quer durch Wälder und Berge. Der Palast war ein klarer Kristall auf der nordöstlichsten Spitze der Insel. Der Ozean glänzte wie wirkliches Wasser.
    Bei genauerer Betrachtung konnte Danielle die einzelnen Lapislazuliplättchen erkennen, aus denen die Meere sich zusammensetzten. Die blauen Plättchen schnitten eine Linie durch die Mitte der Insel, die die große Schlucht darstellte. Amethystblättchen formten einen weiten Ring um die Schlucht und umrissen die Grenzen von Elfstadt. Die Colwich-Sümpfe im Süden waren aus einer Art dunkler Jade. Reihen blutroter Kieselsteine markierten die größeren Straßen, von der Küstenstraße an der Westküste bis zur Königsstraße, die in südöstlicher Richtung nach Drachenhafen führte. Sie folgte den Straßen und vollzog im Geist die Reise nach, die sie und Armand unternommen hatten.
    Ein schwarzer Schatten entfernte sich von der Küste, in der Nähe des Palastes. Zuerst hielt Danielle ihn für eine Spinne, doch bei näherem Hinsehen entpuppte er sich als glänzendes Schieferplättchen, das in Form eines Schiffes geschnitten war. »Es bewegt sich!«
    Talia hatte die Schnur wieder um ihre Peitsche gewickelt. »Vermutlich die Sperber. Sie sollten eigentlich erst in einer Stunde auslaufen, aber Kapitän Williamson war schon immer ein Frühaufsteher. Besonders wenn er wieder einmal einen der hiesigen Ehemänner oder Brüder erzürnt hat.«
    »Talia verbringt sehr viel Zeit damit, sich einen Überblick über den Zustand des Königreichs zu verschaffen«, sagte die Königin. Sie nahm Danielle am Arm und zog sie sanft durch den Raum. »Komm, lass mich dir den Rest unseres kleinen Zuhauses unter dem Schloss zeigen!«
    Danielle hielt mit einer Hand die Taube fest, während sie der Königin durch einen Torbogen in der gegenüberliegenden Wand folgte. Der Raum dahinter war noch größer und prächtiger als der erste. Danielle stolperte über einen Steinrand im Boden, aber die Königin fing sie auf und stützte sie mit Fingern, die weit stärker waren, als Danielle vermutet hätte.
    Hölzerne Schrankkoffer und Fässer, alt und ausgebleicht, säumten die Wand zu beiden Seiten des

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