Drei Generationen auf dem Jakobsweg: ... und meine Erfahrung mit Gott! (German Edition)
alleine, wogegen ich mich bei Sonnenschein immer doppelt plagen muss.
Nun gut, der erste Teil unserer Etappe war heute sehr angenehm kühl. Richtiges Wanderwetter und gut für die Lunge, da wir ohne die Hitze richtig durchschnaufen konnten. Larissa machte ihr Versprechen wahr – oder war es eine Drohung? – und schob und schob und hätte am liebsten keine Pause gemacht. Der Weg war bisher leicht bis mittelschwer. Wir liefen über Pfade und Waldwege bis Villafranca Montes de Oca. Im Ort angekommen fing es an zu regnen, dies steigerte sich innerhalb von Minuten zu einem heftigen Regenguss. Schnell wollten wir, um nicht gänzlich nass zu werden, in die gegenüberliegende Kneipe. Als der Wirt uns sah, rannte er aus der Türe und meinte, dass wir unseren Anhänger in die Garage nebenan stellen sollten. Bei genauerem Hinsehen allerdings sah er darin sitzend unsere Franzi. Schnell änderte er seine Meinung, riss die Türe auf und bat uns doch ganz schnell einzutreten. Er zeigte wild gestikulierend vor Begeisterung allen seinen Gästen und Einheimischen unser Kind im Wagen und sagte: »Bitte herein mit Kinderkutsche.« Daher der Name Kinderkutsche für unser Gefährt. Sofort kam er mit einem Eis für unsere Kleine um die Ecke. Wir bestellen Bocadillas und Kaffee und ich flehte darum, dass der Regen aufhören möge.
Nach einer halben Stunde ließ tatsächlich der Regen nach und wir machten uns gleich, nochmals die Wasserflaschen füllend, wieder auf die Socken. Wir wussten ja, dass der Weg jetzt eineinhalb Stunden stramm aufwärts, ohne die Möglichkeit, Wasser zu fassen, in die Montes de Oca führte. An einem kleinen Rastplatz konnten wir eine kurze Verschnaufpause einlegen. Allerdings erhielten wir von einem Pilger, der das gleiche Etappenziel hatte wie wir, eine wichtige Information. Für die weiteren drei Stunden, die wir vor uns hatten, ging es über einen relativ breiten Forstweg. Er sagte uns, dass der Regen den Weg stündlich mehr aufweiche und wir eine regelrechte Schlitterpartie vor uns hätten. Außerdem würden die Reifen unserer Kinderkutsche tief einsinken und wir könnten diese nur mit viel Kraft schieben. Meine Tochter wurde ganz nervig. Schnell machten wir uns auf den Weg und marschierten erst einmal ein Tal abwärts und, wie soll es anders sein, anschließend wieder aufwärts, über zwar steile aber keineswegs aufgeweichte Schotterwege. Das sollte sich schnell ändern. Der Schlamm wurde von Minute zu Minute tiefer. Peter und Larissa schoben und schoben. Jetzt ging es mindestens zweieinhalb Stunden so dahin. Wir waren nicht die einzigen Pilger, die sich regelrecht durch den Schlamm manövrierten, aber die einzigen mit schwerem Gepäck. Fünf Frauen, sogenannte Trolleypilger, stapften mit Halbschuhen durch den Matsch. Larissa konnte es wieder einmal nicht schnell genug gehen und so schob sie plötzlich ohne Peter weiter. Sie schob, was die Kraft hergab, und der Abstand zwischen ihr und uns wurde immer größer. Ich dachte: Um Gottes willen, was macht sie nur, will sie endgültig zusammenklappen? Warum wartet sie nicht? Es ginge doch zu zweit oder auch abwechselnd viel besser! Was soll es, sie schob und schob. Für Peter wäre es ein Leichtes gewesen, sie noch einzuholen, aber er wollte mich nicht in diesem Matsch alleine zurücklassen.
Mittlerweile waren wir bis über die Knie dick voller Schlamm und es wurde immer rutschiger. Endlich, nach ungefähr vier Stunden, hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen und siehe da, auch unsere beiden warteten auf uns. Sie fütterten gerade mit Brotresten der vergangenen Tage zwei Pferde, die am Rande ihrer Weide standen. Fast wäre ich wütend auf Larissa zugestürmt, da ich so viel Unvernunft nicht erwartet hatte, aber als ich dann sah, dass beide gut gelaunt waren, unterließ ich das lieber. Außerdem teilte sie uns mit, dass sie nur so schnell schob, weil Franzi schlief und schnell schiebend, wissen wir ja zwischenzeitlich, schläft sie am besten. Nach einer kurzen Atempause marschierten wir mit Franzi an der Hand weiter. Weit konnte es ja jetzt nicht mehr sein nach Juan de Ortega.
Nach nochmaligem fünfzehnminütigem Marsch erreichten wir dann endlich den Ort. Ziemlich am Ortsanfang sahen wir überglücklich ein sehr gepflegtes Hostal mit einem wunderschön angelegten Garten, in dem sich die Blumen in ihrer vollsten Pracht zeigten. Hier wollten wir bleiben und so steuerten wir den Eingang voller Freude an. Schnell legten wir unsere Rucksäcke vor dem
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