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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Tür.«
     »Und Billy?«
     »Billy kommt natürlich mit. Was sollen wir sonst mit dem Rest des Abendessens machen! Oder hast du schon gegessen?«
     »Nein, noch nicht. Ich habe auf dich gewartet.«
     »Du sollst aber nicht auf mich warten. Nie. Es ist schrecklich, auf et was zu warten.«
     Sie schüttelte den Kopf. »Das verstehst du nicht, Robby. Es ist nur schrecklich, nichts zu haben, auf das man warten kann.«
     Sie knipste das Licht vor dem Spiegel an. »Jetzt muß ich aber anfangen, mich umzuziehen, sonst werde ich nicht fertig. Ziehst du dich auch um?«
     »Später«, sagte ich, »ich bin ja rasch fertig. Laß mich noch etwas hierbleiben.«

    Ich rief den Hund zu mir und setzte mich in den Sessel neben das Fenster. Ich liebte es, so still dazusitzen und Pat zuzusehen, während sie sich anzog. Nie empfand ich das Geheimnis des ewig Fremden der Frau mehr als bei diesem leisen Hin- und Hergehen vor dem Spiegel, diesem nachdenklichen Prüfen, diesem ganz In-sich-Versinken, diesem Zurückgleiten in den unbewußten Spürsinn des Geschlechtes. Ich konnte mir nicht gut denken, daß eine Frau sich schwatzend und lachend ankleidete – und wenn sie es tat, dann fehlte ihr das Geheimnis und der undeutbare Zauber des immer wieder Entfliehenden. Ich liebte bei Pat ihre weichen und doch geschmeidigen Bewegungen vor dem Spiegel; es war wunderbar anzusehen, wie sie nach ihrem Haar griff oder einen Augenbrauenstift behutsam und vorsichtig wie einen Pfeil an die Schläfen führte. Sie hatte dann etwas von einem Reh und von einem schmalen Panther und auch etwas von einer Amazone vor dem Kampf. Sie vergaß alles um sich her, ihr Gesicht war ernst und gesammelt, sie hielt es aufmerksam und ruhig ihrem Spiegelbild entgegen, und während sie sich ihm ganz dicht zuneigte, schien es, als wäre es gar kein Spiegelbild mehr, als sähen sich dort aus der Dämmerung der Wirklichkeit und der Jahrtausende zwei Frauen mit uraltem, wissendem Blick kühn und prüfend in die Augen.
     Der frische Hauch des Abends wehte vom Friedhof durch das offene Fenster ins Zimmer. Ich saß still da, ich hatte nichts vergessen vom Nachmittag, ich wußte alles noch genau – aber wenn ich zu Pat hinübersah, dann spürte ich, wie die dumpfe Traurigkeit, die wie ein Stein in mir heruntergesunken war, immer wieder überspült wurde von einer wilden Hoffnung, wie sie sich wandelte und sich seltsam damit vermischte, wie eines zum andern wurde, die Traurigkeit, die Hoffnung, der Wind, der Abend und das schöne Mädchen zwischen den beglänzten Spiegeln und Leuchtern, ja, ich hatte einen Augenblick lang plötzlich das sonderbare Empfinden, als ob erst das wirklich und in einem sehr tiefen Sinne das Leben sei und vielleicht sogar das Glück: Liebe mit so viel Schwermut, Furcht und schweigendem Wissen.

    19 Ich stand am Parkplatz und wartete. Gustav kam mit seinem Wagen heran und stellte sich hinter mir auf. »Was macht der Köster, Robert?« fragte er. »Dem geht's großartig«, sagte ich. »Und dir?« Ich winkte mißmutig ab. »Mir würde es auch großartig gehen, wenn ich mehr verdiente. Stell dir vor, zwei ganze Fünfzigpfennigfuhren heute.«
     Er nickte. »Es wird immer schlechter. Alles wird immer schlechter. Was das bloß noch geben soll!«
     »Dabei müßte ich so notwendig Geld verdienen!« sagte ich. »Gerade jetzt! Viel Geld.«
     Gustav kratzte sich am Kinn. »Viel Geld!« Dann sah er mich an. »Reell ist nirgendwo viel Moos zu holen, Robert. Nur durch Spekulationen. Wie wäre es mit dem Toto? Heute sind Rennen. Ich weiß da einen erstklassigen Laden. Habe neulich achtundzwanzigfaches Geld gemacht auf Aida.«
     »Was, ist mir egal. Hauptsache ist, daß eine Chance da ist.«
     »Hast du schon mal getippt?«
     »Nein.«
     »Dann hast du die Kinderhand! Damit ist was zu machen.« Er sah nach der Uhr. »Wollen wir los? Schaffen's grade noch.«
     »Gut!« Seit der Sache mit dem Hund hatte ich starkes Vertrauen zu Gustav.
     Das Wettbüro war ein ziemlich großer Raum. Rechts war ein Zigarrenladen abgeteilt, links befand sich der Totalisator. Das Schaufenster hing voll von grünen und rosafarbenen Sportzeitungen und mit der Schreibmaschine getippten Rennanzeigen. An einer Wand lief ein Pult mit ein paar Schreibaufsätzen entlang. Dahinter waren drei Männer in wilder Bewegung. Einer schrie am Telefon herum, ein anderer rannte mit Zetteln in den Händen hin und her, und der dritte stand, eine Melone weit auf den Hinterkopf geschoben, eine dicke,

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