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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Korridor dann plötzlich wieder das rosige Licht des unirdischen Abends, immer wieder nach dem Grauen der Zimmerzellen diese zärtliche Wolke aus weichem graugoldenem Glanz, von der man nicht sagen konnte, ob sie wie ein fürchterlicher Hohn wirkte oder wie ein übermenschlicher Trost. Vor dem Eingang zum Operationssaal blieb Jaffé stehen. Scharfes Licht drang durch die Mattglasscheiben der Tür. Zwei Krankenschwestern fuhren einen flachen Wagen herein. Eine Frau lag darauf. Ich begegnete ihrem Blick. Sie sah mich gar nicht an. Sie sah irgendwohin, in eine unbestimmte Ferne. Aber ich zuckte zusammen vor diesen Augen, so viel Tapferkeit und Fassung und Ruhe war darin.
     Jaffés Gesicht war plötzlich müde. »Ich weiß nicht, ob es richtig war«, sagte er, »aber es hätte keinen Zweck gehabt, Sie mit Worten zu beruhigen. Sie hätten mir nicht geglaubt. Sie haben jetzt gesehen, daß viele dieser Menschen schlimmer krank sind als Pat Hollmann. Manche von ihnen haben nichts mehr als ihre Hoffnung. Aber die meisten kommen durch. Werden wieder gesund. Das wollte ich Ihnen zeigen.«
     Ich nickte. »Es war richtig«, sagte ich.
     »Vor neun Jahren starb meine Frau. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt. Nie krank gewesen. Grippe.« Er schwieg einen Augenblick. »Sie verstehen, weshalb ich Ihnen das sage?«
     Ich nickte wieder.
     »Man kann nichts voraus wissen. Der Todkranke kann den Gesunden überleben. Das Leben ist eine sonderbare Angelegenheit.« Sein Gesicht war jetzt sehr faltig. Eine Schwester kam und flüsterte ihm etwas zu. Er reckte sich auf und nickte zum Operationssaal hinüber.
     »Ich muß jetzt da hinein. Zeigen Sie Pat nicht, wenn Sie Sorge haben. Das ist das wichtigste. Können Sie das?«
     »Ja«, sagte ich.
     Er gab mir die Hand und ging rasch mit der Schwester durch die Glastür in den kalkweiß erleuchteten Saal.
     Ich stieg langsam die vielen Treppen hinunter. Je tiefer ich kam, desto dunkler wurde es, und im ersten Stock brannte schon das elektrische Licht. Als ich dann auf die Straße trat, sah ich, wie vom Horizont her noch einmal die rosafarbene Dämmerung wie unter einem tiefen Atemzug aufwehte. Gleich darauf erlosch sie und wurde grau.

     Ich blieb eine Zeitlang im Wagen sitzen und starrte vor mich hin. Dann nahm ich mich zusammen und fuhr zurück zur Werkstatt. Köster wartete auf mich vor dem Tor. Ich fuhr den Wagen in den Hof und stieg aus. »Wußtest du es schon?« fragte ich.
     »Ja«, erwiderte er. »Aber Jaffé wollte es dir selber sagen.«
     Ich nickte.
     Köster sah mich an.
     »Otto«, sagte ich, »ich bin kein Kind und weiß, daß noch nichts verloren ist. Aber es wird mir vielleicht doch schwer werden, mich heute abend nicht zu verraten, wenn ich mit Pat allein bleibe. Morgen geht es. Dann bin ich durch. Wollen wir heute alle zusammen irgendwohin gehen?«
     »Selbstverständlich, Robby. Ich habe schon daran gedacht und Gottfried Bescheid gesagt.«
     »Dann gib mir Karl noch einmal. Ich fahre nach Hause und hole erst Pat ab, und dann, in einer Stunde, euch.«
     »Gut.«
     Ich fuhr los. In der Nikolaistraße fiel mir ein, daß ich den Hund vergessen hatte. Ich drehte um und fuhr zurück, um ihn zu holen. Der Laden war nicht beleuchtet, aber die Tür offen. Anton saß hinten im Laden auf einem Feldbett. Er hatte eine Flasche in der Hand. »Angeschissen hat Gustav mich«, sagte er und stank wie eine ganze Schnapsbrennerei.
     Der Terrier sprang mir entgegen, beschnupperte mich und leckte mir die Hand. Seine Augen schimmerten grün im schrägen Schein, der von der Straße hereinfiel. Anton stand auf. Er schwankte und weinte plötzlich. »Mein Hündchen, jetzt gehst du auch weg – alles geht weg – Thilde tot – Minna weg – sagen Sie mal, wozu lebt unsereins eigentlich?«
     Das hatte mir noch gefehlt! Die kleine, trostlose, elektrische Birne, die er jetzt anknipste, das leise Rascheln der Schildkröten und der Vögel, und der kleine, gedunsene Mann in diesem Laden. »Die Dicken, die wissen ja – aber sagen Sie mal, wozu lebt unsereins überhaupt? Wozu leben wir Jammerpinscher, Herr?« Der Affe stieß einen Klagelaut aus und sprang wie ein Rasender auf seiner Stange hin und her. Sein Schatten sprang groß auf der Wand mit. »Koko«, schluchzte der kleine Mann, der allein in der Dunkelheit gesessen und getrunken hatte, »mein Einziger, komm!« Er hielt ihm die Flasche hin. Der Affe griff danach.
     »Sie machen das Tier kaputt, wenn Sie ihm zu saufen geben«, sagte

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