Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee

Titel: Drei Männer im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
Vom Netzwerk:
beschaffen Arbeit.
    Sie treiben Luxus. Sie sind wesentliche Bestandteile von Staat und Gesellschaft. Als ich neulich las, daß es noch immer Millionäre gebe, las ich aber auch, ihre Zahl sei im Schwinden begriffen. Und vielleicht führt dieser Hinweis zu jener Antwort, die ich suche. – Sicher hat der Leser gelegentlich zum Himmel emporgesehen, während die Sonne hinterm Horizont versank. Wenige Minuten, nachdem sie untergegangen ist, beginnen plötzlich die westlichen Wolken zu glühen. Sie erröten. Einsam leuchten sie über der grauen, dämmernden Welt.
    Die Wolken schimmern rosarot, aber die Sonne versank. Sollten die Millionäre jenen Wolken gleichen? Sollten sie der Abglanz einer Zeit sein, die schon untergegangen ist? Sollten sie deshalb aus der Mode gekommen sein? Um es kurz zu machen: Ich weiß es nicht.

Das zweite Vorwort
    Der Verfasser gibt die Quellen an

    Obwohl die Millionäre aus der Mode gekommen sind und obwohl ich nicht einmal genau weiß warum, ist, dessenungeachtet, die Hauptfigur dieses Buchs ein Millionär. Das ist nicht meine Schuld.
    Sondern es kam so: Mein Freund Robert und ich fuhren vor einigen Monaten nach Bamberg, um uns den dortigen Reiter anzusehen. Den Bamberger Reiter.
    Elfriede, eine junge Kunsthistorikerin, hatte Robert mitgeteilt, daß sie nur einen Mann heiraten werde, der den Bamberger Reiter kenne.
    Ich hatte meinem Freunde daraufhin einen ausgezeichneten Rat gegeben. Hätte er ihn beherzigt, wären wir billiger davongekommen.
    Aber er war dagegen gewesen. Vor der Hochzeit dürfe man seine Frau nicht schlagen. Eine veraltete Ansicht, wie man zugeben wird.
    Doch er bestand darauf. Und schließlich war es seine Braut, nicht meine.
    So fuhren wir nach Bamberg.
    (Ich möchte an dieser Stelle vorausschicken, daß sich die Kunsthistorikerin Elfriede während unserer Abwesenheit mit einem Zahnarzt verlobte. Er kannte den Bamberger Reiter übrigens auch nicht. Statt dessen verabfolgte er ihr eine Maulschelle. Man nennt das, glaube ich, seelische Kompensation. Daraufhin war ihm Elfriede um den Hals gefallen. So sind die Frauen. Doch das wußten wir damals noch nicht.)
    In unserem Abteil saß ein älterer Herr. Er hatte Gallensteine. Man sah es ihm nicht an. Aber er sprach darüber. Er sprach überhaupt sehr viel. Und bevor er, hinter Leipzig, aufstand, um im Speisewagen eine Tasse Kaffee zu trinken, erzählte er uns haarklein jene wahre Geschichte, die den Inhalt des vorliegenden Buches bilden wird und deren Hauptfigur, es ist nicht zu ändern, ein Millionär ist.
    Als der ältere Herr das Abteil verlassen hatte, sagte Robert:
    »Übrigens ein ausgezeichneter Stoff.«
    »Ich werde einen Roman daraus machen«, entgegnete ich.
    »Du irrst«, meinte er gelassen. »Den Roman schreibe ich.«
    Wir musterten einander streng. Dann erklärte ich herrisch: »Ich mache einen Roman daraus und du ein Theaterstück. Der Stoff eignet sich für beide Zwecke. Außerdem ist ein Lustspiel halb so umfangreich wie ein Roman. Du siehst, ich will dir wohl.«
    Nein. Das Stück möge gefälligst ich schreiben.
    Nein. Ich verstände nichts von Lustspielen.
    Das stimme, sei aber kein Hindernis.
    Wir schwiegen. Dann sagte mein Freund Robert: »Wir werden einen Groschen hochwerfen. Ich nehme Wappen.« Er warf die Münze hoch. Sie fiel auf die Bank.
    »Hurra!« rief ich. »Zahl!«
    Nun hatten wir jedoch vergessen, vorher auszumachen, was eigentlich entschieden werden solle. »Wir wiederholen das Experiment«, schlug ich vor. »Wer gewinnt, schreibt den Roman.«
    »Diesmal nehme ich Zahl«, sagte Robert. (Er hat seine Schattenseiten.)
    Ich warf den Groschen hoch. Er fiel zu Boden. »Hurra!« rief ich.
    »Wappen!«
    Robert blickte tieftraurig zum Fenster hinaus. »Ich muß ein Lustspiel schreiben«, murmelte er. Er tat mir fast leid.
    Nun kam der ältere Herr mit den Gallensteinen wieder ins Abteil.
    »Eine Frage, mein Herr«, sagte ich. »Wollen Sie die Geschichte von dem Millionär künstlerisch gestalten? Was sind Sie von Beruf?«
    Er antwortete, er sei Geflügelhändler. Und er denke nicht daran, Bücher oder Stücke zu verfassen. Möglicherweise könne er’s gar nicht.
    Dann wollten wir es für ihn tun, erklärten wir. Er bedankte sich.
    Später fragte er, ob wir es ihm gestatteten, die Geschichte nach wie vor in Eisenbahnkupees zu erzählen.
    Ich sagte: »Wir gestatten es.«
    Er bedankte sich noch einmal. An der nächsten Station stieg er aus.
    Er winkte uns nach.
    Nachdem wir den Bamberg er Reiter eingehend

Weitere Kostenlose Bücher