DS075 - Der kalte Tod
Kalamitäten!« piepste Monk und kratzte sich seinen strubbelborstigen Kopf. »Das ist die perfekteste Zerstörung, die mir je unter die Augen gekommen ist.«
»Perfekt ist genau das richtige Wort«, bestätigte Long Tom. »Und es sieht aus, als ob da allerhand komplizierte elektrische Maschinerie mit hochgegangen ist.«
Sie standen inzwischen neben einem tiefen runden Krater. An ein paar Grundsteinen, die im Erdreich verblieben waren, sah man, daß hier einmal ein Haus gestanden haben mußte. Aber sonst war der Grund hier aufgewühlt wie von der Schaufel eines Riesenbaggers.
An drei Seiten dieses Kraterlochs war die Explosion anscheinend senkrecht in die Höhe gegangen, an der vierten Seite hingegen fast waagrecht und hatte dadurch den schnurgeraden Kanal aus dem Sumpfboden gerissen. Dies ließ Doc zu einigen überraschenden Schlußfolgerungen kommen. Er ging aber nicht auf die elektrischen Maschinenteile ein, auf die Long Tom aufmerksam gemacht hatte, sondern führte seine Helfer vom eigentlichen Explosionsherd weg.
Der herausgesprengte schnurgerade Kanal, der sich inzwischen mit Wasser gefüllt hatte, besaß genau die Breite des nicht mehr vorhandenen alten Blockhauses. Als Doc und seine Helfer ihn entlanggingen, sahen sie, daß er in seinem Verlauf schmaler zu werden schien.
Sie waren etwa eine Viertelmeile gegangen, als Renny plötzlich knurrte: »Da, sieh mal, Doc !«
Ein Mann lag an der Abbruchkante des Kanals. Das heißt, sein Rumpf, sein Kopf und seine Arme lagen dort. Die Beine fehlten. Der Mann war quer durchgeschnitten worden, so als ob ein riesiges Beil auf ihn niedergefahren sei.
Eine Schrotflinte und ein Rucksack zeigten, daß der Mann ein Jäger gewesen war. Zweifellos hatte er hier sein Camp aufgeschlagen gehabt, um im Morgengrauen beim ersten Ausflug von Wildgeflügel zur Stelle zu sein. Ein paar Meter weiter waren die Aschenreste eines Feuers zu erkennen.
Doc untersuchte die durch die Explosion geschaffene Abbruchkante im Lichtschein seiner Dynamotaschenlampe. Offenbar gab ihm die Art, wie der Körper des Opfers durchgeschnitten worden war, erste Hinweise.
Long Tom sagte: »Die Trümmer von elektrischen Maschinenteilen, die drüben liegen, deuten darauf hin, daß da versehentlich etwas hochgegangen ist. Aber um solche verheerende Wirkungen zu erzielen, müssen dabei gigantische Volt- und Stromstärken im Spiel gewesen sein, es sei denn ...«
»Es sei denn«, sagte Doc, »atomare Kräfte haben diese elektromagnetischen Phänomene bewirkt.«
Ein Stück hinter dem Toten, etwa eine Meile von dem weggesprengten Blockhaus, verlief sich der Kanaleinschnitt. Zuletzt war er nur noch ein paar Zoll breit und ein oder zwei Zoll tief gewesen.
Doc führte die anderen jetzt zu dem eigentlichen Explosionsherd zurück. Angesichts derart zerbombter Trümmer hatte die State Police es aufgegeben, nach Fingerabdrücken zu suchen.
Doc jedoch waren keine Einzelheiten der elektrischen Maschinentrümmer entgangen, auf die Long Tom hingewiesen hatte. Insbesondere schien ihn eine polierte Kupferkugel zu interessieren, die ein Stück abseits lag. Während die State Troopers neugierig zusahen, stäubte er ihre glänzende Oberfläche mit Fingerabdruckpulver ein.
Die Kapillarlinien eines Zeigefinger und eines Daumens tauchten auf. Unter einem starken Vergrößerungsglas verglich sie Doc mit denen auf der Karte mit der Warnung, die ihm zugesteckt worden war. Er steckte die Karte in die Tasche zurück. »Eindeutig stammen beide von demselben hageren Mann«, sagte er.
Ein State-Police-Sergeant starrte ihn an. »Sie sind Doc Savage, nicht wahr?«
»Ja.«
»Die Fingerabdrücke da werden uns nicht mehr helfen«, sagte der Sergeant. »Wenn der Kerl da drin war, ist von ihm kaum etwas übriggeblieben. Kommen Sie mal hier rüber, Mr. Savage.«
Er führte Doc beiseite und zeigte ihm einen Fuß, der in einem hohen Stiefel steckte, wie ihn ein Mann in Sumpfgelände getragen haben mochte. Dicht über dem oberen Stiefel war das Bein wie mit Operationsmesser abgetrennt. Doc sah nur flüchtig hin.
»Nein«, sagte er, »dies war ein anderer Mann. Vermutlich der, der sich am Telefon meldete.«
Docs leise gesprochene Worte waren nur an seine Helfer gerichtet. Er versuchte, aus den dürftigen Hinweisen einen Zusammenhang zu konstruieren. Der Mann in dem Haus mußte gewußt haben, daß er vom Tode bedroht war oder zumindest in irgendeiner Gefahr schwebte. Und der andere Mann, der Hagere, war daraufhin mit einer Warnung zu ihm,
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