Du bist mein Traummann
und es gibt noch mehr Enkel, die ich ausfindig machen muss.”
“Mein Vater und mein Onkel waren Bigamisten. Boone hat sie vom Gefängnis freigekauft, nicht wahr? Er ließ die Strafregister löschen.”
“Stimmt. Er wollte unter allen Umständen verhindern, dass die Kinder jemals unter dieser Schande und der Verantwortungslosigkeit seiner Söhne zu leiden haben würden.”
“Es muss schrecklich für ihn gewesen sein, dieses Geheimnis mit sich herumzutragen. Er hat einen hohen Preis gezahlt.”
“Boone war ein reicher Mann. Aber sein Reichtum hat ihn das gekostet, was er sich mehr als alles andere gewünscht hat: eine Familie und Nachkommen, die immer hier leben würden. Das ist dein Erbe …” Roman holte eine Goldmünze aus der Tasche und legte sie in Kallistas Hand, “und außerdem eintausend Hektar Land. Und dann ist da noch ein prall gefülltes Konto in der Schweiz auf deinen Namen. Du bist eine reiche Frau, Mrs. Blaylock, und ich werde immer für dich da sein.”
Kallista schloss die Finger um die Münze. Tränen stiegen ihr in die Augen. “Ich muss über all das nachdenken.”
“Ja, das musst du. Ich dachte, hier oben, wo du mit Boone so glücklich warst, kannst du das am besten. Nachdenken … und Entscheidungen treffen … über deine Zukunft. Aber Boone wollte nicht, dass das Land an Leute von außerhalb verkauft wird. Ich bin verpflichtet, dir dein Land zum aktuellen Marktpreis abzukaufen, wenn du es nicht behalten willst.”
“Du glaubst doch wohl nicht, ich verkaufe das Land meiner Väter? Eintausend Hektar … Boones Landbesitz besteht aus zehntausend Hektar Acker- und Brachland. Roman, außer mir ist da noch Cindi. Gibt es womöglich noch weitere Enkel?”, fragte Kallista erschüttert.
“Ja”, erwiderte Roman. “Acht insgesamt. Ich muss sie noch finden”
“Wer sind sie … meine … Brüder und Schwestern und Cousins und Cousinen?”
“Die meisten von ihnen sind erwachsen, manche älter als du. Die Unterlagen sind alle in Boones Haus.” Langsam nahm Roman die Axt von dem Holzblock auf der Veranda und begann, Holz zu hacken. Seine Bewegungen waren sicher und routiniert.
Kallista blickte auf die hoch aufgestapelten Holzscheite an der Hauswand und wusste, wie viel Frustration Roman beim Holzhacken abgearbeitet hatte.
Sie hätte ihn so gern getröstet, ihm die schwere Last abgenommen. Aber sie zitterte und kämpfte mit den Tränen, so erschüttert war sie von dem, was sie über sich und Boone erfahren hatte. Sie musste erneut um ihn trauern. Und damit konnte sie Roman nicht auch noch belasten. Sie musste allein sein. Kallista ging ins Haus. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ sie den Tränen freien Lauf.
10. KAPITEL
Es war eine kalte Septembernacht, es schneite sogar ein klein wenig. Roman saß auf der Veranda und sehnte sich nach Kallista. Sie wusste jetzt alles. Jetzt könnte sie wieder fortgehen. Kallista war sehr freiheitsliebend, sie mochte keine engen Bindungen, doch der Blaylock-Clan würde für sie ganz sicher eine enge Bindung sein.
Debbie hatte er geheiratet, weil er sie beschützen wollte. Kallista hatte er geheiratet, weil sein Verlangen nach ihr größer war als sein Stolz. Und weil er sie liebte, so sehr, als wäre sie ein Teil von ihm.
Von dem einfachen Mahl, das er zubereitet hatte, hatte sie nichts gegessen. Sie war so blass und still gewesen, als sie zwischen den Bäumen umhergegangen war, vertieft in ihren Schmerz und in ihre Erinnerungen. Ganz klein und verletzlich hatte sie gewirkt. Er war ihr in Sichtweite gefolgt, bewaffnet mit Messer und Pistole, aus Sorge, dass ihr etwas passieren könnte. Er akzeptierte, dass sie eine Zeit lang allein sein musste. Aber wenn ihr etwas zustieße …
Er könnte es nicht ertragen.
Nachdenklich stand er auf. Er hatte sein Versprechen gegenüber Boone gehalten, dabei jedoch Kallista praktisch gezwungen, ihn zu heiraten, damit er ihr das Geheimnis verraten konnte. Bestimmt würde sie Boones letzten Willen respektieren. Aber würde sie sich auch daran erinnern, was sie mit ihm, Roman, verband? Wäre seine Liebe stark genug, sie zu halten?
Roman öffnete vorsichtig die Tür. Drinnen war es dunkel bis auf den schwachen Lichtschein, der vom Ofen kam. Unwillig blickte er auf den Präsentkorb mit Leckereien, Champagner und einem kleinen Radio, den Channing hatte heraufschicken lassen. Er, Roman, war nun einmal kein Mann, der Champagner schenkte und vor Charme sprühte. Alles, was er Kallista zu bieten
Weitere Kostenlose Bücher