Du bist nie allein
T-Shirt an ihrem Körper entlang und landete schließlich klirrend auf den Bodenfliesen.
Der Schrei kam erst Sekunden später.
Als Julie auf das Medaillon hinabschaute.
Beim Aufprall war es aufgesprungen, und von beiden Seiten lächelte ihr Richard entgegen.
Diesmal war Jennifer Romanello nicht allein zu Julie gefahren. Auch Officer Pete Gandy saß am Küchentisch und sah sie gerade zweifelnd an. Das Medaillon lag auf dem Tisch, und Pete nahm es in die Hand.
»Also noch einmal von vorn«, sagte er, während er das Medaillon aufklappte. »Sie, Mike, schlagen den Kerl zusammen, und daraufhin schenkt er Julie ein paar Bilder von sich. Das kapiere ich nicht.«
Mike ballte unter dem Tisch die Hände, um nicht in die Luft zu gehen.
»Ich hab’s Ihnen doch schon erklärt! Er stellt ihr schon seit längerem nach.«
Pete nickte, betrachtete jedoch weiter die Bilder. »Ja, ich weiß. Das sagen Sie ständig, aber ich versuche nur herauszufinden, ob hier noch andere Erklärungen möglich sind.«
»Andere Erklärungen?«, fragte Mike aufbrausend. »Sehen Sie denn nicht, dass das der beste Beweis ist? Dass er hier im Haus war? Das ist Einbruch!«
»Aber es scheint doch nichts zu fehlen. Nichts deutet auf einen Einbruch hin. Bei Ihrer Heimkehr waren alle Türen und Fenster geschlossen. Das haben Sie selbst gesagt.«
»Wir behaupten doch gar nicht, dass dieser Kerl etwas entwendet hat! Aber er war hier im Haus, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, wie er das bewerkstelligt hat. Sie müssen sich doch die Geschichte mit dem Medaillon vor Augen führen!«
Pete erhob beruhigend die Hände. »Nun mal langsam, Mike. Kein Grund zur Aufregung. Ich will der Sache nur auf den Grund gehen.«
Jennifer und Julie waren ebenso aufgebracht wie Mike, aber Pete hatte Jennifer gesagt, er würde die Sache ein für alle Mal klären, und sie solle schön den Mund halten. In ihrer Miene spiegelten sich Entsetzen und schlichte Neugier, und sie musste immer wieder daran denken, was sie bereits über Richard herausbekommen hatte. Konnte Pete wirklich so blind sein?
Gerade beugte er sich vor und legte das Medaillon auf den Tisch zurück. »Ich gebe ja zu, an der Sache scheint etwas faul zu sein. Und wenn Julie die Wahrheit sagt, hat Richard Franklin offenbar ein kleines Problem, das einen Besuch von mir erforderlich macht.«
Mikes Gesichtsmuskeln verkrampften sich. »Sie sagt die Wahrheit«, knirschte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Pete ging nicht darauf ein und schaute Julie über den Tisch hinweg an. »Sind Sie ganz sicher? Dass Richard diese Bilder nur in das Medaillon stecken konnte, indem er in Ihr Haus einbrach?«
Sie nickte.
»Und Sie sagen, Sie hätten die Kette in der letzten Zeit nicht angerührt?«
»Nein«, erwiderte Julie. »Sie lag auf dem Schreibtisch unter ein paar Zeitschriften und Katalogen.«
»Also bitte, Pete«, warf Mike ein, »was tut denn das zur Sache?«
Pete überging seinen Einwand und musterte Julie weiterhin mit skeptischem Blick.
»Er kann die Bilder bei keiner anderen Gelegenheit hinterlassen haben?«, bohrte er weiter. »Wirklich nicht?«
Daraufhin wurde es sonderbar still in der Küche. Pete starrte Julie unverwandt an, und unter seinem wissenden Blick begriff sie endlich, worauf er anspielte. Sie spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog.
»Wann hat er es Ihnen erzählt?«, fragte sie leise.
»Was meinst du?«, wollte Mike sofort wissen. Mit von Abscheu erfüllter Stimme fuhr Julie fort:
»Hat er Sie angerufen und gesagt, er hätte noch etwas zu erwähnen vergessen?«, fragte sie. »War es so? Oder ist er Ihnen über den Weg gelaufen, ganz zufällig natürlich, und hat es dabei zur Sprache gebracht?«
Pete erwiderte nichts, aber das war auch nicht nötig. Ein jähes, kaum wahrnehmbares Zucken seines Kopfes verriet ihr, dass eine ihrer Vermutungen zutraf. Sie tippte auf das zufällige Zusammentreffen. Richard hatte es Pete gewiss persönlich sagen wollen, von Angesicht zu Angesicht. Um Pete irrezuführen.
Mike sah unterdessen zwischen Pete und Julie hin und her und versuchte zu begreifen, wovon sie sprach. Seit wann hatte sie mit diesem Officer Geheimnisse?
»Könnten Sie bitte einfach meine Frage beantworten?«, beharrte Pete.
Aber Julie schwieg und schaute Pete in die Augen.
»Sie hat die Frage doch beantwortet«, warf Mike schließlich ein. »Nein, es gab keine andere…«
Julie hörte ihn kaum. Sie wandte ihren Blick zum Fenster und stierte auf die zugezogenen
Weitere Kostenlose Bücher