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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Mike Julie gleich nach der Arbeit sanft in ihr Schlafzimmer.
    Seit der unliebsamen Geschichte mit Richard im Clipper hatten sie nicht mehr miteinander geschlafen. Dennoch überstürzten sie jetzt nichts. Sie liebten sich langsam und zärtlich, mit vielen sanften Küssen. Danach hielt Mike Julie lange umschlungen, und seine Lippen streiften über die Haut zwischen ihren Schulterblättern. Julie döste ein, bis Mikes Bewegung sie aus dem Schlaf riss. Es war dunkel, aber noch nicht einmal zweiundzwanzig Uhr, und Mike zog sich gerade die Jeans an.
    »Was hast du vor?«
    »Ich gehe mit Singer raus. Ich glaube, er muss mal.« Julie räkelte sich. »Wie lange habe ich geschlafen?« »Nicht lange – eine Stunde oder zwei.«
    »Entschuldige.«
    »Ich fand’s schön. Es hat Spaß gemacht, dir beim Atmen zuzuhören. Du musst ja hundemüde gewesen sein.«
    Julie lächelte. »Bin ich immer noch. Aber ich werde mir einen Happen zu essen holen. Möchtest du auch etwas?«
    »Ein Apfel reicht.«
    »Mehr nicht? Keinen Käse oder Cracker oder so was?«
    »Nein. Ich habe heute Abend keinen großen Hunger. Bin auch ziemlich erledigt.«
    Dann schlüpfte er hinaus. Julie richtete sich auf, knipste die Lampe an und blinzelte, weil das Licht so hell war. Sie stand auf und trat an die Kommode, um ein langes T-Shirt herauszuholen. Das zog sie sich über und ging dann in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank, nahm einen Joghurt und ein paar Schokoladenkekse heraus und ergriff auf dem Weg nach draußen noch einen Apfel.
    Als sie durchs Wohnzimmer ging, fiel ihr Blick auf das Medaillon, und sie erschrak. Es lag auf dem Schreibtisch neben ihrem Kalender, halb verdeckt von einem Stapel Kataloge. Bei seinem Anblick erschienen prompt Bilder von Richard vor ihrem inneren Auge: sein Blick, als er ihr das Medaillon überreichte, Richard, wie er plötzlich die Tür festhielt, Richard, der sie im Wald erwartete.
    Etwas irritierte sie. Sie hatte das Medaillon im Trubel der letzten Tage völlig vergessen. Und nun lag es auf dem Schreibtisch, und sie hatte es gleich entdeckt, ohne danach gesucht zu haben. Ohne es sehen zu wollen. Warum war es ihr dann nicht schon früher ins Auge gefallen?
    Julie hörte plötzlich überdeutlich das Ticken der Uhr. Aus dem Augenwinkel sah sie Mike, der immer noch an der Haustür lehnte. Das Medaillon funkelte im Lichtschein der Lampe auf dem Couchtisch, es wirkte irgendwie unheilvoll. Julie merkte, dass ihre Hände zitterten.
    Die Post, dachte sie plötzlich. Genau, das war es. Als ich den Poststapel auf den Tisch legte, ist das Medaillon irgendwie verrutscht. Sie schluckte. Oder?
    Sie wollte es nicht länger im Haus haben. So lächerlich das sein mochte, es kam ihr mittlerweile so vor, als sei es mit einem bösen Zauber behaftet, als würde Richard wie von Zauberhand erscheinen, wenn sie es nur anrührte. Aber ihr blieb keine Wahl.
    Sie zwang sich, die Hand auszustrecken und zog das Medaillon vollständig unter den Katalogen hervor. Erst erwog sie, es in den Müll zu werfen, beschloss dann aber, es in der Kommode zu verwahren und es irgendwann, wenn die ganze Geschichte ausgestanden war, in einem Pfandhaus zu versetzen. Wegen des Monogramms war es vielleicht nicht besonders viel wert, aber ein wenig würde sie dafür bekommen und das Geld gleich am nächsten Sonntag in der Kirche in die Kollekte geben.
    Julie ging mit dem Medaillon ins Schlafzimmer und musterte es noch einmal, als sie die Schublade aufzog. Die schnörkelige Gravur auf der Außenseite sah professionell angefertigt aus.
    Pech, dachte sie. Mehr als fünfzig Dollar würde sie für das Ding nicht bekommen.
    Während sie ihre Wäsche ein wenig anhob, damit sie es darunter verbergen konnte, fiel ihr Blick abermals auf das Schmuckstück. Irgendetwas war anders. Etwas…
    Ihr stockte der Atem.
    Nein, dachte sie. Bitte… nein…
    Sie hakte mit zitternden Fingern den Verschluss der Kette auf. Nur so konnte sie Gewissheit erlangen. Dann trat sie vor den Spiegel im Bad, legte sich die Kette um den Hals und hielt sie hinten am Verschluss zusammen.
    Julie blickte in den Spiegel. Es war sofort offensichtlich.
    Das Medaillon, das ihr früher bis zum Busen hinabhing, ruhte nun fünf Zentimeter höher.
    Ich besorg dir eine kürzere Kette,
hatte Richard gesagt.
Dann kannst du es zu jeder Gelegenheit tragen.
    Julie wurde plötzlich schwindelig, sie wich vom Spiegel zurück und ließ die Kette so abrupt los, als sei sie glühend heiß. Das Medaillon rutschte durch das

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