Du bringst die Liebe in mein Leben
unentschlossen. “Ja, das hat sie”, antwortete er knapp. In diesem Moment öffnete sich die Haustür.
Vielleicht mag er Chiaves Tochter nicht, überlegte Elda und hoffte, daß diese Frau heute abend nicht bei der Party war.
Niemand in der Welt sollte Colin sein Lächeln nehmen.
Chiave begrüßte sie freundlich, er erinnerte sich sogar an Eldas Namen und erzählte, er habe veranlaßt, daß für die Tunesier Bücher über amerikanische Literatur in ihrer eigenen Sprache besorgt wurden.
“Das ist sehr aufmerksam.” Elda war erfreut.
“Professor Chiave ist eben ein aufmerksamer Mann”, meinte Colin.
“Mehr als einige”, antwortete Chiave. “Und weniger als andere.”
Elda sagte nichts darauf. In der Unterhaltung der beiden Männer schien ein eigenartiger Unterton zu liegen. Vielleicht steht Chiave in Colins Schuld und hat mir deshalb einen Gefallen erwiesen, dachte sie.
Als sie sich zu Colin umwandte, erstaunte sie sein eindringlicher Blick. Er blieb stehen und zog sie in eine Ecke zwischen den achteckigen Fenstern.
“Was ist los, Colin?”
Plötzlich schlang er die Arme um sie und preßte sie an sich.
“Magst du mich, Elda Schapiro?” fragte er, und sein Gesicht drückte angespannte Erwartung aus.
“Ich verstehe nicht, was …”
“Es ist ganz einfach. Magst du mich wenigstens ein bißchen?”
Elda nickte. “Ich mag dich ein bißchen”, antwortete sie. Sie unterdrückte ein Lächeln, weil sie fühlte, daß ihre Antwort wichtig für ihn war. Fast ohne zu merken, war auch sie zu dem vertraulichen Du übergegangen. Sie verspürte den Wunsch, Colin zu beruhigen, ihm etwas Nettes zu sagen, deshalb setzte sie vorsichtig hinzu: “Was ich von dir kennengelernt habe, ist zumindest sehr liebenswert.” Wie gerne hätte sie ihm gesagt, was sie. wirklich für ihn fühlte, aber sie hielt sich zurück. Das alles kam ihr zu schnell, zu unerwartet.
Josef war auch ein Mann voller Leidenschaften gewesen, doch seine Bemühung war es, diese Leidenschaften in allen Phasen seines Lebens zu kontrollieren. Er glaubte nur an nackte Tatsachen, immer siegte der Verstand über das Gefühl, während Colin alles nur im positiven Licht sah. Bestürzt stellte Elda fest, daß sie sich nur von unorthodoxen Männern angezogen fühlte.
Doch mittlerweile wußte sie genug über sie, um in ihrer Gegenwart nicht den Kopf zu verlieren.
“Gut”, antwortete Colin, er schien wieder glücklich zu sein.
“Weil ich dich nämlich sehr gerne mag, cara Elda.”
“Du kennst mich gar nicht gut genug, um mich nicht leiden zu können”, forderte sie ihn heraus. “Ich warne dich, ich bin eine sehr komplizierte Frau.”
“Das muß sich erst herausstellen. Ich habe nämlich die Absicht, dich sehr gut kennenzulernen. Ich werde dich noch so verfolgen, daß du in einer der achtundsechzig Kirchen von Urbino um Asyl bitten wirst.”
“Urbino ist eine sehr gläubige Stadt”, flüsterte Elda.
Colins Gesicht kam ihrem ganz nahe, als suche er den Eindruck seiner Worte an ihren Augen abzulesen. “Darf ich die Frau meiner Träume küssen?” fragte er unvermittelt.
Ehe Elda noch antworten konnte, fühlte sie schon Colins Lippen auf ihren. Die Gedanken kreisten ihr im Kopf, als er sie an sich zog, über ihren Rücken strich und sie fest in seinen Armen hielt. Dann bedeckte er ihren Mund mit vielen kleinen Küssen, doch Elda verspürte nur den Wunsch, daß er sie noch einmal so küssen würde wie zuvor.
Als er sie wieder losließ, leuchtete ihr aus seinen Augen eine Mischung aus Leidenschaft und Fröhlichkeit entgegen.
“Komm”, flüsterte er. “Wahrscheinlich redet Chiave schon mit sich selbst, weil er immer noch glaubt, daß wir hinter ihm sind.”
Elda fuhr sich mit beiden Händen durch ihr langes Haar, dann folgte sie Colin mit zitternden Knien. Seine Umarmung hatte sie so aufgewühlt, daß sie sicher war, jeder, der sie ansah, müsse glauben, zwischen ihnen sei noch viel mehr passiert als nur ein Kuß. Colin nahm wieder ihre Hand und drückte sie, doch jetzt war es wie ein Versprechen für all das, was noch kommen würde.
Chiave stellte Elda und Colin der kleinen Gruppe vor, die sich vor der Bar versammelt hatte, und nutzte gleich die Gelegenheit, von Colins Abstammung zu erzählen. Colins Mutter hatte sich einen Namen gemacht als Gelehrte für keltische Poesie, sie kam aus einer britischen Adelsfamilie.
Colins Vater war ein berühmter Anthropologe, eines seiner Bücher über den Ursprung der Sprache hatte Elda während ihrer
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