Du bringst die Liebe in mein Leben
Colin war auch ein sehr einnehmender Mann, der mit seinem Charme, wenn er wollte, die Herzen eines jeden gewinnen konnte. Sogar auch meins, dachte sie, und Panik stieg in ihr auf.
Chiave wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal zu Colin um und lud ihn für den Abend zu sich nach Hause zu einem Konzert ein. “Es werden sehr interessante Leute da sein”, sagte er. “Und alle würden dich gerne kennenlernen.”
“Ich fühle mich geschmeichelt.
“Tu nicht so. Ich weiß genau, daß du dich nicht darum scherst, was andere von dir denken. Aber trotzdem, ich hoffe, du kommst, es werden ausschließlich Stücke von Gaetano gespielt.”
Colin legte plötzlich eine Hand auf Eldas Schulter. “Wir werden kommen”, versicherte er Chiave.
Elda bemerkte noch Chiaves erstauntes Gesicht, als sie aufblickte. “Das ist meine Verlobte …” Colin hielt inne, dann lachte er laut auf. Elda wußte, er lachte, weil er ihren Namen nicht kannte und sie dem Professor nicht vorstellen konnte.
Schnell streckte sie Chiave die Hand entgegen. “Elda Schapiro”, sagte sie mit einem Lächeln. “Ich bin die Amerikanerin. Sie wissen schon, ich wurde für dieses Semester eingestellt, um amerikanische Literatur zu unterrichten”, rief sie ihm ins Gedächtnis. Und sie nutzte auch gleich die Gelegenheit, eine Beschwerde vorzubringen. “Es interessiert Sie sicher, daß von meinen zweiunddreißig Studenten zwölf - alle zwölf sind Tunesier - überhaupt kein Englisch sprechen oder verstehen.
Aber wir behelfen uns schon irgendwie”, fügte sie fröhlich hinzu und dachte daran, wie schwierig es manchmal war, sich mit diesen Studenten zu verständigen.
“Das glaube ich Ihnen gern.” Chiave betrachtete sie einen Augenblick lang, bevor er ging. Er drehte sich jedoch noch einmal um. “Professor Schapiro”, meinte er, “lassen Sie sich von Colin nicht zu irgendwelchen unüberlegten Handlungen verleiten. Er ist bekannt für seine impulsive Art.”
“Danke für die Warnung”, meinte Elda.
Als Chiave den Saal verlassen hatte, lachten die beiden herzlich. “Danke, Elda Schapiro, daß Sie mir aus der Verlegenheit geholfen haben”, meinte Colin mit einer kleinen Verbeugung.
“Keine Ursache. Für einen Kollegen tue ich so etwas gern.
Außerdem konnte ich endlich einmal Dampf ablassen. Seit Wochen bemühe ich mich um einen Termin bei ihm.”
“Er ist gar nicht so übel”, nahm Colin Chiave in Schutz.
“Das denke ich auch. Aber Sie! Wie konnten Sie ihm nur sagen, ich sei Ihre Verlobte?”
“Das hat er sowieso nicht geglaubt.” Colin wandte sich ihr zu, dabei berührte sein Knie ihren Schenkel. Tief sah er ihr in die Augen, und Elda fühlte, wie sie unter seinem “Blick tatsächlich verlegen wurde. “Dafür kennt er mich zu gut. Aber was soll ich ihm denn jetzt sagen, wenn er mich nach Ihnen fragt?” Seine Augen blitzten belustigt.
Elda lachte, sie wußte nicht, wie sie diesem offenen, ungewöhnlichen Mann begegnen sollte. “Tischen Sie ihm Lügen auf, meinte sie.
“Gut. Es wird mir Spaß machen, Lügen zu erfinden.”
Etwas so Ungewöhnliches passierte, daß Elda es zunächst gar nicht glauben konnte: sie errötete. Und auch zum erstenmal in ihrem Leben wußte sie nicht, was sie sagen sollte. “Oh”, war schließlich alles, was sie hervorbrachte.
“Sie sind sehr wortgewandt”, neckte er sie, denn offensichtlich hatte er ihre Verlegenheit bemerkt. “Hat das etwas mit Ihrem Beruf zu tun?”
“Als Lehrerin für Englisch fallen mir meist treffendere Worte ein”, gab Elda zurück.
“Ja, natürlich”, stimmte Colin ihr zu. “Und wo beweisen Sie Ihre Sprachgewandtheit für gewöhnlich?” An seinem Gesicht war abzulesen, wieviel Spaß ihm das alles machte.
“Ich unterrichte an einer Universität in Massachusetts. Und ich bin eine recht gute Lehrerin.”
“Darauf könnte ich wetten.” Er rückte mit seinem Stuhl noch näher an sie heran. “Und, sind Sie glücklich dort?”
“Sehr.”
“Interessant”, murmelte er, obwohl es den Anschein hatte, daß er ihr gar nicht zuhörte. “Zufriedene Menschen findet man selten.”
“Nun, ich will nicht sagen, daß dort alles perfekt ist”, gab Elda zu und versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was sie sagte, und sich nicht von seinem Blick ablenken zu lassen.
“Natürlich habe ich auch meine schlechten Tage. Aber dann gibt es den Herbst, wenn ich mit dem Schneemobil über die Felder sause, und den Frühling, wenn ich den Schirm zu Hause lasse und durch
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