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Du findest mich am Ende der Welt

Du findest mich am Ende der Welt

Titel: Du findest mich am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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ich ins Saint-Simon kam und dort künftig eine andere Dame an
der Rezeption sitzen würde. Eine, die nicht immer die Namen verdrehte und alles
besser wußte. Eine, die Jane von June unterscheiden konnte. Eine, die einen
Kugelschreiber benutzte und nicht so einen klecksenden Waterman-Füllhalter.
Immerhin hatten wir einiges zusammen erlebt in diesem Jahr. Ich grinste. Bevor
ich mich noch in Sentimentalitäten erging, die ich meiner heftigen emotionalen
Gesamtlage zuschrieb, fügte ich hinzu:
    Â»Und Monsieur Bittner erst – der wird vielleicht traurig sein!«
    Ein paar Schritte weiter sah ich unruhig auf die Uhr.
    Es
war halb sechs, ich hatte noch Zeit.
    Den ganzen Nachmittag hatten wir
die Bilder verpackt und verstaut, der freundliche Tamile, der normalerweise den
Nachtdienst machte und an diesem Tag schon früher gekommen war, hatte uns noch
geholfen, und vor einer Viertelstunde war Julien mit seinem kleinen Transporter
losgefahren, eine glückliche Soleil auf dem Beifahrersitz.
    Â» Bonne chance! « hatte sie mir bei der
Verabschiedung verstohlen ins Ohr geflüstert. Dann winkte sie uns so lange aus
dem Seitenfenster zu, bis Julien den Wagen auf den Boulevard Saint-Germain
lenkte. Gerührt hatte ich den beiden nachgesehen. Ich hatte ja selbst
Schmetterlinge im Bauch.
    Nun war ich unterwegs zum Ende der Welt, zu meiner schönen Unbekannten,
und mit jedem Schritt, den ich machte, schlug mein Herz schneller.
    Irgendwie war ich fast froh darüber, daß Mademoiselle Conti mit mir
ging. Das leise Klack-Klack ihrer Absätze hatte etwas Beruhigendes, ja
Zuversichtliches und ließ mich den Weg, der kein langer war, überstehen.
    Luisa Conti erzählte inzwischen von irgendeinem Buch über berühmte
Züge und Zugreisen, das sie im »Au bout du monde« bestellt hatte, und von einer
Reise im Orient-Express, die man auch heute noch machen könne, und ich nickte
höflich, doch meine Gedanken kreisten um ganz andere Dinge.
    Ich sah plötzlich wieder die blonde Frau auf dem Bahnsteig der Gare
de Lyon stehen, die Sätze des letzten Principessa-Briefes flackerten vor mir
auf – Sätze, zu denen mir eine weibliche Stimme fehlte, und in all dies
mischten sich Luisa Contis begeisterte Reden über eine Reise von Paris nach
Istanbul.
    Ich blickte verstohlen auf die Uhr. Wieder waren drei Minuten um.
    Â»Ist es noch weit?« fragte ich.
    Mademoiselle Conti schüttelte den Kopf. »Nein, wir sind gleich da.«
    Unwillkürlich seufzte ich, und meine Wegbegleiterin schüttelte
wieder den Kopf – diesmal mit einem belustigten Lächeln.
    Â»Was ist nur heute los mit Ihnen, Monsieur Champollion? So nervös
kenne ich Sie ja gar nicht. Die Buchhandlung hat doch noch bis sieben Uhr auf.«
    Wie war das noch mal mit dem übervollen Herzen, das die Zunge
überfließen läßt?
    Â»Ach, Mademoiselle Conti, wenn Sie wüßten … Ich will doch kein
Buch kaufen«, hörte ich mich zu meinem Entsetzen sagen. Und unter den anteilnehmenden
Blicken der jungen Frau im blauen Kostüm erklärte ich, was ich wirklich im »Au
bout du monde« wollte. Die Worte schossen nur so aus mir heraus, meine
angespannten Nerven machten mich zum Schnellsprecher, und als wir fünf Minuten
später vor dem Ende der Welt standen, war Luisa Conti meine beste Freundin
geworden.
    Â»Meine Güte, wie aufregend!« flüsterte sie, als ich die Tür zu
der kleinen Buchhandlung aufstieß. »Ich hoffe, Sie finden, was Sie suchen.«
    Sie
lächelte mir komplizenhaft zu, dann verschwand sie im hinteren Teil des Ladens,
um sich das Buch, das sie bestellt hatte, abzuholen.
    Ich holte tief Luft und sah mich um.
    Das »Au bout du monde« war alles andere als eine gewöhnliche
Buchhandlung. Es war ein verwunschener Ort.
    Als erstes fiel mein Blick auf eine Statue – eine mannshohe
Nachbildung des Davids, der auf der Piazza de Signoria in Florenz steht. Es gab
kleine Sofas und Tischchen, an denen man Kaffee oder Tee trinken konnte,
natürlich alles Produkte aus dem fair trade . Die
Wände waren voller dunkler Holzregale, besonders kostbare Bücher wurden in
altmodischen verglasten Bücherschränken aufbewahrt, und an den wenigen freien
Flächen, die es noch gab, hingen Gemälde von fernen Ländern, die die Sehnsucht
weckten. Die wunderbaren Bildbände, die auf den Tischen auslagen, suchte man in
den großen Buchhandelsketten

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