Du findest mich am Ende der Welt
wäre ein reuiger Sünder, so
etwas würde nicht mehr vorkommen, ich hätte meine Lektion gelernt, »aber bitte
schreiben Sie mir doch wieder oder sagen Sie mir, was ich tun kann, damit Sie
mir verzeihen, Ihr unglücklicher Duc«.
Die
Principessa hüllte sich in Schweigen, und ich gestehe, ich war verzweifelt.
Ich
rief Bruno an. »Tja, alter Freund«, sagte er nachdenklich, »ich fürchte, du
hast es vermasselt. Die Dame bist du los. Andererseits â¦Â«, er schwieg einen
Moment.
»Andererseits?«
fragte ich begierig.
»Na
ja ⦠im Grunde kennst du sie doch gar nicht wirklich, vielleicht ist es besser
so â¦Â«
Ich
stöhnte auf. »Nein, Bruno, es ist ScheiÃe so! Ruf mich an, wenn du eine Idee
hast, ja?«
Bruno versprach, sich etwas zu überlegen.
Marion fand, daà ich sehr schlecht aussähe (Du wirst doch nicht
krank, Jean-Luc?). Soleil sah mich mitleidig an und fragte, ob sie ein Brotmännchen
für mich machen solle. Madame Vernier meinte, ich sei ja völlig überarbeitet,
als ich eines Morgens immer wieder versuchte mit meinem Briefkastenschlüssel
ihren Briefkasten aufzuschlieÃen. Sie bot mir an, Cézanne auszuführen, wenn ich
etwas Zeit für mich bräuchte.
Und
selbst Mademoiselle Conti, die ich verlegen begrüÃte, als ich in jener Woche
noch einmal mit Monsieur Tang ins Hotel kam, weil dieser sich ein Bild
ausgesucht hatte, fragte mich besorgt, ob alles in Ordnung sei.
»Nein«, sagte ich. »Ganz und gar nicht.« Ich zuckte die Achseln und
grinste ein schiefes Lächeln. »Entschuldigung.«
Mein Unglück machte vor niemandem halt.
An diesem Nachmittag, es war am fünften Tag meiner neuen
Zeitrechnung, traf ich mich mit Aristide im Vieux Colombier und jammerte ihm
die Ohren voll. »Was soll ich nur machen, was soll ich nur machen?« Ich klang
wie die berühmte Platte mit dem Sprung.
»Armer
Jean-Luc, du bist wirklich verliebt in diese Frau«, stellte Aristide fest, und
diesmal widersprach ich ihm nicht. »Bleib dran!« meinte er. »Bitte sie
tausendmal um Verzeihung, wenn hundertmal nicht reichen. Sag ihr, wie wichtig
sie dir ist. Eine Frau, die dir solche Briefe geschrieben hat, hat kein Herz
aus Stein.«
Also setzte ich mich am Abend
wieder vor diese kleine weiÃe Maschine, die ich inzwischen haÃte, und
überlegte, was ich noch schreiben konnte, um die Principessa zu einer Antwort
zu bewegen. Cézanne kam zu mir und legte seinen Kopf auf meine Knie. Er spürte
wohl meine Traurigkeit und sah mich mit seinen treuen Hundeaugen an.
»Ach, Cézanne«, seufzte ich. »Kannst du diesen Brief nicht für mich
schreiben?« Cézanne winselte mitfühlend. Ich wette, er hätte mir den Brief
geschrieben, wenn ich ihn Bergerac getauft hätte. So aber muÃte ich mir selbst
etwas einfallen lassen.
Ich starrte auf den leeren Bildschirm und starrte auf den leeren
Birldschirm. Und dann gab ich noch einmal alles.
Betreff: Kapitulation!
Liebe Principessa,
noch immer haben Sie mir nicht verziehen, und ich
weià bald nicht mehr ein noch aus. Mit Ihrem Schweigen haben Sie mein Herz zur
Wunde gemacht, mein seelisches Immunsystem ist zusammengebrochen, und wenn ICH Sie je durch meine Gedankenlosigkeit verletzte, können SIE sicher sein, daà Sie
mich hundert-, nein, tausendmal mehr verletzen, indem Sie so stumm und unnahbar
bleiben.
Ich entschuldige mich, ich bitte Sie um
Verzeihung, ich bereue wirklich, daà ich mir einen Moment der Schwäche erlaubt
habe, und auch wenn es wie eine dumme Ausrede erscheint, ich meinte mit meinem
Kuà doch keine andere als Sie!
Ich werde nicht nachlassen, Sie mit Bitten zu
überschütten, denn ich kann einfach nicht glauben, daà dieses Wunderbare
zwischen uns so einfach aufhören soll. Das kann nicht sein, das darf nicht
sein.
Ich will doch nur SIE !
Noch vor wenigen Wochen war ich ein halbwegs
respektabler Galerist, heute bin ich ein von Ihren Worten und Briefen völlig
Veränderter, dessen Gefühle alle nur eine Richtung zu nehmen scheinen ⦠zu
Ihnen.
Wer hätte das für möglich gehalten?
Unser Briefwechsel fehlt mir mehr, als ich es in
Worte zu fassen vermag, das muà ich schon sagen. Und ich? Fehle ich Ihnen denn
gar nicht? Haben Sie denn alles vergessen, was wir uns ausgemalt haben, all
unsere schönen Hoffnungen und Träume? Bedeutet das nun nichts mehr?
Principessa, ich
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