Du hast mich wach gekuesst
sagte er leichthin. "Es ist eine lange Geschichte.
Also mach es dir lieber bequem", riet er und klopfte auf das Kissen neben ihm.
Doch sie schüttelte den Kopf. "Ich sitze sehr gut hier."
Nicht einmal ein halber Meter trennte sie, doch ihm schien es, als wäre sie Tausende von Meilen entfernt. Hätte sie in seinen Armen gelegen, wäre es ihm leichter gefallen, ihr reinen Wein einzuschenken. Dann hätte er ihre Reaktion danach beurteilen können, ob sie vor ihm zurückwich oder sich an ihn kuschelte. So aber musste er sich ganz auf ihren Gesichtsausdruck verlassen, und sie konnte ihre Gedanken besser verbergen. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, aber es ließ sich anscheinend nicht ändern.
"Ich muss etwas weiter ausholen", begann er. "Nach dem College bin ich in den Familienbetrieb eingetreten. Ich war mittlerweile Mitte zwanzig, und meine Eltern befanden, es sei für mich an der Zeit zu heiraten. Sie gaben zahlreiche Partys und luden dazu all die Frauen ein, die sie für akzeptabel hielten.
Zuerst dachte ich mir nicht viel dabei. Ich war nie verliebt gewesen, hatte aber immer viele Freundinnen."
Er seufzte. "Im Laufe der Zeit drängten meine Eltern mich immer mehr, eine dieser Frauen zu ehelichen. Aber ich wollte diese Frau nicht nehmen, nur weil sie aus einer angesehenen Familie stammte und viel Geld in unsere Familie eingebracht hätte. Es kam zu großen Spannungen zwischen meinen Eltern und mir."
Lebhaft erinnerte er sich an die Streitereien. An das Flehen seiner Mutter und den Zorn seines Vaters, der ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, dass alle Wards seit Generationen zum Wohl der Familie geheiratet hatten.
Damals war ihm zum ersten Mal bewusst geworden, dass es sich bei seinen Eltern nicht um eine Liebesheirat gehandelt hatte.
"Ich wollte mehr", fuhr er fort. "Außerdem beschloss ich aus Trotz, mich auf keinen Fall ihrem Willen zu beugen. Eines Tages habe ich mich bei Evelyn über die Situation beklagt. Ich habe ihr all das aufgezählt, was ich mir von einer Frau wünsche.
Klugheit, Sinn für Humor, gemeinsame Interessen. Sie hat mich angelächelt und gesagt: Also jemand wie ich."
"Also hast du ihr einen Heiratsantrag gemacht."
"Ja. Und sie hat akzeptiert. Zuerst habe ich alles für einen Scherz gehalten. Aber dann wurde mir klar, dass es ihr ernst war und sie glaubte, bei mir wäre es ebenso. Wir hatten uns immer gut verstanden. Wir hatten dieselben Vorlieben, dieselben Träume. Also beschloss ich mitzuspielen. Zumindest für eine Weile. Meine Eltern reagierten furchtbar wütend. Sie verboten mir strikt, Evelyn zu heiraten."
"Was deinen Entschluss nur noch bestärkte", vermutete Cathy.
"Natürlich. Immerhin war ich sechsundzwanzig Jahre alt und wollte mich nicht bevormunden lassen. Mir wurde immer mehr bewusst, dass Evelyn mich liebte, und zwar seit Jahren. Ich habe die Hochzeit fast ein Jahr hinausgezögert. Ich habe wohl geahnt, dass es falsch war, aber ich wusste keinen Ausweg."
"Du wolltest ihr nicht wehtun", warf Cathy sanft ein.
Er nickte. Sie war unglaublich wic htig für mich. Ich dachte, wir könnten es schaffen, aber die Ehe wurde ein Desaster. Ich hatte Evelyn sehr lieb, aber ich habe sie nie wirklich begehrt und nach den ersten Malen den körperlichen Kontakt mit ihr gemieden. Sie verstand nicht, was mit mir los war, und ich fühlte mich ständig schuldig. Ich war der einzige Mann, mit dem sie je geschlafen hatte, und konnte ihr in dieser Hinsicht leider nichts bieten."
Cathy zog die Knie fester an die Brust. Nun bereute sie, dass sie ihn um diese Informationen gebeten hatte. Denn je mehr sie erfuhr, um so realer wurde Evelyn für sie. Und desto mehr Ähnlichkeiten zwischen ihnen wurden ihr bewusst.
Sie liebte Stone und wusste, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte. Sie stammte aus einer anderen Welt und war unschuldig gewesen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sie nicht verheiratet waren und er sie begehrte - noch.
"Geht es dir nicht gut?", fragte er. "Du bist so blass geworden."
Sie zwang sich zu einem Lächeln. "Ich habe nur über deine Worte nachgedacht. Es tut mir Leid, dass es zwischen dir und Evelyn nicht geklappt hat. Sie scheint wirklich sehr nett gewesen zu sein."
"Du hättest sie gemocht."
Das bezweifle ich, dachte Cathy. Denn sie wären sich als Konkurrentinnen in einem Spiel begegnet, das ihnen beiden zu verlieren bestimmt war.
Er schlug die Decke zurück und klopfte auf das Laken.
"Komm zu mir."
Sie legte sich zu ihm, und er nahm sie
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