Du hast mir die Liebe geschenkt
er die verschiedenen Formulare im Krankenhaus ausfüllte und Kims Beerdigung veranlasste, wirkte er wie in Trance. Schließlich bekam er noch Kims Habseligkeiten und er und Victoria, die das Baby trug, verließen das Krankenhaus.
Steve dachte angestrengt nach. Normalerweise bestimmte er stets, was geschah, doch das hier war alles andere als “normal”. Er war nicht auf Kims Tod und noch viel weniger auf ihr Kind vorbereitet gewesen. Ein sonderbares Gefühl hatte ihn überkommen, als er das federleichte Bündel für einen Moment hielt.
Die Kinder seiner Schwester waren schon älter gewesen, als er das erste Mal mit ihnen zu tun hatte, noch kein Jahr alt, aber schon hellwach, aktiv und in der Lage, sich verständlich zu machen. Dieses Baby jedoch war völlig hilflos. Er konnte froh sein, dass er die Rothaarige bei sich hatte.
“Mein Wagen steht im Parkhaus”, sagte Victoria, doch Steve schien sie gar nicht zu hören. Daher wiederholte sie es und fügte hinzu: “Haben Sie auch einen Wagen?”
Er schaute sie an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen, und nickte. “Wir nehmen meinen. Morgen fahre ich Sie dann her, damit Sie Ihren Wagen holen können.”
Er fragte nicht, ob es ihr recht war - er bestimmte einfach. Vielleicht lag es am Schock? Victoria hoffte, dass der Mann ansonsten umgänglicher war, denn sie hatte keine Lust, sich auch nur einige Tage über einen Kerl zu ärgern, der sie herumkommandierte. Von solchen Typen hatte sie mehr als genug.
Wenn man bedachte, wie sehr sie sich auf diesen Urlaub gefreut hatte, war sie offenbar eine Verrückte. Sie hätte ja sonst wohl kaum ihre Hilfe angeboten.
Seufzend drückte Victoria das leise wimmernde Kind an sich. Und schwor sich, das mutterlose Baby erst dann zu verlassen, wenn sie es in guten Händen wusste.
Steve blieb neben einem schwarzen PKW stehen und sah sich um, ehe er ihr die Tür aufschloss. Wonach hielt der Mann Ausschau? Hier trieb sich doch niemand herum. Der Parkplatz war sicher.
Als sie losfuhren, fragte Victoria: “Könnten wir bei meiner Wohnung vorbeifahren, damit ich ein paar Sachen einpacke?”
“Jetzt nicht. Kaufen Sie alles Nötige.”
Victoria unterdrückte eine scharfe Antwort. Ganz ruhig, befahl sie sich. Ein lauter Wortwechsel hätte nur das Baby verunsichert, und sie wollte schließlich, dass es der Kleinen gut ging.
“Dann fahre ich morgen zu meiner Wohnung, nachdem ich meinen Wagen geholt habe”, erklärte sie versöhnlich.
Er brummte nur. Erst nach einer Weile sprach er wieder. “Sie haben einen Unfall erwähnt. Was ist mit Kim passiert?”
“Kim?”
“Francine. Sie wollte Kim genannt werden.”
“Soweit ich weiß, waren zwei Autos beteiligt. Francine, also Kim, war allein in ihrem Wagen. Ich glaube, dass auch Leute aus dem anderen Wagen bei uns in der Notaufnahme waren. Genau kann ich das aber nicht sagen, denn ich war zu sehr mit Ihrer Frau beschäftigt, dass ich nic ht darauf geachtet habe.” Sie warf ihm einen Blick zu. “Als sie eingeliefert wurde, hatten bereits die Wehen eingesetzt.”
“Ich war beruflich unterwegs und wurde erst auf dem Beltway verständigt.”
Das erklärte, wieso seine Frau versucht hatte, selbst zum Krankenhaus zu fahren. Andererseits mussten die beiden doch gewusst haben, wann der Geburtstermin war. Seltsam, dass sie sich nicht darauf vorbereitet hatten.
“Und Sie haben nicht einmal ein Bettchen?” fragte sie.
Er schüttelte den Kopf.
Victoria lehnte den Kopf an die Nackenstütze, schloss die Augen und erstellte in Gedanken eine Liste aller nötigen Dinge. Heute Abend würde sie kein Bettchen mehr kaufen, sondern eine Tragetasche. Das würde für die ersten Tage sicherlich genügen.
Plötzlich berührte sie jemand am Arm und rief ihren Namen. Ruckartig wurde sie wach und fürchtete schon, das Baby fallen gelassen zu haben. “Ich bin wohl eingeschlafen”, sagte sie erleichtert, als sie feststellte, dass die Kleine unversehrt in ihren Amen lag.
Sie parkten jetzt vor einem Drugstore, der rund um die Uhr geöffnet hatte.
“Ich komme mit hinein”, sagte Steve. “Sie suchen die Sachen für das Kind und sich zusammen, und ich schiebe den Wagen und bezahle.“
Steve Henderson schien es offensichtlich gewöhnt zu sein, Befehle zu erteilen.
Doch Victoria war zu erschöpft, um ihm zu erklären, was ihrer Meinung nach ein höfliches Verhalten war.
Vor Müdigkeit konnte Victoria sich kaum darauf konzentrieren, was das Baby brauchte, aber schließlich hatte sie alles
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