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0056 - Der Mörder stand neben uns

0056 - Der Mörder stand neben uns

Titel: 0056 - Der Mörder stand neben uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mörder stand neben uns
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Eastern Military College stand in vergoldeten Buchstaben über dem schmiedeeisernen Gittertor. College, ja, denn hier konnten Sie so ziemlich alles studieren, wofür sich ein junger Mann heutzutage interessieren kann. Aber die Betonung lag auf dem ›Military‹. Hier herrschte eine verdammt harte Zucht, das können Sie mir glauben.
    Die vierte Kompanie war gerade beim Boxen. Das heißt, was die Leute hier so Boxen nannten. Es' ging nicht sehr um sportliche Regeln, sondern hauptsächlich darum, den Gegner auf jeden Fall knock out zu kriegen und selbst dabei hart zu werden.
    Sergeant Celly, der bullige Berufssoldat, hatte den witzigen Einfall gehabt, jeden gegen jeden wüten zu lassen.
    »Stellt euch vor, ihr seid in einem feindlichen Staat«, hatte er gepredigt. »Plötzlich geratet ihr in eine Schlägerei — der Himmel weiß, warum und wieso. Jeder ist euer Gegner. Also los!«
    Der Mann hatte eine Phantasie wie ein Ochse, dem man sechs Schläge mit einem mittleren Vorschlaghammer auf die mächtige Stirn verpaßt hat. Aber wir waren die ›Schnappsäcke‹, die Rekruten des ersten Jahrgangs, und wir hatten alles göttlich weise zu finden, was der Herr Feldwebel Celly seinem stupiden Gehirn entspringen ließ.
    Wie in jeder Kompanie waren auch in unserer etwa ein Drittel der Soldaten Leute aus dem zweiten Jahrgang. Die spielten sich natürlich auf, als wären sie allesamt Stellvertreter des lieben Gottes.
    Phil und ich hatten uns vorsichtshalber dicht beieinander gehalten. Nicht, daß wir den Braten gerochen hätten, nein, nur aus jenem Maß an Vorsicht, das man sich als G-man mit der Zeit so angewöhnt, ohne es selbst zu merken.
    Und wir hatten verdammt recht gehabt. Aber das merkten wir erst nach ein paar Minuten. Zuerst mischten wir ziemlich lässig mit. Lässig mußten wir sein, weil wir sonst die ganze Mannschaft vom ersten Zug im Handumdrehen aus dem Turnzeug geschlagen hätten .
    Nicht einer dieser sechzig angehenden Helden hatte je einen Boxkurs bei einer FBI-Schule mitgemacht. Man merkte es ihnen schon beim zweiten Schlag an. Und von dem dauernden Training eines G-man, dessen Fäuste oft genug die Schlüssel zum Leben oder zum Tod bedeuten, davon hatten sie schon gar keine Ahnung.
    Wir hielten uns also zurück, obgleich es uns manchmal verdammt in den Fäusten judcte.
    Das Ergebnis unserer Nächstenliebe war denn auch prompt Cellys dröhnende Donnerstimme:
    »Die Schnappsäcke Cotton und Decker wollen wohl nicht, hay?«
    Wären wir nicht in einem so verdammten Military College gewesen, wo prinzipiell der Vorgesetzte recht hat, so hätten wir uns jetzt in aller Ruhe mit Herrn Feldwebel Celly beschäftigt. So aber blieb nur gar nichts anderes übrig, als ein bißchen kräftiger mitzumischen.
    Das Ergebnis war denn auch bei Phil und bei mir sehr einschlagend. Wir landeten beide je dreimal unsere Fäuste an den richtigen Stellen, und schon breitete sich rings um uns ein Feld von sechs selig schlummernden Helden aus.
    Celly gingen die Augen über. Donnerwetter! stand deutlich in seinem Gesicht geschrieben. Aber getreu dem Grundsätze, daß ein Rekrut alles verkehrt macht, und wenn er es tausendmal richtig gemacht hat, brüllte er nur noch lauter:
    »Das nennt ihr Selbstverteidigung gegen eine Menge? Wollt ihr wohl endlich ran, ihr lausigen Schnappsäcke?!?!«
    (Glauben Sie nur nicht, ich übertriebe die angewandten Ausdrücke. Im Gegenteil! Ich mildere aus Anstandsgründen. Aber vielleicht kennen Sie selbst die gängigen Kosenamen beim Militär.)
    Na, wir ließen uns von diesem Bullengesicht nicht aufhetzen. Schließlich hatten uns die anderen nichts getan, und ein paar Sekunden knock out reichte für sie völlig.
    Aber auf einmal wurde die Lage anders. Wir stießen plötzlich auf eine Mauer von nicht ganz so unerfahrenen Leuten. Ich sprang einen Schritt zurück und übersah mit einem Blick die Lage:
    Acht stämmige Burschen vom zweiten Jahrgang, also von den Leuten, die das erste Jahr Ausbildung bereits hinter sich hatten, hatten uns von den anderen abgedrängt und rückten jetzt als geschlossene Mauer gegen uns vor — sichtlich in dem Bestreben, uns erst einmal auseinander zu kriegen und dann vollendet fertig zu machen.
    Ich sprang sofort wieder an Phil heran und rief:
    »Verkehrte Toasts!«
    Das ist eine Redensart, die sich beim FBI eingebürgert hat. Sie bedeutet soviel, wie Rücken gegen Rücken kämpfen, wodurch jeder in seinem Rücken gedeckt ist.
    Phil war schließlich genauso wenig ein Anfänger in den

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