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Du + Ich: Wir Zwei, 1

Du + Ich: Wir Zwei, 1

Titel: Du + Ich: Wir Zwei, 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma M. Green
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bestimmt gefallen, wenn er sieht, dass er dich beschäftigt. Vielleicht will er sich an dir rächen.“
    „Aber warum? Ja, ich weiß. Ich habe einen unverzeihlichen Fehler begangen, als ich ihn damals verlassen habe. Du warst dabei, Clem. Du weißt, warum ich gegangen bin. Ich hatte keine andere Wahl! Ich habe es genauso für ihn wie für mich getan!“
    „Männer … Versuch erst gar nicht, sie zu verstehen…“
    „Doch, ich möchte sie ja gerade verstehen!“
    „Alma“, sagt sie etwas leiser, „vergiss ihn. Such dir einen Typen, der dir guttut.“
    „Ich weiß, worauf du hinauswillst …“
    „Raphaël liebt dich immer noch. Er wäre bereit, alles für dich zu tun. Nach allem, was du durchgemacht hast …“
    „Sprich nicht davon, Clem. Und hör auf, mich von … von … von was eigentlich abzubringen? Was willst du? Dass ich mit ihm wieder ein Paar werde und dass ich wieder ein ruhiges und langweiliges Leben führe? Ich will alles andere als das. Ich will Leidenschaft erleben, zu 100 %, alles ausprobieren, ohne Rücksicht auf Verluste!“
    „Leidenschaft … das ist recht schön, wenn man 20 ist. Mit 30 sollte man sich damit aber abfinden.“
    „Haben Sie sich für ein Dessert entschieden, meine Damen? Oder besser gesagt meine Fräulein …“, fragt der Kellner und lächelt mich dabei an.
    Er kommt wie gerufen. Dieses Gespräch hat eine gefährliche Wendung genommen. Es ist besser, wenn es vorbei ist. Wir verspeisen unsere Crème catalane in Ruhe und zahlen danach. Als wir uns voneinander verabschieden, drückt mich Clémentine fest an sich und gibt mir ein Küsschen auf die Wange – was ich als Entschuldigung verstehe. Ich gebe ihr einen leichten Klaps auf den Hintern, bevor sie weggeht, um ihr zu zeigen, dass bereits alles vergeben und vergessen ist.

    Ich habe mir nie vorgestellt, wie es wohl wäre, in einer WG zu leben, aber heute Abend machte mir die Anwesenheit von jemand anderem als mir in meiner Wohnung nichts aus. Leer, still, tot. Nichts, was mich an ihn, an uns, an unsere Vergangenheit erinnern lässt. Nach einer entspannenden Dusche und einer Folge
Homeland
gehe ich in mein Zimmer und begebe mich auf die Suche nach meinen „Pelz“-Pantoffeln. Ja, mir ist danach, falsche Haare mit mir herumzutragen, während ich eine Tasse Kamillentee trinke.
    Alma Lancaster, 75 Jahre alt.
    Seit ein paar Minuten stöbere ich in meinem Dressing herum, als ich plötzlich auf meine „Souvenir-Box“ stoße. Ich bin keine 75 mehr. Jetzt bin ich zwischen 11 und 19 Jahre alt. Ich bin ganz erleichtert, eine Möglichkeit gefunden zu haben, mich abzulenken. Ich setze mich auf den versiegelten Parkettboden und öffne den Deckel. Darin entdecke ich Fotos aus meiner Kindheit: Basile, Lily und ich beim Ponyreiten, im Autoskooter, auf Skiern, beim Sandburgen- oder Schneemannbauen. Das waren auch solche Rituale meiner Eltern …, damals, als sich noch kaum eine Falte auf ihrem Gesicht abzeichnete. Clémentine und ich, während wir unsere Choreografie zu
Barbie Girl
einstudierten und wir beide in unseren Abschlussballkleidern. Timothy Wallace, mein Ex, im Basketballtrikot. Leonard Abrams, mein genialer und verrückter Professor, der versuchte, uns mitten im Unterricht das Tanzen zur Rockmusik beizubringen.
    Ich weiß, dass mir diese Reise in die Vergangenheit zu schaffen machen könnte. Diesen großen Umschlag zu öffnen, der sich ganz unten in der Kiste befindet, wird mich wieder in der Vergangenheit schwelgen lassen. Ich kann aber nicht anders. Ich nehme ihn und entferne die Heftklammern mit einer leichten Handbewegung, als ob mich eine geheimnisvolle Kraft beherrschen würde. „Vadim Arcadi, der Mann meines Lebens“ – das steht mit roter Tinte auf der Rückseite eines Fotos. Es ist die Wahrheit, er war meine erste große Liebe, mein erster Geliebter, der Einzige, der wirklich zählte. Ich drehe das Foto um und ignoriere dabei mein Herzklopfen, das immer schneller wird. Ich werde ihn wiederfinden, so wie er früher einmal war. In seiner Perfecto aus schwarzem Leder, auf einer kleinen Backsteinmauer auf dem Unigelände sitzend. Damals sah er nicht in die Kamera. Ich habe nur sein Profil fotografiert. Seine Augen sind auf etwas in der Ferne gerichtet. Er sieht so gut aus, dass es schon fast wieder wehtut.
    Die qualvolle Besprechung geht weiter. Die Klischees ziehen an meinen Augen vorüber. Beweise unserer Idylle, die aber zum Scheitern verurteilt war. Ich war 18, er 20. Wir kamen aus unterschiedlichen

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