Du + Ich: Wir Zwei, 1
Trotzdem kann ich nicht anders, als ich in mein Büro zurückkomme … Ich muss an die vergangenen Tage denken, die unwahrscheinlich echt waren und die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Seine Haut war so zart, sein Atem heiß, sein Geruch bezaubernd, seine kleine Narbe auf der Unterlippe …
Halt!
Ohne das Für und Wider abzuwiegen – wozu auch? –, öffne ich mein E-Mail-Postfach und schicke ihm eine Nachricht mit Dingen, die mir als erstes durch den Kopf gehen. Ich korrigiere: Ich schicke ihm eine sehr abgeschwächte Version meiner Gedanken.
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Von: Alma Lancaster
An: Vadim King
Betreff: Ein kleiner Schlag und dann weg …
Ich bereue nicht, was passiert ist, aber wenn du anders darüber denkst, können wir alles vergessen.
Hör auf, mich dafür büßen zu lassen.
Mit herzlichen Grüßen
A.L.
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Wenige Minuten später folgt seine Antwort.
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Von: Vadim Arcadi
An: Alma Lancaster
Betreff: „Klein“ ist nicht das Wort, das ich verwendet hätte …
Fräulein stellvertretende Direktorin,
ich weiß, dass ich dir Unrecht getan habe. Ich werde über Ihre Bemerkung nachdenken.
Mit liebevollen Grüßen
Vorstandsvorsitzender
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Grrr … Herr Herablassend hat wieder einmal zugeschlagen!
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Von: Alma Lancaster
An: Vadim King
Betreff: GROSSER Schlag in die Fresse!
Ich kenne dich besser, als du glaubst, Arcadi. Treib kein Spielchen mit mir!
Glaubst du wirklich, dass ich mich mit so einer Antwort zufriedengebe? Da musst du mich wohl mit einer deiner hirnlosen Tussis verwechseln.
Mit absolut keinen herzlichen Grüßen
A.L.
PS: War es denn wirklich so schrecklich, mit mir zu schlafen?
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Wieder antwortet mir Vadim sofort.
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Von: Vadim Arcadi
An: Alma Lancaster
Betreff: PST
Ich bereue es keineswegs. Der Sex mit dir war himmlisch, dieses Gespräch hier ist es aber deutlich weniger.
Vergiss bitte nicht, wer ich bin. Vadim KING, dein Vorstandsvorsitzender.
Schönen Tag noch.
Du weißt von wem.
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Pst? PST?!
Er schützt sich, da bin ich mir sicher. Unser leidenschaftlicher Nahkampf war heiß, explosiv, aber nicht nur das. Ich habe seine Gefühle gesehen. Ich habe sie mir nicht eingebildet. Er vertraut mir nicht. Ich muss mich wohl beweisen, es wiedergutmachen, damit er mir meine Fehler verzeiht. Das mit uns ist aber noch nicht vorbei. Das kann es nicht sein, das könnte ich nicht ertragen …
Ich habe eine Hundslaune. Seitdem wir diese E-Mails geschrieben haben und mir meine Schwester eine Überraschung bereitet hat, hat sich die Situation nur noch verschlimmert. Seit zwei Tagen schläft Lily in meinem Wohnzimmer. Sie konnte mit ihrem Ex einfach nicht mehr zusammenleben. Vermerk für später: Ich darf nicht vergessen, ihr zu sagen, dass sie sich lieber eine Einzimmerwohnung mieten soll, anstatt sich immer bei ihren Typen einzuquartieren. Warum war ich damit einverstanden, sie bei mir aufzunehmen? Ich hatte wohl einen schwachen Moment … Jetzt verstehe ich auch, warum Omar mit ihr Schluss gemacht hat. Er sagte zu ihr, dass sie ein „hoffnungsloser Fall“ sei und dass es wirklich an der Zeit sei, sich mal untersuchen zu lassen. Innerhalb der letzten 48 Stunden hat sie es bereits geschafft, dass ich am liebsten ausgezogen wäre. Weit, sehr weit weg von ihr und ihren unerträglichen Ticks. Meine Möbel mussten alle verschoben werden, damit im Zimmer eine „anregendere“ Aura herrschte. Sie räumte meinen Kühlschrank leer, schluckte mein warmes Wasser während ihrer „Aqua-relaxation“-Sitzungen hinunter, löschte meine aufgezeichneten Fernsehsendungen, überflutete meinen begehbaren Kleiderschrank mit ihren Klamotten, die ihr eine persönliche Note verleihen. Ich gebe zu, ich bereue es, dass ich sie bei mir aufgenommen habe. Ich kann aber nichts dafür … Sie ist doch meine Schwester.
Die Überraschung des Tages nach diesem albtraumhaften Tag war aber, plötzlich einem Mann mit Bart und nacktem Oberkörper gegenüberzustehen, der einen Kopfstand im Flur macht. Lilys neue Eroberung heißt Vittorio. Er ist Italiener und stolz darauf. Er hat einen starken Akzent, kleidet sich gerne leicht und macht Yoga. Nachdem ich den unerwünschten Besuch höflich begrüßte habe, packe ich meine Schwester am Arm – und nicht an den Haaren – und schleppe sie in mein Zimmer. Es kommt zu einer heftigen Diskussion, bevor ich zur Tat schreite …
„Lily, willst du mich verarschen?!“
„Es tut mir leid. Ich konnte ihn mir nicht vom Hals schaffen …“
„Mach es
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