Du + Ich - Wir Zwei, 4
zufriedengeben.
Montagmorgen: Endlich eine Nachricht, die mich aus meiner düsteren Stimmung holen sollte:
[Bin aus dem Flugzeug ausgestiegen. Auf dem Weg zur Champs-Élysées. Verdammter Stau. Du hast mir gefehlt. V.]
47 Minuten später gibt er mir ein Zeichen … Mein Telefon klingelt. Ich stürze mich hinaus auf den Flur, habe ein nervöses Lächeln im Gesicht, meine Wangen haben sich vor Ungeduld gerötet, mein Herz schlägt wie verrückt. Ich muss ihn unbedingt sehen. Ich muss ihn berühren, ihn küssen. Mich in seine starken Arme kuscheln. Mein Orangenblütenparfum mit seinem Paco Rabanne mischen.
Ich klopfe nicht einmal an die Tür, sondern reiße sie stürmisch auf, lasse sie hinter mir ins Schloss fallen und renne auf ihn zu, bis ich in seinen Armen lande. Mein Geliebter lächelt leicht und versteckt sein Kinn in meinen elektrisierten Haaren. Wir umarmen uns fest. Nach ein paar Minuten hebe ich meinen Kopf, um ihn zu küssen. Sein Mund ist warm und weich, aber Vadim ist ganz offensichtlich mit seinen Gedanken woanders. Ich gehe einen Schritt zurück und gebe mir diesmal Mühe, ihn genau anzusehen.
Sein Gesicht ist ungewöhnlich blass, seine Wangenknochen stehen hervor, er hat dunkle Ringe um die Augen, die trotzdem leuchten. Ich erkenne ihn fast nicht wieder.
„Fünf Tage ohne dich sind wirklich eine Qual …“, flüstere ich leise.
„Jetzt bin ich ja da“, erwidert er und lächelt. Er sieht traurig aus.
„Ist es wegen mir? Du siehst so … mitgenommen aus …“, antworte ich leise und muss wieder an die miese Tour von Max und Abby denken.
„Das ist geklärt, Alma. Keine Sorge. Ich habe genug Geld …“, erwidert er.
„Geklärt? Wie das?“
„Ich habe gezahlt, um Zeit zu gewinnen, aber ich mache mir keine Sorgen. Ich habe meine Männer informiert. Ich werde jeden Cent wiederbekommen.“
„Also, was ist es dann?“
„Nichts, es ist alles in Ordnung. Komm her, wir müssen die letzten fünf Tage nachholen!“, sagt er verliebt und packt mich am Arm.
Er gibt einen dunklen Laut von sich; dann küssen mich seine Lippen, die diesmal gieriger nach mir sind. Er küsst mich heftiger, aber auch sanfter. Ich bin kurz davor, den Boden unter den Füßen zu verlieren, mich von seiner Sinnlichkeit und seinem Elan mitreißen zu lassen. Aber irgendwas stimmt nicht.
„Du verschweigst mir etwas …“, flüstere ich und unterbreche diesen Kuss.
„Alma, bitte … Ich will einfach nur den Augenblick mit dir genießen. Ich will mich auf dich konzentrieren und an nichts anderes mehr denken, ich will mich nicht zerfressen lassen von …“, sagt er, bevor er innehält.
„Von was?“
„Nicht jetzt.“
„Vadim! Du machst mir Angst. Eine Woche lang hast du fast nichts von dir hören lassen. Du wechselst ständig das Thema. Du weichst meinen Fragen aus, aber jetzt ist Schluss damit! Wenn es nicht die fünf Millionen sind, die dich so mitgenommen haben, was ist es dann?“
„Das ist es! Genau das“, erwidert er. „Verrat, Drohungen, Erpressung … Glaubst du nicht, dass das meinen Zustand rechtfertigt?“
„Nein, du hast dich schon vorher merkwürdig verhalten. Muss ich dir etwa auf die Sprünge helfen?“, fahre ich fort, ohne mich abbringen zu lassen. „Angezogen und sturzbesoffen in einen Swimmingpool zu springen … Sagt dir das was?“
„Alma …“
„Es ist wegen Dimitri Monkov, da bin ich mir sicher! Irgendetwas ist zwischen euch beiden vorgefallen an jenem Tag. Es hat dich berührt, dir wehgetan, als du ihn wiedergesehen hast …“
„Nein, es hat mich kaputtgemacht!“, korrigiert er mich plötzlich mit leiser und bedrohlicher Stimme.
„Warum?“
„…“
„Vadim, warum?!“
„Weil ich glaube, dass dieses Arschloch der Mörder meiner Eltern ist!“
Er selbst scheint von diesen Worten benommen zu sein, nachdem er sie laut ausgesprochen hat. Eine Träne läuft über seine Wange und zieht eine Furche, aber seine Gesichtszüge sind hart, wutverzerrt, voller Hass. Jetzt habe ich endlich meine Antwort. Fast 30 Jahre nach der Tragödie, die ihm seine Kindheit geraubt hat, ist Vadim dem grausamen Blick seines Peinigers wiederbegegnet.
Und Gott weiß, was er jetzt machen wird …
Fortsetzung folgt!
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