Du Mich Auch
Welt. Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Rührung und der Erleichterung.
»Na, wenn das so ist … Ich habe euch leckere Frikadellen gemacht. Die könnt ihr mit euren Freunden in der Küche essen. Und danach ins Freibad vielleicht? Wenn ihr heute Abend wiederkommt, ist die Sache durch.«
»Ehrlich?« Mit offenem Mund standen die beiden da.
»Ehrlich«, versicherte Evi. »Und dann gehen wir zu einem ganz tollen Italiener. Da gibt es die beste Lasagne der Welt.«
Evi machte sich hübsch. Sie frisierte und schminkte sich sorgfältig und zog eines ihrer neuen Kleider an. Es war sonnengelb, wie die Slingpumps, die sie sich dazu gekauft hatte. Das Hausmütterchen in steingrauem Seniorenpopeline war Vergangenheit.
Breit lächelnd ging sie ins Schlafzimmer. »Liebling, ich habe eine Überraschung für dich!«
Schläfrig betrachtete Werner seine Frau. »Mann, siehst du gut aus, Evilein. Hast du dich extra für mich so aufgebrezelt? Komm mal her. Ich könnt’ schon wieder.«
»Später, Schnuffelbär. Man erwartet uns um zwölf Uhr. Wir sollten pünktlich sein. Es ist so etwas wie eine Willkommensparty für dich.«
»Saublöde Idee«, raunzte er. »Mach lieber was zu essen. Bei dir gibt es ja zum Glück was Anständiges, nicht diesen miesen Krankenhausfraß.«
Die Suppe wartet schon, dachte Evi. Die Suppe, die du dir eingebrockt hast. Und die du so lange auslöffeln wirst, bis du den Löffel abgibst. Sie holte einen Anzug mit Hemd und Krawatte aus dem Kleiderschrank.
»Wird feierlich«, erklärte sie. »Ich habe sogar Fotografen bestellt, damit wir den großen Augenblick deiner offiziellen Rückkehr nie vergessen.«
Widerstrebend machte Werner sich fertig. Evi band ihm die Krawatte, so wie sie es all die Jahre getan hatte. Es würde das letzte Mal sein.
»So Schnuffelbär, ich fahr schon mal den Wagen vor. Es wird dir Spaß machen, ganz bestimmt!«
Diesmal nahm sie den Porsche. Werner schürzte abfällig die Lippen, als er einstieg. »Was soll das denn? Ist doch Perlen vor die Säue, wenn du den Porsche fährst.«
»Wenn schon, denn schon«, erwiderte Evi. »Wir wollen doch einen guten Eindruck machen, oder?«
Beherzt gab sie Gas. Eine halbe Stunde später hielt sie an der Schranke eines Parkplatzes im Regierungsviertel. Sie zeigte ihren Ausweis, und ein Sicherheitsmann ließ sie passieren.
»Äh, Evi, wohin gehen wir eigentlich?«, fragte Werner.
»Staatskunde für Anfänger«, erwiderte Evi lässig. »Dies ist das Haus der Bundespressekonferenz.«
Sie deutete auf einen würfelförmigen Bau, vor dem sich eine kleine Menschenansammlung gebildet hatte. Reporter mit Kameras liefen umher, ein Fernsehteam baute sein Equipment auf.
Werner rückte seine Krawatte gerade. »Sind die etwa alle wegen mir hier?«
»Nicht nur wegen dir, aber auch«, sagte Evi geheimnisvoll. »Wir nehmen besser den Hintereingang.«
Sie parkte den Wagen und lotste Werner zu einer unscheinbaren Tür, etwas entfernt von dem Menschenauflauf. Auch hier hatte man sie schon erwartet. Ohne weitere Kontrollen ließ man sie hinein. Im leeren Foyer stand Beatrice. Mit Verschwörermiene umarmte sie Evi.
»War’s schlimm?«, flüsterte sie. »Die Abschiedsnummer?«
»Der Saunaclub Désirée war ein Kuschelkurs dagegen«, raunte Evi. »Aber Werner ist hingerissen.«
Beatrice lächelte. »Genauso ist es richtig.« Dann streckte sie Werner die Hand hin. »Beatrice Kramer. Willkommen zur Pressekonferenz. Ich habe für Sie und Ihre Frau Gemahlin einen Platz in der ersten Reihe reserviert.«
Werner kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Verständnislos sah er Beatrice an, dann musterte er den glänzenden Marmorboden und den chinesischen Steingarten neben der Bar. Das weitläufige Foyer und die Parade der Kellner, die mit vollen Tabletts dastanden, beeindruckten ihn sichtlich.
»Sogar Schampus«, frohlockte er. »Da nehm ich mir doch gleich mal was und begieß mir die Lampe.«
Beatrice atmete geräuschvoll ein. »Später. Bitte folgen Sie mir. In wenigen Augenblicken wird das Haus für die Kollegen von der Presse geöffnet.«
Mit stolzgeschwellter Brust ging Werner hinter ihr her in einen großen Saal. Es waren Stühle für mindestens zweihundert Gäste aufgestellt. Auf dem Podium vorn sah man einen Tisch mit mehreren Mikrophonen. Als sich Evi und Werner gesetzt hatten, strömten auch schon von allen Seiten Leute herein.
»Muss ich etwa was sagen?«, erkundigte sich Werner.
»Entspann dich«, antwortete Evi. »Das tun heute andere für
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