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Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie

Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie

Titel: Du sollst eventuell nicht töten - eine rabenschwarze Komödie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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gefördert. Wenigstens sie schien noch ganz die Alte: »Ja, grüß dich, Menachim!«, raunte sie mir zu. »Dass wir uns unter so schlimmen Umständen noch einmal wiedersehen!« Dann befüllte sie sorgfältig die Plastikbecher aus einer Magnumflasche Sekt. Mendelssohn und ich lehnten dankend ab. Es sei noch zu früh. »Arsen? Dauert zu lange«, dachte es in meinen detektivischen Hirnregionen. Die lahmen, phlegmatischen Geschwister tranken ihren Schaumwein in sich hinein und starrten aus dem Fenster oder auf den Tisch. Meine Ex-Marvie kratzte sich seufzend im Dekolletee. »Ich seh es wohl, doch sagt′s mir nichts«, dachte es in meinen sexuellen Hirnregionen. Alexa brummelte vor sich hin: »So ein Unglück. Nein, so ein Unglück.«
    »Ist ja gut!«, fuhr Katharina die barmende Antifaschistin an. »Wir haben das jetzt alle verstanden!« Und zu uns gewandt: »Kurz und schlecht: Wir sind bankrott. Irgendjemand hat irgendwie in Paps′ Geschichten geschnüffelt. Und jetzt nehmen die uns unser Geld weg! Alles eingefroren! Alles ist hin! Aus. Wir sind fertig.«

    Oh. Auf die Schnelle konnte ich mir die Lövenichs gar nicht ohne Finanzen vorstellen. Ohne Haus, ohne Apanage. Mit geregelter Arbeit, mit Sorgen. Mit einer Ahnung von Lohnknechtschaft, Gleitzeit und Ausbeutung. Also auf der anderen Seite des kapitalistischen Tresens. Sozusagen unter uns.
    Daher wohl auch statt Champagner der billige Sekt-Verschnitt aus fünfzig EU-Staaten.
    Ich goss mir einen Becher ein, und Mendelssohn und ich kondolierten, soweit uns die offiziellen Floskeln zu einer Insolvenz einfielen. »Und jetzt?«, fragte Mendelssohn.
    »Jetzt müssen wir als Erstes aus dem Haus.« Sämtlichen Lövenichs stieg das Wasser vom Hals in die Augen. Schluchzende Laute. Waidwunde Blicke. Gequältes Schlucken seitens Alexa. »Es könnte sogar sein, dass Paps noch einen Nachschlag kriegt!«, heulte Laura auf.
    »Aber, wohin zieht ihr denn jetzt?«, fragte ich. »Habt ihr schon eine Ahnung?«
    Nun heulte auch Katharina: »Ich weiß gar nicht, was ich zuerst machen muss! Ich muss ständig zur Arge, wegen Hartz IV, wir müssen umziehen …«
    Mendelssohn begann zu zappeln. Dann begriff ich: Er hatte Angst, dass die Lövenichs wegen einer vorübergehenden Unterkunft auf IHN kommen könnten. Immerhin hatten sie ja schon versucht, ihm eine Kellerleiche anzudrehen. Und gab es einen besseren Gastgeber als einen dünnen Single mit dicker Villa? Diesmal war ich aus dem Schneider, haha! Keine noch so kriminelle Familie käme
auf die asoziale Idee, in meiner Einraumbutze Quartier zu machen! Ich war ja ausnahmsweise einmal fein raus, hähä! Manchmal lohnte es sich eben doch, dem Präkariat anzugehören!
    »Eine Wohnung haben wir schon…«, heulte Katharina weiter, und Mendelssohn atmete geradezu unanständig erleichtert durch. »Kann man euch irgendwie helfen?«, fragte er, nun wieder ganz der teilnahmsvolle Nachbar. »Wohin zieht ihr denn?
    »Nach Steilshoop«, sagte Ritchie und nun heulte Marvie laut auf.
    Steilshoop also. Das war ja nun etwas ganz anderes als Harvestehude. Man könnte sagen: quasi das Gegenteil. Wenn Stadtviertel ein Gegenteil haben könnten. Ich überlegte, was wohl das Gegenteil von St. Pauli sein würde. Vatikanstadt? Nein, das konnte man bei den kirchlich-pädophilen Frequenzen heutzutage auch nicht mehr so sagen.
    In das verweinte Schweigen hinein fragte Mendelssohn langsam: »Aber was wird jetzt aus eurer Leiche im Keller?«
    »Genau!«, trompetete ich los. »Was wird jetzt aus …«
    Katharina wischte ihren Sektbecher vom Tisch und rief: »Oh, ich Trampel! Entschuldigung, Entschuldigung!« Laura sah mich bitterböse an und rief: »Alexa! Hast du was abgekriegt? Soll ich Servietten holen?!« Und alles starrte auf Alexa. »Nein, nein! Ich bin okay! Aber was wird jetzt aus – was im Keller?«, fragte Alexa mit glasigem Blick. Mendelssohn und ich schämten uns um die Wette. Echte Geheimnisträger sehen anders aus. »Die Frage sollte lauten: Was wird jetzt aus… unseren Möbeln?!«, sprang Katharina
ein. »Wir haben so viele Möbel! Allein im Keller haben wir noch zu viele Möbel! Wohin damit!?«
    Mendelssohn (vorsichtig): »Ja, wohin damit? Wollt ihr sie im Keller lassen?«
    Alexa (unschuldig): »Das müsst ihr mit den neuen Besitzern abmachen. Vielleicht wollen sie ja etwas davon behalten?«
    Laura: »Das vermute ich mal nicht.«
    Katharina: »Meint ihr, es wäre zu – zu – ungeschickt, den Keller einfach so zu lassen, wie er ist?«
    Marvie:

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