Du sollst nicht sterben
und dem schärferen Gestank von Dieselöl.
Sie sah, wie er die Hose hinunterließ. Starrte auf seine weiße Unterhose, seine schlanken, glatten Beine. Sie sah seinen kleinen Penis, dünn und stummelig wie der Kopf einer Schlange. Sie sah ihn mit der rechten Hand in der Hosentasche wühlen und etwas herausziehen. Ein eckiges Folienpäckchen. Er schlitzte es mit dem Messer auf und drückte schweratmend etwas heraus. Ein Kondom.
Ihre Gedanken rasten. Ein Kondom? War er so rücksichtsvoll? Wenn er so rücksichtsvoll war, ein Kondom zu benutzen, würde er dann wirklich mit dem Messer auf sie losgehen?
»Ich zieh das Gummi über«, keuchte er. »Die können jetzt DNA finden. Die nehmen die DNA von einem. Ich hinterlasse dir kein Geschenk für die Polizei. Mach mich hart.«
Sie bebte vor Ekel, als der Schlangenkopf sich ihren Lippen näherte und sein Gesicht plötzlich erhellte, als wieder ein Auto vorbeifuhr. Da draußen waren Leute. Sie hörte Stimmen auf der Straße. Gelächter. Könnte sie doch nur ein Geräusch machen, von innen gegen den Wagen hämmern oder schreien, dann würde jemand kommen und ihn aufhalten.
Sie fragte sich flüchtig, ob sie versuchen sollte, ihn zu erregen, damit er kam. Vielleicht würde er sie dann in Ruhe lassen. Doch ihr Ekel war zu groß, ihr Zorn – und ihre Zweifel.
Jetzt hörte sie, wie sein Atem noch schneller ging. Er grunzte. Sie sah, dass er sich selbst berührte. Er war nur ein Perverser, ein durchgeknallter beschissener Perverser, und das hier passierte nicht ihr!
Plötzlich, angefeuert vom Alkohol in ihrem Blut, fasste sie neuen Mut. Sie packte seinen verschwitzten, haarlosen Hodensack und quetschte seine Eier so fest sie konnte. Als er vor Schmerz aufjaulte und zurückwich, riss sie ihm die Maske vom Kopf, drückte ihm die Finger in die Augen, in beide Augen, wollte sie mit den Nägeln herausreißen. Sie schrie, so laut sie konnte.
Doch zu ihrem Entsetzen drang nur ein schwaches Krächzen aus ihrem Mund, wie in einem Albtraum.
Dann traf ein gewaltiger Schlag sie an der Schläfe.
»Du Schlampe!«
Wieder schlug er ihr die Faust ins Gesicht. Seine Miene, eine Maske aus Schmerz und Raserei, verschwamm vor ihren Augen. Wieder spürte sie die Faust, und noch einmal.
Ihr wurde schwindlig.
Dann fühlte sie, wie er in sie eindrang. Sie wollte weg, sich von ihm lösen, doch er hatte sie fest im Griff.
Das bin nicht ich. Das ist nicht mein Körper.
Sie fühlte sich völlig losgelöst von ihrem Selbst. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie einen Albtraum durchlebte, aus dem sie nicht erwachen konnte. Licht blitzte durch ihren Kopf. Dann der Kurzschluss.
6
Jetzt
Donnerstag, 7. Januar
Heute war der 1. Januar, Neujahr. Und es herrschte Flut!
Die Flut mochte Jak am liebsten. Er wusste, dass Flut herrschte, weil er spürte, wie sich sein Zuhause bewegte, hob, sanft wiegte. Sein Zuhause war ein Humber Keel Kohlenschiff namens Tom Newbound, das blau und weiß gestrichen war. Er wusste nicht, weshalb man dem Boot diesen Namen gegeben hatte. Es gehörte einer Frau namens Jo, die als Krankenschwester arbeitete, und ihrem Ehemann Howard, einem Zimmermann. Jak hatte sie eines Abends im Taxi nach Hause gefahren, und sie waren freundlich zu ihm gewesen. Schließlich waren sie seine besten Freunde geworden. Er liebte das Boot, hielt sich gern dort auf und half Jo beim Anstreichen oder Lackieren oder Saubermachen.
Eines Tages erklärten die beiden, sie würden für eine Weile nach Goa ziehen, wie lange, das wüssten sie nicht. Jak war am Boden zerstört, weil er seine Freunde verlieren und das Boot nicht mehr besuchen könnte. Doch sie sagten, sie benötigten jemanden, der sich um ihr Hausboot und ihre Katze kümmerte.
Nun war Jak schon seit zwei Jahren an Bord. Kurz vor Weihnachten hatten sie ihn angerufen und erklärt, sie würden noch ein weiteres Jahr in Indien bleiben.
Mit anderen Worten, er konnte noch mindestens ein Jahr hier wohnen, worüber er sehr glücklich war. Und er hatte eine Trophäe von letzter Nacht, ein neues Paar Schuhe, mit dem er ebenfalls sehr glücklich war …
Rote Lederschuhe. Wunderbar geschwungen, mit sechs Riemchen, einer Schnalle und fünfzehn Zentimeter hohen Pfennigabsätzen.
Sie lagen auf dem Boden neben seiner Schlafkoje. Er hatte nautische Begriffe gelernt. Eigentlich war es ein Bett, aber auf einem Schiff nannte man es Koje. So wie man die Küche auch nicht als Küche bezeichnete, sondern als Kombüse.
Er konnte von hier aus zu jedem britischen
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