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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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fragte die verwegen aussehenden Amerikaner, ob sie uns bis Bagdad eskortieren könnten. Oder mich in einem ihrer Jeeps mitnehmen könnten. Sie zogen sich zur Beratung an den Straßenrand zurück. Dann gab mir einer von ihnen mit seiner Maschinenpistole ein Zeichen: »Come on! Wir nehmen Sie nach Bagdad mit.«
    Ich konnte mein Glück kaum fassen. Baschir seines auch nicht. Diese Unkompliziertheit vieler Amerikaner hatte ich schon immer bewundert. Es kam noch zu einem kurzen Wortwechsel zwischen den Militärpolizisten und meinen GI ’s. Dann durfte ich in einen der Jeeps einsteigen. Mein Hüne legte seine Maschinenpistole auf die Knie, und los ging es Richtung Bagdad.
    Ich sehe, dass im hinteren Teil des Jeeps zwei weitere Männer sitzen. Auch sie haben Maschinenpistolen auf den Knien. Sie schlafen. Insgesamt umfasst unsere kleine Truppe neun Mann. Mein Hüne, der sich als Joe vorstellt, spricht wenig. Nur dass er müde sei, sagt er. Er habe seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen. Er müsse aufpassen, dass er nicht einschlafe. Dann legt er eine CD mit karibischen Klängen ein und klammert sich am Steuer fest. In weniger als einer Stunde werde ich in Bagdad sein und spätestens um 2 Uhr im Bett. Glück gehabt!
    Wir fahren und fahren. Eine Stunde, zwei Stunden. Nirgendwo sehe ich ein Hinweisschild auf die irakische Hauptstadt. Vorsichtig frage ich Joe, wann wir endlich in Bagdad seien. »Morgen früh um 10, vielleicht auch erst um 11 Uhr. »11 Uhr?«, frage ich entgeistert. Von Ramadi bis Bagdad brauche man doch kaum mehr als eine Stunde. Das seien höchstens 100 Kilometer. Als Amerikaner werde er doch von den Kontrollposten immer nur kurz angehalten.
    Er habe nie gesagt, dass er Amerikaner sei, erwidert Joe. Er sei von den Fidschi-Inseln – wie seine Kumpels. Er arbeite für eine internationale Sicherheitsfirma. Als »Spezialist für Sonderaufträge«. Sie wollten zwar auch nach Bagdad. Aber erst müssten sie nach »Camp Delta«, »ein paar hundert Kilometer« südlich von Bagdad. Dann dreht er seine karibische Musik wieder hoch und stützt sich erneut auf sein Lenkrad. Auf seinen Knien liegt die Maschinenpistole. Wie viele Spezialaufträge hat er mit ihr wohl schon erledigt?
    Ich erinnere mich, dass mir schon meine Großeltern geraten hatten, nie in ein fremdes Auto zu steigen. Nachts schon gar nicht. Auch meinen Kindern habe ich das eingetrichtert. Ich Esel aber bin im von Terroranschlägen erschütterten Irak in einen wildfremden Jeep gestiegen. Zu Männern, die einem der schmutzigsten Gewerbe der Welt nachgehen. Die für viel Geld fast jeden Auftrag ausführen. Zu Berufskillern. Ich kann es nicht fassen. Die Uniform, die Waffen, die Autos, alles sieht so amerikanisch aus. Doch die Männer sind aus der Südsee!
    Wir fahren und fahren. Ich habe keine Ahnung, wohin die Fidschi-Söldner fahren. Langsam wird es hell, und irgendwann sind wir sogar in einem endlos großen Militärlager. Es wimmelt von Filipinos, von weiß-, gelb-, schwarzhäutigen Söldnern und deren Hilfspersonal. Meine neun Fidschi-Spezialisten verschwinden spurlos. Zum Duschen und Frühstücken, wie sie mir später erklären. Das würde ich auch gerne. Doch sicherheitshalber bleibe ich ganz nah an den Jeeps. Ich will nicht in einem Söldnerlager hängen bleiben.
    Als meine Begleiter nach zwei Stunden wieder auftauchen, sind sie noch müder als zuvor. Das hat dramatische Folgen. In einer kleinen Ortschaft, 30 Kilometer vor Bagdad, verliert einer von ihnen die Kontrolle über seinen Wagen. Er rast auf den Gehweg und überfährt einen 50-jährigen Iraker. Blutüberströmt, laut schreiend liegt der Mann am Boden. Sein Bein ist seltsam verdreht. Die Sicherheitsspezialisten sind aus ihren Autos gesprungen und laufen zu dem Verletzten.
    Sofort umstellt uns eine feindselige Menschenmenge. »Was tun?«, fragt der Fahrer, der den Unfall verschuldet hat. Er ist völlig durchgedreht und will weg. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und sage den neun Söldnern, das müssten wir doch wirklich nicht diskutieren. Joe wirft mir einen wütenden Blick zu. Ich bin zum lästigen Zeugen geworden. Dann murmelt er: »Los, wir fahren ihn ins Krankenhaus.«
    Die nächsten Stunden verbringen wir in einer Notaufnahme. Danach geht es weiter. Keiner sagt etwas. Um 11 Uhr sind wir in Bagdad. Joe lässt mich an einem Taxiplatz aussteigen. Er hat keine Lust, mich zum Hotel zu fahren. Die Fidschi-Spezialisten sind todmüde. Und auch sauer. Das Thermometer zeigt 48 Grad. Zwanzig

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