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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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Osten. Imperien und Hegemonialmächte dulden keine Störenfriede in strategisch wichtigen Regionen.
    Ausgerechnet George W. Bush hat Iran mit dem Irakkrieg vor zehn Jahren in eine Vormachtstellung gebombt. Nachdem er Teherans Hauptfeind in der Region, Saddam Hussein, aus dem Weg geräumt hat, erstreckt sich der iranische Einfluss über den Irak, Syrien und die Hisbollah im Libanon bis tief in die schiitischen Gebiete Saudi-Arabiens hinein.
    Die USA , Saudi-Arabien und Katar sehen im syrischen Bürgerkrieg die Chance, mit Assad einen wichtigen Verbündeten Irans auszuschalten. Auch die proiranische libanesische Hisbollah würde dadurch geschwächt. Zwei wichtige Akteure des Mittleren Ostens, die nicht nach der Pfeife des amerikanischen Imperiums tanzen, würden auf Linie gebracht. Die Folgen des strategischen Eigentors von George W. Bush wären nicht mehr ganz so dramatisch.
    Die USA unterstützten die syrischen Rebellen von Anfang an »aus der zweiten Reihe«. Vor allem durch die stillschweigend abgenickten Waffenlieferungen ihrer Verbündeten Katar und Saudi-Arabien. Obwohl die USA lange im Hintergrund blieben, waren sie stets der bedeutsamste »Spieler«. Sie ziehen die Fäden in diesem Krieg gegen die »Achse der Ungehorsamen«, ihre »Achse des Bösen«.
    Auf der zweiten Ebene setzen die USA und Russland auf dem Rücken der Syrer den Ost-West-Konflikt fort. Die USA wollen Russland, das im syrischen Tartus seinen einzigen Marinestützpunkt im Mittelmeer hat, aus dem Mittleren Osten verdrängen. Die russische Regierung will eine weitere Verringerung ihres einst globalen Einflusses nicht hinnehmen.
    Auf der dritten Ebene kämpfen salafistische und wahhabitische Extremisten den uralten Kampf radikaler Sunniten gegen Alawiten und Schiiten. Sie sehen in ihnen islamische Ketzer, Abtrünnige. Innerhalb der Extremisten, die längst die Führung des Aufstands übernommen haben, nimmt das Gewicht der zu Al-Qaida gehörenden Al-Nusra-Front zu. Viel schneller, dramatischer, als die USA erwartet hatten.
    Auf der vierten Ebene kämpfen Regierung und Aufständische schlicht und ergreifend um die Macht in Syrien. Hemmungslos und brutal. Um edle Ziele wie Demokratie geht es dabei schon lange nicht mehr.
    Die meisten Rebellen sehen nicht, dass sie nur Teil eines viel größeren Machtspiels sind. Dass man sie wieder betrügen wird. Wie zu Zeiten von Lawrence von Arabien. Sie erkennen nicht, dass die USA , assistiert von den früheren Kolonialisten Großbritannien und Frankreich, sie nicht befreien, sondern beherrschen wollen. Ihr Motto lautet: »Divide et impera – teile und herrsche! Muslime aller Länder, bringt euch gegenseitig um!«
    Das Kidnapping einer Revolution
    Der vielschichtige Konflikt hat seit Beginn des Aufstands mehrfach sein Gesicht verändert. Vereinfacht dargestellt gab es vier Phasen:
    Die erste Phase dauerte von März bis Ende April 2011. Es war die Zeit überwiegend friedlicher Demonstrationen der Opposition. Anders als in Tunesien, Ägypten und Libyen vertraten sie allerdings nicht die erdrückende Mehrheit des Volkes. Sie repräsentierten eine starke Minderheit gegen eine relativ stabile Regierungsmehrheit.
    Es gab vieles, dem man als Demokrat nur zustimmen konnte. Angesteckt vom arabischen Demokratievirus, forderten vor allem Studenten und Jugendliche aus den vernachlässigten sunnitischen Vorstädten Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Jede dieser Forderungen war legitim. Selbst der Ruf nach einem Rücktritt des Staatspräsidenten. Westliche Oppositionelle pflegen das auch zu fordern.
    Nicht ganz so legitim waren die Provokationen, die Steinwürfe und das Anzünden von Autos. Doch auch das gibt es in westlichen Demokratien. Gut ausgebildete Polizisten wissen damit umzugehen. Die syrischen Sicherheitskräfte leider nicht. Als Mitte März in Daraa zornige Väter zu Recht gegen die Festnahme ihrer minderjährigen Söhne aufbegehrten, schossen Beamte des Geheimdienstes auf sie. Es gab zwölf Tote. Bei gewaltsamen Protesten in der Folgewoche wurden 17 Polizisten zum Teil schwer verletzt. Der Konflikt eskalierte.
    Als Staatspräsident trägt Assad hierfür die politische Verantwortung. Zwar bekundete er öffentlich seine Trauer über die schrecklichen Ereignisse und den Verlust von Menschenleben. Er versuchte erkennbar, den Konflikt zu beruhigen. Doch es gab Kräfte, die an einer Beruhigung der aufgeheizten Lage nicht interessiert waren. Auch im Westen. Sie wollten den gewaltsamen Machtwechsel –

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