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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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Tragödien aus Marketinggründen schändete die Opfer ein zweites Mal. Es hat im Syrienkrieg viele Massaker gegeben. Von beiden Seiten. Niemand musste Opfer hinzuerfinden.
    »Osama im Laden«
    Eine besondere Rolle in der einseitigen Berichterstattung über Syrien spielt die berühmte »Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte« in England. Sie sitzt nicht in London, wie die meisten Medien schreiben, sondern in Coventry, rund 150 Kilometer nördlich der britischen Hauptstadt. Sie ist die am häufigsten zitierte Quelle von Berichten über Opferzahlen und Massaker in Syrien. Schon ihr Name flößt Ehrfurcht ein. »Beobachtungsstelle« oder »observatory«, wie amerikanische Medien schreiben. Das klingt wie ein wissenschaftliches Gremium voller um die Wahrheit ringender Experten.
    In Wirklichkeit besteht dieses so bedeutungsvoll auftretende »Observatorium« aus einer Person mit dem Kunstnamen Rami Abdul Rahman und dem Echtnamen Osama Ali Suleiman. Assistiert wird er mal von einer, mal von zwei Teilzeithilfen. »Direktor« Osama betreibt seine winzige Informationsklitsche nur wenige Meter entfernt vom Bekleidungsladen seiner Frau, wo er gelegentlich auch aushilft. Spötter nennen ihn deshalb »Osama im Laden«.
    Keiner übertreibt und fälscht so wirkungsvoll wie Osama Ali Suleiman. Vor allem vor großen internationalen Konferenzen zu Syrien. Selbst exilsyrische Menschenrechtsorganisationen, die wie er gegen das Assad-Regime opponieren, haben sich öffentlich von dieser »Beobachtungsstelle« distanziert. Sie sagen, Osama Ali Suleiman verbreite »erfundene Zahlen« und »unwahre Geschichten«. Doch seine Kritiker haben keinen Erfolg.
    Osama ist und bleibt der Star der Desinformation. Er ist der syrische »Curveball«. Curveball war jener exilirakische Agent des Bundesnachrichtendienstes, der vor dem Irakkrieg behauptete, er könne beweisen, dass Saddam Hussein biologische Waffen besitze. Und der mitschuld war am Irakkrieg.
    Osama Ali Suleiman wirft nicht nur oft Zivilisten, Rebellen und Sicherheitskräfte in einen Topf. Er oder seine Zuträger multiplizieren die ohnehin schon schrecklichen Opferzahlen gelegentlich um das Fünf- und Sechsfache. Seine Informationen bezieht er telefonisch oder online von Rebellen oder Personen, die diesen nahestehen. Die Mörder sind bei Osama Ali Suleiman daher in der Regel die staatlichen Sicherheitskräfte. Doch solche Kriege gibt es nicht. Fast immer wird auf beiden Seiten gemordet. Genau das ist ja die Tragik des Krieges.
    Osama Ali Suleiman kann auf spektakuläre Falschmeldungen zurückblicken. CNN spielte er am 7. August 2011 eine Meldung zu, die er selbst aus einer obskuren Quelle erhalten hatte. Sie besagte, die syrischen Sicherheitskräfte hätten in Hama den Strom der Brutkästen abgestellt. Acht Babys hätten diese Barbarei mit dem Leben bezahlt. Gleichzeitig erschien auf zahlreichen anderen Internetseiten ein Foto der beklagenswerten Babys.
    Ein Aufschrei ging durch die Welt. Fast wie vor dem Ersten Irakkrieg, als Kriegsbefürworter eine frei erfundene Brutkasten-Horrorgeschichte über irakische Soldaten in Kuwait verbreiteten. Auch Osamas Meldung war falsch. Das zum Beweis auf anderen Internetforen veröffentlichte Foto der Babys stammte aus Alexandria, Ägypten. Die angeblich ermordeten Kleinen waren nicht tot, sondern quietschlebendig. Nur ihre Krabbelstube war zu eng.
    Diesem syrischen Exil-Pinocchio liegen die UNO , die EU , die meisten westlichen Politiker, Al-Dschasira, Al-Arabiya und große Teile der westlichen Medienwelt zu Füßen. Weil er ihre Arbeit erleichtert und täglich das meldet, was sie hören wollen.
    Seine geringe Glaubwürdigkeit hat sich in Medienkreisen allerdings inzwischen herumgesprochen. Sie sichern sich daher mit dem an die Medikamentenwerbung erinnernden Routinesatz ab, »die Richtigkeit dieser Angaben lässt sich wie üblich nicht überprüfen«. Und sie weisen inzwischen darauf hin, dass er »der Opposition nahesteht« oder ihr sogar »angehört«.
    Doch das schränkt Osamas historische Bedeutung nicht mehr ein. Er hat vor allem im Anfangsjahr des syrischen Bürgerkriegs mit seinen einseitigen Meldungen die Weltmeinung entscheidend mitgeprägt. Er trägt Mitverantwortung für die Eskalation dieses Konflikts zu einer schrecklichen Tragödie.
    Neuerdings mischt er unter seine täglichen Nachrichten über die Gräueltaten des Regimes auch Berichte über die nicht mehr zu übersehenden Verbrechen der Rebellen. Das ist gut für sein Image als

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