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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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noch mehr gefährdet, hält er resigniert an. Mitten auf der Gasse. Wir können jetzt nur noch den Kopf einziehen und warten, wie die Sache ausgeht.
    Sekunden später kommen Polizisten angekeucht, ihre Pistolen in der rechten Hand. Sie hangeln sich an unserem Auto entlang und schimpfen, weil das Zeit kostet. Die Männer, die sie verfolgen, sind verschwunden. Vielleicht sind die zwei Polizisten froh darüber. Es erspart ihnen ein Gefecht.
    Wir fahren zum Al-Birr-Krankenhaus im Viertel Al-Waer. Es wird von einer islamischen Wohltätigkeitsorganisation finanziert, die den sunnitischen Aufständischen nahesteht. Es ist in jener Zeit das einzige Krankenhaus in Homs, in dem Demonstranten und Rebellen einigermaßen gefahrlos behandelt werden können. Die Rebellen nennen es »ihr Krankenhaus«. Wenn es heute Tote oder Verletzte gegeben hat, sind sie hier.
    Zwar sind in der Vergangenheit mehrfach staatliche Sicherheitskräfte in das Krankenhaus eingedrungen, um nach Rebellen zu suchen. Doch das haben sie inzwischen aufgegeben. Denn nach Gefechten versammelten sich daraufhin bis zu 300 Demonstranten drohend vor dem Krankenhaus, um die dort behandelten Kämpfer zu schützen.
    Beklommen gehe ich durch die Steinflure des Krankenhauses. Ein Arzt empfängt uns in seinem Büro. Ich frage nach den fünf Toten. »Es gab heute keine Toten«, antwortet er. »Und Verletzte?« »Auch nicht. Alles war ruhig.« Ich erzähle von der wiederholten Al-Dschasira-Meldung über die fün f T oten von Homs.
    Verlegen schaut uns der hochgewachsene Arzt an. Plötzlich steht er auf und verlässt grußlos sein Büro. Ich denke zuerst an ein Missverständnis. Auch Tuma versteht nicht, warum der Arzt auf einmal weggelaufen ist. Etwas ratlos machen wir uns auf die Suche. Nach ihm oder einem anderen Arzt. Schließlich finden wir ihn mit einigen Kollegen und einer Krankenschwester. Flüsternd stehen sie auf dem Flur. Ich frage den Arzt, ob ich noch einige Fragen stellen dürfe. Doch erneut wendet er sich ab und eilt davon.
    Mit einer Krankenschwester gehen wir dennoch ins Obergeschoss, wo die Verletzten meist kurzzeitig untergebracht werden. Durch die offenen Türen sehen wir, dass es heute keine Verletzten gibt. Die Schwester bestätigt: »Verwundete haben wir zurzeit nicht.«
    Ratlos verlassen wir das Krankenhaus. Tuma wird sehr ernst. »Das ist eine dieser klassischen Falschmeldungen. Der Arzt will das nicht zugeben. Ich hoffe, dass es heute Abend nicht doch noch Tote gibt. Damit die Geschichte wieder stimmt.«
    Drei Tage lang recherchieren Tuma und seine Freunde in Homs. Doch selbst seine Ex-Mitarbeiter im Lager der Rebellen wissen nichts von Toten an diesem Tag. Es gibt auch keine Trauerfeiern. Al-Dschasira hat die fünf Toten frei erfunden.
    Im Kreuzfeuer
    Am späten Nachmittag fahren wir durch die Viertel Al-Akrama und Al-Nozha. Ich filme mit meinem Handy. Vor uns höre ich das Rattern von Maschinengewehren. Auf der Hafiz-Al-Assad-Straße wird offenbar geschossen. Ich sage zu Tuma: »Dort ist ein Gefecht. Wollen wir da wirklich hin?« Die Szene in der Altstadt hat mir gereicht.
    Doch Tuma ist irgendwie abwesend und antwortet nicht. Er biegt unbeirrt in die Hafiz-Al-Assad-Straße ein. Die Gewehrsalven werden lauter. Wir fahren direkt auf sie zu. Etwas energischer sage ich: »Das ist verdammt nah. Das ist ja direkt vor uns.« Noch immer hoffe ich, dass Tuma abbiegt. Doch er fährt mitten in die Schießerei hinein. Zu spät merkt er, dass wir in ein Kreuzfeuer geraten sind. Maschinengewehrgarben bestreichen die Straße von allen Seiten.
    Links am Straßenrand erblicke ich neben einem Checkpoint ein Polizeifahrzeug und zwei im Staub liegende Polizisten. Sie werden von beiden Seiten beschossen. Und feuern zurück. Verzweifelt versuchen sie, Deckung zu finden. Doch die gibt es bei diesem Rundumangriff nicht. Auch nicht für uns. Wir fahren ohne jeden Schutz mitten durch das Maschinengewehrfeuer. Welch ein Wahnsinn!
    Plötzlich kracht es unter dem Heck unseres Wagens. »Ein Treffer«, sage ich. »Nein, nur ein Stein«, wehrt Tuma ab. Doch es war kein Stein. Es war ein Treffer unterhalb des Kofferraums.
    Tuma fährt nun Vollgas. Er will raus aus dieser bleihaltigen Zone. Er weiß, ein Volltreffer, und alles ist vorbei. Der Checkpoint ist offenbar systematisch eingekreist. Wir müssen noch mindestens 300 Meter durch Maschinengewehrsalven.
    Alles läuft wie in Zeitlupe ab. Wir fahren und fahren, aber von links und rechts wird weitergeschossen. Vor uns sehen wir

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