Du sollst nicht töten!: Plädoyer für eine gewaltfreie Ernährung (German Edition)
schwerkranken Ferkels an und bemutterte es hingebungsvoll: Putzen, mit Willma unter der Rotlichtlampe schwitzend ausharren, einfach für sie da sein. Alle drei bis vier Stunden gab es dazu ein Fläschchen Himmeltau, und nach ein paar Wochen hatte sich das kleine Schweinebaby prächtig erholt. Noch etwas: Vom ersten Tag an war Willma „stubenrein“ – sie benutzte auf Anhieb die Katzentoilette.
Willma hatte es also geschafft! Sie war gesund, verspielt und quietschlebendig. Und nun hatten wir die Ehre, Willma so richtig kennenzulernen. Sie genoss es, im Garten herumzulaufen und mit den Hunden zu spielen (die vier wurden ein richtig eingeschworenes Team). Wo auch immer die Hunde waren, Willma war dort. Sie imitierte sogar das Bellen, was uns höchst erstaunte!
Es war eine unglaublich schöne Zeit mit dem kleinen Schwein. Manchmal wühlte sie einfach nach Leibeskräften in der Erde, oder sie kam vom Garten in einem Schuss ins Haus gelaufen und rutschte seitlich am Bauch die Fliesen entlang. Spätestens am Abend genoss Willma dann das „Gruppenkuscheln“ mit uns und ihren neuen Geschwistern. Am liebsten aber drückte sie sich so richtig eng an das Fell der Hunde, um seelenruhig zu schlafen.
Gegessen hat sie alles, und noch mehr: Sobald wir den Herd einschalteten (dabei piepst es), war Willma zur Stelle und stupste heftig mit ihrer Nase gegen unsere Beine.
Sie wurde größer und größer – die Zeit mit ihr verging wie im Flug. Von dem jungen Schwein lernten wir eine ganze Menge! Wir erfuhren, dass Schweine sehr sensible, saubere und gut riechende Tiere sind. Auch das Spazierengehen mit ihr und den Hunden war jedes Mal wunderbar. Sie liebte es, durch die Felder zu streifen.
Wir glauben, sie hat mittlerweile ihre ersten Kindheitstage vergessen. Sie ist ein ausgeglichenes, zutrauliches und glückliches Tier, und wir wissen nun: Willma ist etwas ganz Besonderes! Doch wir wissen auch, dass jedes einzelne Schwein und auch jedes einzelne andere „Nutztier“ wie Kuh, Schaf oder Huhn etwas Besonderes ist, jedes Tier auf seine Art und mit seinem Charakter. Das wollen die meisten Menschen nicht wahrhaben, aber es ist eine Tatsache. Wir raten jedem Menschen, der genug Platz und viel Liebe übrig hat, sich ein „Nutztier“ anzuschaffen, denn die eigene erlebte Erfahrung ist immer die beste.“
12. Burkhard Marterer, ehemaliger Schlächter
Burkhard Marterer wurde 1945 geboren und war viele Jahre als Metzger in Hamburg, Frankfurt, Nürnberg, Düsseldorf, auf Helgoland und in der Schweiz tätig. Nach einer inneren Wandlung beendete er seine Arbeit in der Metzgerei und wurde erfolgreicher Kaufmann. Bis heute interessiert er sich für Schlachtmethoden und den Tierschutz. Im Mai 2002 erschien sein erstes, bereits vergriffenes Buch Mein Weg durch die Hölle – aus dem Tagebuch eines Schlächters .
Mein Leben als Schlächter
„Fünfzehn Jahre meines Lebens war ich als Metzger in verschiedenen Schlachtbetrieben tätig. In dieser Zeit konnte ich die Tiere in ihren letzten Minuten ausgiebig studieren, und ich bin mir gewiss, dass die uns anerzogenen Beurteilungen von Tieren wie „Du dummes Schwein“, „Du blöde Kuh“ usw. jeder Grundlage entbehren. Tiere denken in einem ähnlichen Rahmen wie wir, und sie haben ebenso Gefühle wie Schmerz und Angst, die sie mir in meinem Beruf zumeist auch klar erkenntlich zeigten. Fast täglich flüchten Tiere aus Angst aus den Schlachthäusern und werden dann meistens von der Polizei erschossen. Auch geschächtete Tiere haben schon ihre Fesseln gesprengt und sind aus dem Schlachthaus geflüchtet. Die Tiere erleben in ihren letzten Minuten „die Welt als Hölle und den Menschen als grausamen Mörder, der mit Freude zerstückelt, foltert, verstümmelt“. Ich muss dazu sagen, dass ich erst viel später eine innere Wandlung durchgemacht habe, die mich das Töten mit anderen Augen hat sehen lassen. Damals war mir das egal, heute jedoch würde ich kein Tier mehr töten.
Hier meine persönliche Geschichte:
Bereits als 13-jähriges Kind begann ich in einem selbstschlachtenden Handwerksbetrieb meine Metzgerlehre. Damals war das Schlachten im Vergleich zu heute noch ein richtiges Handwerk und zugleich ein gemütliches Arbeiten. Die Schweine wurden mit Strom betäubt, wobei auch einige wieder aufstanden und dann einfach mit einem Genickstich getötet wurden. Manche kamen auch im Brühkessel wieder zu sich, schwammen in dem 70 Grad heißen Wasser und wurden dann mit langen Stangen
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