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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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klopft ihm auf die Schulter und lässt ihn laufen?«
    »Die Cops wissen nichts über Sie«, erwidere ich, »und mich haben sie erst vor einer Stunde ankommen sehen. Das FBI überwacht mich schon seit Jahren – man hat so viele Beweise für meine Unschuld, dass man sogar jemanden zu mir schickt und mich fragen lässt, warum ich nichts weiß.«
    »Dann wandert der Rat ins Gefängnis«, mutmaßt Vanek. »Ein Hoch auf Sie. Und was soll mit denen geschehen?« Er deutet auf die Betten der finsteren Kin­derkrippe. »Hundert Kinder, dazu zweihundert oder dreihundert weitere Bewohner. Sie können sie nicht retten, Sie können den Prozess nicht umkehren. Ihr Rechtssystem wird sie aussondern und in Irrenanstalten und Pflegeheimen im ganzen Land unterbringen. Ihre Regierung wird die Kinder der Erde weiter verbreiten, als sie es je aus eigener Kraft zu schaffen hofften. Glauben Sie wirklich, dass wir keine Leute bei der Polizei und bei den Gerichten haben? Sie haben bereits verloren, Michael.«
    »Soll ich sie dann lieber töten? Das ist nämlich die einzige Alternative.«
    »Sie sollen sie sehen, wie sie sind.«
    »Was sind sie denn?«
    »Unausweichlich.«
    Ich betrachte ihn im Licht der Lampe. Er lauscht auf die Schreie von draußen. Auf dem Gelände ist das Chaos ausgebrochen. Ich betrachte Ellie, die am Boden liegt, dann die Reihen der Kinderbetten. »Was sind sie wirklich?«
    »Die Gleichen wie Sie.«
    »Und was sind Sie dann?«, frage ich ihn. »Was Sie da im Auto aufgeführt haben und was Ellie mir gerade angetan hat – gewöhnliche Menschen sind dazu nicht fähig. Es fällt sogar mir schwer, so etwas als real anzu­sehen. Vielleicht war es auch nicht real, ich kann das kaum noch unterscheiden.« Ich starre ihn mit großen Augen an. »Seid ihr Außerirdische?«
    »Wir sind viel mehr auf dieser Erde heimisch als ihr Menschen. Wir sind ihre Kinder.«
    »Aber was hat das zu bedeuten?«
    Er hebt die Schultern. »Sie wissen doch, wo die Antwort zu finden ist.«
    Im alten Farmhaus, das Ellie das Heim nannte – Cernys Heim natürlich, aber zugleich befindet sich dort noch etwas anderes. Wer immer diese Leute sind, was der Prozess auch sein mag, dort ist die Wurzel zu finden. »Wir haben nicht viel Zeit. Die Polizei darf mich nicht finden.«
    »Wollen Sie schon wieder weglaufen? Fällt Ihnen nichts Besseres ein?«
    »Ich gehe jetzt zum Heim«, entgegne ich, »aber ich muss verschwinden, bevor die Polizei kommt.« Ich deute auf die leblose Frau. »Wie viele sind es inzwischen? Da liegt die dritte Person, die ich getötet habe.«
    »Sie ist nicht tot.«
    Ich lausche an der Tür, um mich zu vergewissern, dass niemand davor lauert, öffne sie vorsichtig und spähe über das Gelände. In ratlosen Grüppchen irren die Leute auf den Wegen umher. Hinten erkenne ich das Farmhaus, das Ellie als das Heim bezeichnet hat. Ich betrachte die schlafenden Kinder. Retten kann ich sie nicht, aber vielleicht kann ich wenigstens verhindern, dass es weitere Opfer gibt.
    Das Türschloss ist primitiv, aber ich fingere so lange daran herum, bis ich den Raum verlassen und hinter mir absperren kann. Ich will nicht, dass Ellie gefunden und Alarm geschlagen wird.
    Ein Mann mit einer Hundeleine geht vorüber, das leere Halsband schleift hinter ihm über den Boden. Ich lasse ihm einen Vorsprung und trete auf die Straße hinaus. Zwischen den umherwandernden verwirrten Gruppen hindurch nähere ich mich unauffällig dem Heim. Eine Frau steht mitten auf der Straße und hält mit beiden Händen verkehrt herum eine Einkaufstüte fest. Schweigend starrt sie auf die leere Tüte. Hinter ihr laufen andere Bewohner planlos hin und her und zertrampeln Plastikgemüse. Ich weiche der Frau aus und gehe weiter.
    »Doktor Vanek!« Es ist die Frau namens Arlene. Sie drängt sich durch die Menge und kommt zu mir her­über. »Doktor Vanek, was geht hier vor?«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Die Kinder dürfen nicht vor der Polizei versteckt werden, doch Vaneks Einschätzung war richtig – man wird die Kleinen über die ganze Stadt, vielleicht sogar über das ganze Land verteilen. Kann sich die Sekte auf diese Weise ausbreiten? Wer immer sie sind, die sich in unseren Köpfen verbergen, können sie jemals daraus entkommen? Können sie sich vermehren? Ich muss zum Heim.
    Ich deute zum Haupttor. »Bitte, passen Sie dort auf, ja? Achten Sie auf das Tor und schlagen Sie Alarm, wenn sich jemand nähert.«
    »Wir haben doch Wächter.«
    »In diesem Chaos traue ich denen

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