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Du stirbst zuerst

Du stirbst zuerst

Titel: Du stirbst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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etwas anderes zu denken, mir ein gesichtsloses Kindermädchen oder eine vergessene, stumpfe Marionette vorzustellen. Es gelingt mir nicht. Das Bild springt mir ungerufen ins Bewusstsein.
    Eine Riesenmade.
    Ich lausche und mache mich auf den Anblick gefasst. Darauf läuft es also hinaus, dies habe ich die ganze Zeit gesucht und zu vermeiden gesucht. Die Antwort. Ich greife mir an den Kopf und spüre das Zappeln des glitschigen Wurms im Schädel.
    Die Made kommt schmatzend in Sicht, ein verschwom­mener, zuckender Umriss am Rand des Lampenscheins. »Wie wollt ihr sie verstecken?«
    Ellie folgt meinem Blick. »Wir tragen sie ins Maisfeld. Die Neuen helfen uns dabei und verbergen sich anschließend zwischen den Pflanzen, während die Polizei die Gebäude durchsucht.«
    »Wegtragen?«, frage ich. Die Vorstellung, eine Made auf den Armen zu haben, ekelt mich an. Ich unterdrücke ein Schaudern. »Ist das wirklich der beste Weg?«
    Sie hebt die Schultern. »Wir haben nicht genug Zeit, sie zu wecken, und die Betäubung hält lange genug an, damit sie ruhig bleiben.«
    »Nein, ich meine die …« Ich halte inne. Da stimmt etwas nicht.
    »Was meinst du?«
    »Die …« Was soll ich sagen? Ich kann nicht über die Maden reden, ohne meine Unwissenheit zu offenbaren. Vanek weiß darüber viel mehr als ich – was sie sind, wie man sie nennt, wozu sie fähig sind. »Die anderen.« Die Kreatur kriecht aus der Dunkelheit hervor, ein muskulöser, schleimiger Schatten. Ich deute darauf. »Die da.«
    Ellie betrachtet den Gang, während die Made langsam auf uns zukriecht. »Sagen Sie, Michael …«
    »Ja?«
    Sie sieht mich an. »Was glauben Sie da eigentlich zu sehen?«
    Zu spät erkenne ich, dass sie mich hereingelegt hat. Sie hat mich Michael genannt, und ich habe reagiert. Sie weiß Bescheid.
    Ich ziehe mich einen Schritt zurück. »Was soll das heißen?« Kann ich mich noch herauswinden? Kann ich die Situation retten?
    Ellie folgt mir. »Die Schizophrenie ist noch nicht unterdrückt, nicht wahr? Doktor Vanek ist überhaupt nicht entkommen, und Sie halten uns alle zum Narren.«
    Die Made ist eine Halluzination – dort ist nichts. Deshalb hat sie mich durchschaut. Ich beobachte das Monster, das sich mit offenem Maul nähert.
    »Ich … ich bin Vanek, Ellie. Ich bin Ambrose Vanek. Wir kennen uns doch.«
    »Jetzt kennen Sie mich«, erwidert sie. »Sie haben zu viel gesehen und gehört. Und daher kommen Sie hier nicht mehr hinaus.«
    Ich spiele den Unschuldigen. »Was meinen Sie damit?«
    »Doktor Vanek, hören Sie mich?«
    »Ich bin hier«, sagt Vanek. Er steht nicht weit entfernt, es sind höchstens drei Meter. Ich blicke ihn an, und Ellie folgt dem Blick.
    »Kannst du sprechen?«, fragt sie ihn.
    »Nicht durch den da«, erwidert Vanek und starrt mich finster an. »Nicht jetzt.«
    »Natürlich kann ich sprechen«, antworte ich. »Ich rede schon die ganze Zeit mit Ihnen.« Der Wurm kriecht näher.
    »Wenn du mich hörst«, sagt Ellie, während sie langsam zu der Stelle geht, auf die ich gestarrt habe, »dann sollst du wissen, dass ich dir helfen und dir keinesfalls Schaden zufügen will. Ich habe nicht den Wunsch, deine Stellung einzunehmen.«
    Ich gehe einen Schritt auf sie zu. »Was reden Sie da?«
    »Schlagen Sie zu!«, sagt Vanek. Er ist kreidebleich. »Sie will angreifen.«
    »Was?«
    »Michael, Sie stellen eine Bedrohung für ihre Macht und den ganzen Plan dar. Sie wird Sie töten. Schlagen Sie zu!«
    »Wir befürchten schon seit Jahren, dass du vielleicht nie wieder herauskommst«, sagt Ellie. Dicht vor Vanek bleibt sie stehen und sieht ihn an, ohne ihn zu sehen. »Es tut mir leid, dass es so kommen muss.«
    »Machen Sie schon, verdammt!«
    Ich springe zur Seite und verstecke mich hinter einem Holztisch, als ein blauer Blitz durch den Raum zuckt. Meine Schulter schmerzt, als hätte sie einen elektrischen Schlag abbekommen, und im Kopf herrscht das reine Chaos. Ich wende mich zu Ellie um, die breitbeinig und schwer atmend vor mir steht.
    »Verräterin!«, schreit Vanek. Sein Gesicht ist vor Wut rot angelaufen. »Wie kannst du es wagen, die Kraft gegen deine eigene Art einzusetzen?«
    Von Ellies Kopf geht ein weiterer blauer Blitz aus, einen Moment lang öffnet sich die verschwommene Fläche, und ich erkenne Lucys Gesicht, alt und faltig zwar, aber sie ist es. Dann trifft mich die elektrische Entladung, und ich unterdrücke einen Schrei, verliere die Kontrolle über die Muskeln und breche zusammen. Die Welt wird enger und legt sich

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