Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist
ankam, war der Platz ziemlich leer. Die Leute, die keinen vernünftigen Job haben und tagsüber auf den Hundeplatz gehen, waren schon weg, und die Leute mit vernünftigen Jobs waren noch nicht da. So blieben nur ein paar Hundesitter übrig mit einer bunten Mischung von Hunden, von denen keiner zum Herumtollen aufgelegt schien. Miró trottete zu unserer Lieblingsbank, die zu dieser Tageszeit glücklicherweise im Schatten stand, und sprang hinauf. Ich setzte mich neben ihn, aber er wandte sich ab und ignorierte mich. In unseren vier Wänden ist Miró ein sehr anhängliches Tier, doch in der Öffentlichkeit benimmt er sich wie ein Teenager, der die Zärtlichkeiten seiner Eltern verschmäht. Ich vermute, Miró glaubt, das würde sonst nicht zu seinem Ich-bin-kein-Hund-Gehabe passen.
Auf dem Hundeplatz herrscht so ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das ich hasse. Diese irgendwie selbstgefällige Freundlichkeit, die allen Hundebesitzern zu eigen ist und die ihnen anscheinend das Recht gibt, jeden anzusprechen. Niemand würde sich um mich kümmern, wenn ich einfach nur auf einer Bank im Park sitzen würde, aber auf dem Hundeplatz kommt man sich vor wie auf einem weit entfernten, bizarren Planeten der Herzlichkeit.«Ist das ein Pudel?», fragen die Leute oder«Ist das ein Er oder eine Sie?», oder irgendeine andere schwachsinnige Frage. Zum Glück unterhalten sich die Hundesitter, schließlich sind es Profis, nur mit ihresgleichen, genau wie Kindermädchen und Mütter, die, wie mir aufgefallen ist, auf dem Spielplatz nie miteinander reden: Wie die Hundesitter und die Hundebesitzer bleiben sie jeweils unter sich. Und so wurden Miró und ich in Ruhe gelassen. Miró sah einen Augenblick zu den anderen Hunden hinüber, dann seufzte er und ließ sich langsam auf die Bank nieder, wobei er mich ein wenig mit dem Hinterbein schubste, um ausreichend Platz zum Hinlegen zu haben. Aber ich weigerte mich zu rutschen, und so musste er den Kopf über das Ende der Bank hängen lassen. Die Art und Weise, wie er das tat, gab mir zu verstehen, dass es sehr schwer ist, ein Hund zu sein.
Ich dachte an meine Mutter und ihre unerwartete Rückkehr. Es überraschte mich nicht, dass die Ehe gescheitert war - schon vom ersten Moment an, vor nicht einmal acht Monaten, war irgendetwas an Mr. Rogers komisch gewesen -, aber ich hatte geglaubt, sie würde länger als nur ein paar Tage halten. Mit meinem Vater war meine Mutter fünfzehn Jahre lang verheiratet gewesen, und drei Jahre mit ihrem zweiten Mann, also hatte ich angenommen, ihre dritte Ehe würde sich proportional dazu verhalten. Ich versuchte auszurechnen, wie viel Prozent von fünfzehn Jahren drei Jahre waren, um dann auszurechnen, wie lang die entsprechende Dauer bezogen auf drei Jahre war - konnten es vier Tage sein? Leider war ich noch nie gut in Mathe. Zahlen interessieren mich einfach nicht und erscheinen mir nicht so wirklich wie Wörter.
Doch ob es nun proportional war oder nicht, auf jeden Fall waren vier Tage enttäuschend kurz für eine Ehe. Und man könnte ja auch meinen, das Verhältnis müsste genau andersherum sein - mit jeder weiteren Ehe sollte man besser darin werden, nicht schlechter. Unter diesen Umständen würde meine Mutter, sollte sie es wagen, noch einmal zu heiraten, am Altar stehen gelassen.
Mein Vater hat nicht wieder geheiratet - die Frau, für die er meine Mutter verlassen hatte, war tragischerweise vollkommen unerwartet an Eierstockkrebs gestorben, bevor die beiden sich scheiden lassen und wieder heiraten konnten, der Krebs hatte sich als schneller erwiesen als das Scheidungsgericht; und ich glaube, dass sich mein Vater, obwohl er nicht religiös ist (meine Eltern wurden im Rainbow Room im Rockefeller Center von einem Richter getraut), durch diesen Tod in gewisser Weise bestraft fühlte, und seitdem hatte er zahlreiche kurze Affären mit viel jüngeren Frauen gehabt, die irgendwie alle die gleichen, unecht aussehenden blonden«Highlights»im perfekt gestylten braunen Haar trugen. (Ich habe keine Ahnung, ob das eine Frage des Alters oder ein Fetisch meines Vaters ist.)
Am Abend ging meine Mutter zu Hilda Temple, ihrer Lebensberaterin. Meine Mutter hatte jahrelang herkömmliche Therapien gemacht (genau genommen hatte sie die letzten paar Jahre beim Psychiater verbracht), doch kurz bevor sie Mr. Rogers kennenlernte, hatte sie entschieden, dass die herkömmlichen Therapien bei ihr«nicht wirkten», und eine Lebensberaterin aufgesucht. Eine Lebensberatung
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