Duddits - Dreamcatcher
eben die Hand schütteln zu wollen, überlegte es sich dann anders und salutierte stattdessen. Gene Cambry erwiderte den Gruß nicht. Er wirkte missmutig und verwirrt. »Willkommen bei der Amerikanischen Liga für Gerechtigkeit.«
»Ich hab ihn im Wald dabei erwischt, wie er mit den Internierten, die er bewachen sollte, weggelaufen ist«, sagte Jocelyn McAvoy. Ihr Gesicht war ausdruckslos; nur ihre Stimme klang verächtlich.
»Warum auch nicht?«, sagte Cambry. Er sah Kurtz an. »Sie wollten mich doch sowieso umbringen. Uns alle. Und machen Sie sich nicht die Mühe, mich anzulügen. Ich kann Ihre Gedanken lesen.«
Das brachte Kurtz nicht im Mindesten aus der Fassung. Er rieb sich die Hände und lächelte Cambry freundlich an. »Wenn Sie sich bewähren, denke ich ja vielleicht um, Bursche. Herzen sind dazu da, gebrochen zu werden, und der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können, und dafür sei der Herr noch mal ausdrücklich gelobt. Wen haben Sie da noch für mich, Jossie?«
Als er den zweiten Mann sah, war Freddy verblüfft. Und erfreut. Seiner bescheidenen Meinung nach hätte sich der Ripley niemand Besseren aussuchen können. Den Blödmann konnte sowieso keiner ausstehen.
»Sir … Boss … Ich weiß nicht, was ich hier soll … Ich habe die Entflohenen verfolgt, und diese … diese … es tut mir leid, aber ich muss es sagen: diese übereifrige dumme Ziege hat mich aus dem Einsatzgebiet abgezogen und …«
»Er ist mit ihnen geflohen«, sagte McAvoy in gelangweiltem Ton. »Und er steckt voller Ripley.«
»Das ist eine Lüge!«, sagte der Mann, der da an der Tür stand. »Das ist absolut gelogen! Ich bin vollkommen clean! Einhundert Prozent …«
McAvoy nahm ihrem zweiten Gefangenen die Schirmmütze ab. Das ansonsten schüttere blonde Haar des Mannes wirkte nun viel voller und sah aus, als wäre es rot gefärbt.
»Ich kann das erklären, Sir«, sagte Archie Perlmutter, und noch beim Sprechen wurde seine Stimme leiser. »Da gibt es … Verstehen Sie …« Dann verstummte er.
Kurtz strahlte ihn an, aber er hatte wieder seine Filtermaske aufgesetzt – das hatten sie alle –, und das verlieh seinem beruhigenden Lächeln etwas Unheimliches, wirkte wie der Gesichtsausdruck eines Kinderschänders, der einen kleinen Jungen auf ein Stück Kuchen einlädt.
»Es wird alles gut, Pearly«, sagte Kurtz. »Wir unternehmen nur eine kleine Spritztour, weiter nichts. Es gibt da jemand, den wir finden müssen, jemand, den Sie kennen …«
»Owen Underhill«, flüsterte Perlmutter.
»Genau, Bursche«, sagte Kurtz. Er wandte sich an McAvoy. »Bringen Sie diesem Soldaten sein Klemmbrett, McAvoy. Es geht ihm bestimmt schon viel besser, wenn er sein Klemmbrett hat. Dann können Sie mit der Jagd weitermachen. Darauf brennen Sie doch bestimmt.«
»Jawohl, Boss.«
»Aber erst schauen Sie sich noch das hier an. Ein kleiner Trick, den ich damals in Kansas gelernt habe.«
Kurtz nahm das Kartenspiel und warf es in die Luft. In dem böigen Sturmwind, der zur Tür hereinkam, flogen die Karten wild durcheinander. Nur eine landete richtig herum in der Mütze: das Pik Ass.
7
Mr. Gray hielt die Speisekarte und betrachtete interessiert und fast vollkommen verständnislos die Liste der Gerichte: Fleischkäse, Rote Bete in Scheiben, Brathähnchen, Schokoladencremetorte … Jonesy wurde klar, dass Mr. Gray nicht nur nicht wusste, wie Essen schmeckte; er wusste nicht einmal, was Geschmack überhaupt war. Wie sollte er auch? Im Grunde war er nichts weiter als ein Pilz mit einem verhältnismäßig hohen IQ.
Nun kam eine Kellnerin, die sich unter einem immensen Hochplateau aus festgesprühtem blondem Haar fortbewegte. Auf dem Schildchen an ihrem nicht unbeträchtlichen Busen stand: WILLKOMMEN BEI DYSART’S, ICH BIN IHRE KELLNERIN, DARLENE.
»Hallo, Schätzchen, was darf ich Ihnen bringen?«
»Ich hätte gern Rührei mit Bacon. Den Bacon bitte kross.«
»Toast dazu?«
»Wie wäre es mit Kannpfuchen?«
Sie runzelte die Augenbrauen und sah ihn über ihren Notizblock hinweg an. Hinter ihr, am Tresen, aß der Polizist irgendein fettiges Sandwich und unterhielt sich mit dem Koch.
»’tschuldigung – Kuchenpfann, wollte ich sagen.«
Ihre Augenbrauen hoben sich weiter. Ganz vorn in ihren Gedanken blinkte eine Frage so deutlich sichtbar wie ein Neonschild in einem Kneipenfenster: Hatte der Typ wirklich Probleme mit der Aussprache, oder wollte er sich über sie lustig machen?
Und Jonesy, der an seinem Bürofenster
Weitere Kostenlose Bücher