Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ihn Jonesy. Werde ein Mensch. Dann kannst du für den Rest deines Lebens meine Sinne ausprobieren. Sie sind noch ziemlich scharf; ich bin noch keine vierzig.
    Keine Antwort von Mr. Gray. Er schaute sich um, sah, dass niemand guckte, goss sich künstlichen Ahornsirup in den Kaffee, schlürfte ihn und sah sich dann schon nach seinem Bacon-Nachschlag um. Jonesy seufzte. Es kam ihm vor, als wäre er mit einem strenggläubigen Moslem unterwegs, den es im Urlaub irgendwie nach Las Vegas verschlagen hatte.
    Am anderen Ende des Restaurants war ein Durchgang. Auf einem Schild darüber stand: TRUCKERS’ LOUNGE & DUSCHEN. In dem kurzen Flur dahinter hingen etliche Telefone, vor denen mehrere Fernfahrer standen und jetzt bestimmt ihren Frauen und Chefs erklärten, dass sie nicht pünktlich kämen, dass sie in Maine von einem überraschenden Sturm aufgehalten würden, dass sie im Dysart’s Truck Stop ( unter Kennern auch Dry Parts genannt, dachte Jonesy) südlich von Derry seien und dort wahrscheinlich mindestens noch bis morgen Mittag bleiben müssten.
    Jonesy wandte sich von seinem Bürofenster mit dem Blick in die Raststätte zu seinem Schreibtisch, der nun mit seinem gewohnten Kram überhäuft war. Da war sein Telefon, das blaue Trimline. Wäre es möglich, Henry damit anzurufen? War Henry überhaupt noch am Leben? Jonesy glaubte schon. Er dachte, wenn Henry gestorben wäre, hätte er es in diesem Moment gespürt – vielleicht wäre es im Zimmer dunkler geworden. Elvis hat das Gebäude verlassen, hatte Biber oft gesagt, wenn er einen ihm bekannten Namen unter den Nachrufen erblickt hatte. So eine gekörnte Scheiße. Jonesy glaubte nicht, dass Henry schon das Gebäude verlassen hatte. Vielleicht plante Henry sogar noch eine Zugabe.

8
    Mr. Gray erstickte nicht an seinem zweiten Teller Bacon, aber als sich sein Unterbauch plötzlich zusammenkrampfte, brüllte er entsetzt auf. Du hast mich vergiftet!
    Ganz ruhig, sagte Jonesy. Du musst nur ein wenig Platz schaffen, mein Freund.
    Platz? Wie meinst …
    Er verstummte, als ein weiterer Krampf seine Eingeweide packte.
    Damit meine ich, dass wir jetzt besser mal ganz schnell für kleine Jungs gehen, sagte Jonesy. Meine Güte, habt ihr denn bei den ganzen Entführungen in den Sechzigern gar nichts über den menschlichen Körper gelernt?
    Darlene hatte die Rechnung liegen lassen, und Mr. Gray hob sie auf.
    Lass ihr fünfzehn Prozent auf dem Tisch liegen, sagte Jonesy. Das ist das Trinkgeld.
    Wie viel ist fünfzehn Prozent?
    Jonesy seufzte. Und das waren die Herren des Universums, die uns das Kino zu fürchten gelehrt hatte? Gnadenlose raumfahrende Eroberer, die nicht mal wussten, wie man kacken ging oder ein Trinkgeld kalkulierte?
    Wieder ein Krampf, dazu ein verhältnismäßig leiser Furz. Er roch, aber nicht nach Äther. Man muss sich auch über kleine Dinge freuen können, dachte Jonesy. Dann, an Mr. Gray gerichtet: Zeig mir die Rechnung.
    Jonesy betrachtete durch sein Bürofenster den grünen Zettel.
    Lass einen Dollar fünfzig liegen. Und als Mr. Gray skeptisch wirkte: Das ist nur ein guter Rat von mir, mein Freund. Wenn du ihr mehr gibst, bleibst du ihr als spendabelster Gast des Abends in Erinnerung. Und wenn du ihr weniger gibst, bleibst du ihr als Geizkragen in Erinnerung.
    Er spürte, wie Mr. Gray in Jonesys Daten die Bedeutung des Wortes »Geizkragen« nachschlug. Dann ließ er, ohne weiteren Kommentar, einen Dollarschein und zwei Vierteldollarmünzen auf dem Tisch liegen. Da das nun erledigt war, brach er zur Kasse auf, die sich auf dem Weg zur Herrentoilette befand.
    Der Polizist verdrückte immer noch seinen Kuchen – er aß verdächtig langsam, fand Jonesy –, und als sie an ihm vorbeikamen, spürte Jonesy, wie sich Mr. Gray als Wesen (als immer menschlicheres Wesen) auflöste und ausströmte, um dem Polizisten in den Kopf zu spähen. Da draußen war jetzt nur noch die rotschwarze Wolke, die Jonesys diverse Lebenserhaltungssysteme steuerte.
    Blitzschnell griff Jonesy zum Telefon auf seinem Schreibtisch. Für einen Moment wusste er nicht weiter.
    Wähl einfach 1800 HENRY, dachte er.
    Einen Moment lang hörte er nichts … und dann fing es an irgendeinem anderen Ende an zu läuten.

9
    »Petes Idee«, murmelte Henry.
    Owen, der am Steuer des Hummer-Jeeps (er war monströs groß, und er war laut, aber er hatte extrabreite Winterreifen und war so sturmfest wie die Queen Elizabeth II) saß, schaute zu ihm hinüber. Henry schlief. Die Brille war ihm auf die Nasenspitze

Weitere Kostenlose Bücher