Duddits - Dreamcatcher
Hand in den Schritt gelegt, der höllisch juckte. Wie auch seine Achselhöhlen und –
Er wendete den Kopf leicht und sah, dass Perlmutter ihn anstarrte – große, dunkle Augen in einem blassen, rot übertupften Gesicht.
»Was gucken Sie denn so?«, fragte Freddy.
Perlmutter wandte sich ab, ohne noch etwas zu sagen. Er schaute hinaus in die Nacht.
Kapitel 19
Die Jagd geht weiter
1
Mr. Gray genoss es, sich menschlichen Gefühlen hinzugeben, und Mr. Gray genoss das Essen der Menschen, aber Mr. Gray genoss es ganz bestimmt nicht, Jonesys Stuhlgang zu verrichten. Er weigerte sich anzusehen, was er da produziert hatte, zog einfach nur die Hose hoch und knöpfte sie mit leicht zitternden Händen zu.
Mann, willst du dir denn nicht den Hintern abwischen?, fragte Jonesy. Und spül wenigstens!
Aber Mr. Gray wollte nur noch raus aus der Kabine. Er nahm sich noch die Zeit, sich an einem der Waschbecken die Hände feucht zu machen, und wandte sich dann zum Ausgang.
Jonesy war nicht unbedingt überrascht, als er den Polizisten zur Tür hereinkommen sah.
»Sie haben vergessen, Ihren Reißverschluss zuzumachen, mein Freund«, sagte der Polizist.
»Oh. Stimmt. Danke, Officer.«
»Sie kommen aus dem Norden, nicht wahr? Geschehen ja große Dinge da oben, heißt es im Radio. Wenn man es denn empfangen kann. Vielleicht sogar Außerirdische.«
»Ich komme nur aus Derry«, sagte Mr. Gray. »Ich weiß nichts davon.«
»Darf ich fragen, weshalb Sie in einer solchen Nacht unterwegs sind?«
Sag ihm, du hast einen kranken Freund besucht, dachte Jonesy und verspürte eine gewisse Verzweiflung. Er wollte das nicht sehen und schon gar nicht in irgendeiner Form daran beteiligt sein.
»Ich habe einen kranken Freund besucht«, sagte Mr. Gray.
»Tatsächlich. Nun, Sir, ich würde gern Ihren Führerschein und die Wagen…«
Dann wurde der Blick des Polizisten schlagartig vollkommen ausdruckslos. Er ging steifbeinig zu der Wand mit dem Schild: DUSCHEN NUR FÜR FERNFAHRER. Dort stand er bibbernd einen Moment lang und versuchte sich zu wehren … und fing dann an, seinen Kopf mit großer Wucht und viel Schwung an die Fliesen zu knallen. Beim ersten Schlag flog ihm der Stetson vom Kopf. Beim dritten fing der Bordeaux an zu fließen, perlte erst auf die beigen Fliesen und spritzte dann.
Und weil er nichts dagegen tun konnte, griff Jonesy zu dem Telefon auf seinem Schreibtisch.
Es war tot. Während er seine zweite Portion Bacon verdrückt hatte oder zum ersten Mal als menschliches Wesen kacken war, hatte ihm Mr. Gray die Leitung gekappt. Jonesy war auf sich allein gestellt.
2
Trotz seines Entsetzens – oder vielleicht gerade deswegen – brach Jonesy in Gelächter aus, als seine Hände mit einem Dysart’s-Handtuch das Blut von der gefliesten Wand wischten. Mr. Gray hatte auf Jonesys Kenntnisse über das Verstecken und/oder Beseitigen von Leichen zurückgegriffen und war dabei förmlich auf eine Goldader gestoßen. Als lebenslanger Fan von Horrorfilmen, Thrillern und Krimis war Jonesy da in gewisser Hinsicht ein richtiger Fachmann. Selbst jetzt, als Mr. Gray das blutige Handtuch auf die triefnasse Uniformbrust des Polizisten fallen ließ (die Jacke hatte er ihm um den übel zugerichteten Kopf gewickelt), spulte sich vor Jonesys geistigem Auge ab, wie in Der talentierte Mr. Ripley, sowohl in der Verfilmung als auch in Patricia Highsmiths Roman, die Leiche von Freddy Miles beseitigt worden war. Es liefen auch andere Bänder, so viele durcheinander, dass Jonesy schwindelig davon wurde, wenn er zu genau hinsah, so wie es ihm immer erging, wenn er in die Tiefe schaute. Aber das war noch nicht das Schlimmste daran. Mit Jonesys Hilfe hatte der talentierte Mr. Gray etwas entdeckt, was ihm noch besser gefiel als knuspriger Bacon, ja, sogar noch besser, als aus Jonesys Zorn zu schöpfen.
Mr. Gray hatte das Morden für sich entdeckt.
3
Hinter den Duschen ging es in einen Umkleideraum. Dahinter führte ein Flur zum Schlafsaal für Fernfahrer. Auf dem Flur war niemand. Am anderen Ende befand sich eine Tür, die hinten aus dem Gebäude heraus auf eine verschneite Sackgasse führte. Aus den Schneewehen ragten dort zwei große grüne Müllcontainer. Eine Wandlampe warf einen fahlen Lichtschimmer und lange, lauernde Schatten. Mr. Gray, der schnell lernte, suchte den Leichnam des Polizisten nach dessen Autoschlüsseln ab und fand sie. Er nahm dem Mann auch die Pistole ab und steckte sie in eine mit einem Reißverschluss versehene Tasche von Jonesys
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