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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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abküssen. Er hört ihre ersten Worte: »Ich will zu meiner Mami.«
    Die Jungs kriegen das allein hin; sie brauchen keine Polizei und keinen Krankenwagen. Sie helfen ihr einfach nur den Hang hinauf und durch die Lücke im Bretterzaun, bringen sie dann durch den Strawford Park (statt der Mädchen in Gelb spielen dort jetzt Mädchen in Grün; und weder sie noch ihre Trainerin achten auf die Jungs oder auf ihre schmutzige, durchweichte Trophäe) und dann über die Kansas Street in die Maple Lane. Sie wissen, wo Josies Mutter und Vater sind.
    Und dort sind auch nicht nur die Rinkenhauers. Als die Jungs wieder zum Haus der Cavells kommen, stehen auf beiden Straßenseiten bis zur nächsten Ecke Autos geparkt. Roberta hatte vorgeschlagen, die Eltern von Josies Freundinnen und Schulkameradinnen einzuladen. Sie werden auf eigene Faust nach ihr suchen und die ganze Stadt mit Vermisst-Plakaten pflastern, sagt sie. Und das nicht an schattigen, abgelegenen Stellen (wo Suchplakate für vermisste Kinder in Derry normalerweise hinkommen), sondern dort, wo die Leute förmlich mit der Nase darauf gestoßen werden. Robertas Enthusiasmus ist so ansteckend, dass in den Augen von Ellen und Hector Rinkenhauer eine vage Zuversicht glimmt.
    Und die anderen Eltern gehen prompt darauf ein – als hätten sie nur auf eine solche Aufforderung gewartet. Roberta hat mit den Anrufen angefangen, kurz nachdem Duddits und seine Freunde losgezogen sind (zum Spielen, denkt Roberta, und zwar irgendwo in der Nähe, denn Henrys alte Mühle steht noch in der Auffahrt), und als die Jungs wiederkommen, drängen sich fast zwei Dutzend Leute im Wohnzimmer der Cavells, trinken Kaffee und rauchen Zigaretten. Den Mann, der gerade zu ihnen spricht, hat Henry schon mal gesehen, es ist ein Anwalt namens Dave Bocklin. Sein Sohn Kendall spielt manchmal mit Duddits. Ken Bocklin ist auch mongoloid, und er ist ganz in Ordnung, aber er ist nicht wie Duds. Aber jetzt mal im Ernst: Wer ist das schon?
    Die Jungs stehen am Eingang des Wohnzimmers, Josie in ihrer Mitte. Sie trägt wieder ihre große Plastik-Handtasche mit BarbieKen darin. Und ihr Gesicht ist sogar fast sauber, denn als Biber die vielen Autos gesehen hat, hat er es ihr vor dem Haus mit seinem Taschentuch abgewischt. (»Das war vielleicht ein komisches Gefühl«, gesteht er ihnen später, als das ganze Theater vorbei ist. »Da stehe ich und mache dieses Mädchen sauber, das einen Körper hat wie ein Playboy-Bunny und dabei schätzungsweise so viel Grips wie ein Rasensprenger.«) Zuerst sieht sie niemand, nur Mr. Bocklin, und auch der macht sich anscheinend nicht klar, was er da sieht, denn er redet einfach weiter.
    »Entscheidend dabei ist, dass wir mehrere Suchtrupps bilden, sagen wir mal, drei Paare pro … pro Trupp … und … dann … dann …« Mr. Bocklin wird langsamer wie eine Spieldose, die abläuft, und steht dann einfach nur noch glotzend vor dem Fernseher der Cavells. Ein Raunen geht durch die eilig einberufene Elternversammlung, die Leute verstehen nicht, was mit dem los ist, der eben noch so selbstsicher referiert hat.
    »Josie«, sagt er mit ausdrucksloser Stimme, die so ganz anders klingt als sein üblicher Gerichtssaalton.
    »Ja, so heißt sie«, sagt Hector Rinkenhauer. »Was ist los, Dave? Ist alles in …«
    »Josie«, sagt Dave und hebt eine zitternde Hand. Für Henry (und daher auch für Owen, der das mit Henrys Augen sieht) sieht er aus wie der Geist des künftigen Weihnachtsfestes, der auf Ebeneezer Scrooges Grab zeigt.
    Einer sieht sich um … zwei … vier … Alfie Cavells Augen, so groß und ungläubig hinter seiner Brille … und schließlich schaut sich auch Mrs. Rinkenhauer um.
    »Hallo, Mama«, sagt Josie ganz nebenbei. Sie hält ihre Handtasche hoch. »Duddie hat meine BarbieKen gefunden. Ich hab festgehangen in einem …«
    Der Rest wird übertönt von einem Freudenschrei. Henry hat in seinem ganzen Leben keinen solchen Schrei gehört, und obwohl es wunderbar ist, ist es doch irgendwie auch schrecklich.
    »Arschkrass«, sagt Biber ganz leise.
    Jonesy hält Duddits im Arm, den der Schrei erschreckt hat.
    Pete sieht Henry an und nickt ihm kaum merklich zu: Haben wir gut gemacht.
    Henry erwidert das Nicken. Ja, das haben wir.
    Es ist vielleicht nicht ihre größte Stunde, aber es ist sicherlich ein guter zweiter Platz. Und als Mrs. Rinkenhauer ihre Tochter schluchzend in die Arme schließt, tippt Henry Duddits auf den Arm. Als sich Duddits zu ihm umsieht, küsst ihn Henry sanft auf

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