Duddits - Dreamcatcher
Ed Davis und Franklin Roberts hatten in der Nähe von Emporia ganz ähnliche kleine Farmen betrieben, nicht weit von der Farm, die Kurtz’ Familie gehörte (die damals natürlich nicht Kurtz hieß). Davis, bei dem schon immer eine Schraube locker gewesen war, hatte sich immer mehr in den Glauben hineingesteigert, sein Nachbar Roberts, den er nicht ausstehen konnte, sei darauf aus, ihm seine Farm wegzunehmen. Roberts verbreite in der Stadt Geschichten über ihn, behauptete Ed Davis. Roberts vergifte ihm die Ernte, Roberts setze die Bank von Emporia unter Druck, Davis die Kredite zu kündigen.
Und dann, erzählte ihnen Kurtz, fing Ed Davis einen tollwütigen Waschbären und setzte ihn in seinem Hühnerstall aus – in seinem eigenen Hühnerstall. Der Waschbär zerpflückte die Hühner links und rechts, und als er mit dem Abschlachten fertig war, gelobt sei der Herr, pustete Farmer Davis Mr. Waschbär den schwarzgrau gestreiften Kopf weg.
Sie saßen schweigend in dem dahinrollenden eiskalten Humvee und hörten zu.
Ed Davis lud die ganzen toten Hühner – und den toten Waschbären – auf seinen Pick-up, fuhr damit bei Neumond auf das Grundstück seines Nachbarn und warf die Tierkadaver in die beiden Brunnen von Franklin Roberts – in den Viehbrunnen und den Hausbrunnen. Dann, am Abend drauf, voll des guten Trunkes und wie ein Irrer lachend, rief Davis seinen Feind an und erzählte ihm, was er getan hatte. War ganz schön heiß heute, was?, erkundigte sich Davis und lachte dabei so, dass Franklin Roberts ihn kaum verstand. Was haben du und deine Mädels denn getrunken, Roberts? Das Waschbären-Wasser oder das Hühner-Wasser? Ich kann’s dir nicht sagen, denn ich weiß nicht mehr, was ich in welchen Brunnen geworfen habe! Ist das nicht wirklich schade?
Gene Cambrys linker Mundwinkel zuckte ununterbrochen, als hätte er einen Schlaganfall erlitten. Der Ripley, der in der Mittelfalte seiner Stirn wuchs, war mittlerweile so weit fortgeschritten, dass Mr. Cambry aussah, als hätte man ihm die Stirn gespalten.
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte er. »Wollen Sie damit sagen, dass Pearly und ich nicht mehr wert sind als ein paar tollwütige Hühner?«
»Achten Sie auf Ihre Worte, wenn Sie mit dem Boss reden, Cambry«, sagte Freddy. Seine Atemmaske bewegte sich beim Sprechen auf und ab.
»He, Mann, ich scheiß auf den Boss. Dieser Einsatz ist vorbei! «
Freddy hob eine Hand, als wollte er Cambry über den Sitz hinweg eine Ohrfeige verpassen. Cambry reckte sein trotzig und verängstigt blickendes Gesicht vor. »Na los, Dicker. Aber vielleicht sollten Sie sich vorher noch einmal Ihre Hand ansehen, dass da auch ja keine Kratzer sind. Denn mehr als einen kleinen Kratzer braucht es nicht.«
Freddy behielt seine Hand noch kurz oben und ließ sie dann wieder aufs Lenkrad sinken.
»Und übrigens, Freddy: Sie sollten aufpassen, was sich hinter Ihrem Rücken tut. Wenn Sie glauben, der Boss würde Zeugen hinterlassen, dann sind Sie verrückt.«
»Verrückt, ja«, sagte Kurtz herzlich und kicherte. »Viele Farmer werden verrückt. Das war jedenfalls damals so, als es noch keinen Willie Nelson und keine Benefizkonzerte für Not leidende Bauern gab. Das harte Leben, schätz ich mal. Der arme alte Ed Davis war am Ende ein Fall für die Veteranenbehörde – er hatte im zweiten Krieg gekämpft, müssen Sie wissen –, und bald nach der Sache mit den Brunnen gab Frank Roberts seine Farm auf, zog nach Wichita und wurde dort Landmaschinenvertreter. Und es war auch keiner der Brunnen eigentlich vergiftet. Er ließ einen staatlichen Wasserinspektor kommen und Proben nehmen, und der meinte, mit dem Wasser sei alles in Ordnung. Auf diesem Wege ließe sich Tollwut sowieso nicht übertragen, sagte er. Ich frage mich, ob sich Ripley wohl so übertragen lässt?«
»Nennen Sie es wenigstens beim richtigen Namen«, spie Cambry förmlich. »Es heißt Byrus. «
»Byrus oder Ripley, das ist doch gehupft wie gesprungen«, sagte Kurtz. »Diese Typen wollen unsere Brunnen vergiften. Unsere kostbaren Säfte vergiften, wie jemand mal gesagt hat.«
»Das alles ist Ihnen doch scheißegal!«, spie Pearly. Freddy zuckte tatsächlich zusammen, so giftig klang Perlmutters Stimme. »Ihnen geht es doch nur darum, Underhill zu kriegen.« Er hielt inne und sagte dann in klagendem Ton: »Sie sind wirklich verrückt, Boss.«
»Owen!«, rief Kurtz, kregel wie ein Backenhörnchen. »Den hätte ich fast vergessen! Wo ist er, Jungs?«
»Vor uns«, sagte
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